Ashes to Ashes (German Edition)
nachdem… wisst
Ihr noch?“
Natürlich wusste er es noch! Er konnte sich
zurück erinnern als wäre es erst gestern gewesen und als läge nicht bereits ein
Krieg zwischen der Vergangenheit und dem bitteren Jetzt.
„Auf dem Rückweg habe ich den Bogen nach Norden
geschlagen und sah Euere Stute am Wegrand stehen. Ich bin den Fußabdrücken im
Schnee gefolgt…“
„Ich will ihn jetzt nicht sehen! Weshalb soll
ich immer springen, wenn nach mir verlangt wird?!“
Es war keine wirkliche Frage.
Die Antwort wussten sie beide sowieso. - Weil es
seine Pflicht war, dem König, seinem Vater, Gehorsam zu leisten. Weil es
undenkbar war, dies nicht zu tun, denn…
„Wie lange seid Ihr schon hier?“, unterbrach ihn
Duncan vorsichtig. „Euer Cape ist nass. Ihr habt den Krieg überlebt und wollt
Euch etwa jetzt hier den Tod holen?“
„Ich friere nicht!“
„Deswegen zittert Ihr also!“
„Unsinn. Versuch nicht auf mich einzureden,
Duncan! Ich werde jetzt nicht zurück reiten! Die Stadt ist mir zu voll. Ich bin
froh, sie unbemerkt verlassen zu haben!“
„Die Stadt ist Euretwegen voll! Was soll ich
Eurem Vater sagen?“
Christen antwortete nur mit einem gleichgültigen
Schulterzucken.
„Sag, dass du mich nicht gefunden hast!“
„Ich bin kein guter Lügner!“
Daraufhin verfielen sie für einen Augenblick in
lautloses Schweigen, hielten sich beide in ihren eigenen Gedanken auf, ohne den
anderen daran teilhaben zu lassen.
„Denkt Ihr anders darüber?“ Duncans Stimme klang
unsicher, so dass er sich insgeheim am liebsten dafür geohrfeigt hätte.
„Worüber? Dass du kein guter Lügner bist? Warum
sollte ich?“
Christen stand so ruckartig auf, dass es Duncan
irritiert die Stimme verschlug.
„Ich sehe schon“, lachte der Prinz leise. „Du
hast anscheinend vor, mich zu belagern, bis ich endlich zustimme und dich zurück
zum Schloss begleite…“
Nachdenklich legte er sich den behandschuhten
Zeigefinger an die Unterlippe und drehte die Augen nach oben, um seinem
Gegenüber deutlich zu machen, dass er angestrengt über etwas nachsinnen musste.
„… Ich komme mit, … wenn du es schaffst, mich
auf der Strecke zu den Baumreihen dort drüben einzuholen!“
Und plötzlich rannte er los, mit großen
Schritten, ließ einen verwundert dreinblickenden jungen Ritter hinter sich
zurück, der die Stirn in Falten legte.
„Christen, lasst doch die Kindereien“, murmelte
Duncan aus zusammengepressten Zähnen. Christen blieb ruckartig stehen, in
sicherer Entfernung.
„Wenn sich der edle Ritter natürlich zu fein ist
für ein kleines Kinderspiel, dann wird er wohl ohne den Prinzen zurück zum König
gehen müssen. Er möge sich dort allerdings nicht beklagen, wenn ihn Groll und
Donner treffen!“, pfiff der Prinz mit ironischem Unterton schnippisch zurück.
Einen weiteren Augenblick lang starrten sie sich
beide einfach nur stumm an. Christen trug noch immer ein spitzbübisches Lächeln
auf den Lippen, als er angestrengt darauf wartete, dass sein Gegenüber endlich
begriff, wie ernst es ihm tatsächlich war.
Duncan machte einen plötzlichen Satz und
sprintete los, seine schweren Stiefel versackten wie Steine in der frischen
Schneedecke und raubten ihm den Atem, da ihn jede Bewegung unendliche
Anstrengung kostete.
Christen hatte nicht weniger Probleme, doch er
jagte einfach blind davon und kümmerte sich nicht um die Unebenheiten unter
seinen Füßen.
Er lachte hin und wieder laut - so unbeschwert,
wendete den Blick nach hinten.
„Ich glaube, so wird das nichts, Duncan! Wo hast
du denn deinen eleganten braunen Stoffmantel gelassen? Er hätte dir vielleicht
weniger Probleme bereitet als die schwere Rüstung, die du angelegt hast!
Vielleicht solltest du…“
Etwas klirrte hinter dem Prinzen, als er wild
und atemlos weiter voran preschte und sich allmählich den ersten Baumreihen
näherte.
„Wo bleibst du, Soldat…“, wollte er nach hinten
brüllen, da er Duncan in einiger Entfernung erwartete und seinen Sieg bereits
vor Augen hatte, doch er schrie überrascht auf, als er plötzlich einen festen
Ruck in seinem Rücken verspürte und durch die Wucht des Kontaktes das
Gleichgewicht verlor.
Sie gingen beide zu Boden. Christen zwinkerte
überrascht, sah Duncan über sich.
/…/
Sie keuchten schwer, ihre Wangen hatten sich
etwas gerötet. Gegenseitig konnten sie das heftige Auf und Ab ihrer Brust
spüren, die von
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