Ashes to Ashes (German Edition)
wollen und er beschloss, Gabriel zu sich zu rufen.
„Ihr wünscht, mein König?“, begrüßte dieser Alba
mit geheuchelter Demut. Der König winkte die Gebärde gelangweilt ab.
„Ich will mit Duncan sprechen!“
Gabriels Miene wirkte überrascht, doch die
Falten in seiner Stirn verstrichen so schnell sie gekommen waren.
„Wie es der Zufall so will, waren wir sowieso
gerade auf dem Weg zu Euch! Ich war der Meinung, es ziemt sich für einen Ritter
des königlichen Trosses, dem König dankbar seine Aufwartung zu machen, doch der
Bursche hat sich geweigert, deshalb verzeiht diese rohe Szene vor Euren Augen!“
Eigentlich wusste er selbst nicht, was er da
faselte, doch insgeheim belustigte ihn der verwirrte Gesichtsausdruck seines
Gegenübers, ebenso Duncans starre Miene, als er sich vermeintlich mit einem
harten Ruck selbst von den Griffen der Männer befreien konnte. Natürlich hatten
sie ihn auf ein Zeichen Gabriels losgelassen.
Weglaufen würde der Bursche jetzt wohl nicht
mehr, da der König nach ihm gefragt hatte.
Demütig verneigte sich der junge Ritter vor
Alba.
„Erhebe dich, Junge!“
/Wieso nennt er mich immer so?!/
„Sag mir, wo ich meinen Sohn finde! Es macht
mich rasend, wenn ich ihm jedes Mal eine Schar meiner Diener hinterher schicken
muss, nur um ihn zu einer Unterredung zu bitten!“
„Verzeiht, Hoheit…“, begann Duncan vorsichtig -
er hatte mit einem anderen Gesprächsthema gerechnet.
„… Ich kann Euch nicht sagen, wo sich der Prinz
aufhält. Ich selbst habe ihn nicht weg reiten sehen!“
„Du lügst doch!“, mischte sich Gabriel ein und
klapste Duncan dabei an den Hinterkopf, dass sich dieser abrupt zu dem Prinzen
umdrehte, um ihm an die Gurgel zu springen.
Aber die Worte des Königs vereitelten sein
Vorhaben, denn er durfte sich vor dem Herrscher nicht so gehen lassen. Also
beließ er es bei einem gemeinen Schimpfwort in seinen Gedanken. Er könnte es
Gabriel ja auch später noch mitteilen…
„Wo treibt er sich nur wieder herum?!
Wahrscheinlich in irgendeinem Freudenhaus der Stadt! Ich habe ihm schon so oft
angeboten, ihn…“ Als er bemerkte, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen
hatte, brach er den Satz ab und räusperte sich stattdessen.
„Geh ihn suchen und nimm Erik mit! Irgendwo muss
er ja zu finden sein!“ Ein nachdrückliches Handwedeln gab Duncan zu verstehen,
dass er nun seiner neuen Aufgabe nachkommen sollte. Er wollte sich gerade
abwenden, als Alba ihm zurief: „Warte noch! Weshalb erscheinst du hier in so
lumpigem Aufzug?! Zieh deine Rüstung an, oder willst du die königlichen Truppen
beleidigen? Ihr wart siegreich, also kleidet euch auch wie Sieger!“
„Mein König… ich…“
„Du kannst jetzt gehen! Ich erwarte, dass
Christen mich bald aufsucht!“
Alba wendete sich um und schritt auf seine Frau
zu, schüttelte dabei grimmig den Kopf und wechselte einige Worte mit der
Königin.
Duncan hätte so gerne eine Antwort gegeben. -
Auf die Frage, weshalb er keine Rüstung trug, weshalb er… aber das würde er wohl
auf später verschieben müssen. Vielleicht würde es der König auch irgendwann
anderweitig erfahren. Oder aber…
Erneut zog er sich die Kapuze über den Kopf,
wendete sich in Gedanken versunken ab, ließ sich durch die Menge treiben.
Dass Gabriel ihn mit seinen Handlangern
plötzlich nicht mehr verfolgte, fiel ihm erst auf, als er den Stall erreichte.
Oder vielleicht wartete der Prinz auch einfach
nur ab.
Es machte ihm wohl besonderen Spaß, ihn aus dem
Nichts heraus zu überfallen, so wie er es auch vorhin getan hatte.
Plötzlich waren sie aufgetaucht, als er um eine
Straßenecke bog und hatten ihn gepackt. Zu welchem Zweck, wusste er bis jetzt
nicht, doch es hatte ihm großes Unbehagen bereitet, als sie ihn in den
Schlosshof schleiften, den er doch versucht hatte, zu meiden.
Abwesend stricht er sich mit der rechten Hand
durch das Haar, da fiel ihm plötzlich Erik ein, mit dem er sich gemeinsam hatte
auf die Suche begeben sollen. Doch er zuckte lediglich kurz mit den Schultern,
denn er hatte nun wirklich keine Lust, den Rotschopf zwischen all den Menschen
ausfindig zu machen.
Er würde Christen schon finden.
Vielleicht wusste er ja bereits, wo er war.
Doch bevor er los ritt, sollte er die Quartiere
aufsuchen. Er brauchte eine Rüstung.
Es war ein Befehl des Königs, auch wenn er sich
fremd und verloren darin fühlen würde…
~21~
Neuanfang
Stille
Weitere Kostenlose Bücher