Ashes to Ashes (German Edition)
unkontrollierten Zügen
aus, während Taylor dies tat. Was um alles in der Welt bereitete ihm verflucht
noch mal solche Schmerzen dabei?
Abwesend betrachtete er Taylors Gesicht, wie es
sich zu einem Schatten verfinsterte.
„Wie hast du das gemacht, Duncan?!“ Die Frage
klang beiläufig und so, als erwarte er keine Antwort darauf.
„Hast du deinen Körper als Schild benutzt?!“
Erst als Duncan an sich hinab blickte, verstand
er, was Taylor meinte und der Anblick seines eigenen Oberkörpers ließ Übelkeit
in ihm aufsteigen.
Seine Haut, vielleicht sogar sein Fleisch waren
tief gespalten. Der Riss zog sich von links - knapp unterhalb seines
Schlüsselbeines bis nach unten, verschwand hinter dem zerfetzten Stoff seiner
blutgetränkten Hose.
Hastig griff er nach Taylors Hand, als dieser
versuchte, den gespaltenen Bund der Beinkleider hinunter zu ziehen, blickte
wenig später in das irritierte Funkeln seiner fragenden Augen.
„Ich muss mir das ansehen!“
Doch Duncan schüttelte den Kopf, schluckte,
während ihn eine neue Welle heftigen Schmerzes durchfuhr. Er sollte sich nicht
bewegen. Jedes Mal, wenn er sich rührte, stockte ihm der Atem. Dann kam es ihm
so vor, als würde man ihn innerlich mit tausend Messern aufspießen.
„Darum kümmere ich mich selbst!“, gab er zur
Antwort.
Ein heiseres Lachen drang von einem der
provisorischen Betten zu ihnen herüber. Duncan erschauderte, denn er erkannte,
dass es Erik war, der dort hockte. Sein blasser Teint schien noch weißer als
sonst und seine Hand ruhte auf einem seiner Beine, dort, wo ein schmutziger
Verband saß. Hatte er sie also die ganze Zeit stillschweigend beobachtet? Und
wenn der Mistkerl hier war, wer stand dann an Christens Seite, wer um alles in
der Welt deckte dem Prinzen den Rücken, wenn es nötig war?!
„Ich muss zurück“, säuselte Duncan leise, sah
nicht, wie Taylor die Augen verdrehte.
„ Der dort könnte zurück!“, flüsterte er
genervt. „Die kleine Wunde am Bein hat zwar wie verrückt geblutet, war aber
nicht der Rede wert. Jetzt meint er, er kippt um, wenn er sich auch nur einen
Schritt von seinem Lager weg bewegt! Schwächling! Und so einem muss ich
gehorchen, weil er der Handlanger des Prinzen ist!“
„Kannst du mich zusammenflicken?“, unterbrach
Duncan Taylors Wortfluss, erhielt ein Stirnrunzeln zur Antwort und erwiderte die
besorgten Blicke seines Gegenübers.
„Ich bin kein Heiler, kein Arzt, Duncan. Aber
ich kann die Wunde nähen, wenn du mich lässt!“
Flüchtig huschten Taylors Augen zu Duncans
Schritt.
„Der pisst nicht mal mit den anderen Männern!
Also denk nicht mal daran, dass er dich an sein Heiligtum lässt!“, raunte Erik
belustigt, beendete seinen Satz mit einem „Argh“, da ihm die Wunde am Bein doch
so sehr zusetzte.
„Flick mich zusammen! Um den Rest kümmere ich
mich selbst!“
Er ließ es über sich ergehen, versuchte an etwas
anderes zu denken als an Schmerz, der sich ihm bei jeder Bewegung, bei jedem
Stich unweigerlich aufdrängte.
„Es ist gleich vorüber“, versuchte Taylor ihn zu
beruhigen.
„Du bist sicher, dass du den Rest alleine
erledigen willst? Es fehlen nicht mehr viele Stiche. Die Wunde war oben tiefer
als hier, aber sie sollte dennoch versorgt werden!“
Ein Nicken.
„Nun gut…“ Zögerlich streckte Taylor ihm die
Nadel entgegen. „Du weißt, dass ich ein Mann bin, Duncan? Und du weißt auch,
dass du da nichts hast, was ich nicht schon zig Male gesehen hätte…“
Mit zitternden Händen nahm der Ritter ihm die
Nadel aus der Hand.
„Lass mich allein!“
Taylor verschwand ohne ein weiteres Wort,
schüttelte nur immer wieder den Kopf. Weshalb stellte sich der Kerl nur so an?
Er hatte noch nie jemanden erlebt, der derart verschämt war! Man könnte ja
meinen, er wolle etwas verbergen, was niemand jemals sehen oder wissen sollte.
Vielleicht war Duncan ja eine Frau! Vielleicht
hatte er seinen Schritt nur ausgestopft, vielleicht…
Mit einer fahrigen Bewegung strich sich Taylor
durch das Haar. Er wurde langsam verrückt!
Nichts sprach dafür, dass dieser junge Mann eine
Frau hätte sein können! Seine Stimme war zu tief, die Brust flach und mit
Sicherheit hätte er es vorhin bemerkt, wenn der Inhalt seiner Hose nicht echt
gewesen wäre, als er kurz unabsichtlich mit der Hand darüber geglitten war.
/Ich brauche unbedingt mal wieder ein Weib!/
Und da war es wieder! Bei diesem Gedanken, den
er in
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