Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
Vom Netzwerk:
von hässlichem Narbengewebe, zurückgeblieben nach einem Sturz ins Feuer, als er noch ein Säugling gewesen war. Es gab so viele Kinder hier mit ähnlichen Entstellungen, schrecklichen Narben von Verletzungen, die ein englisches Kind niemals überlebt hätte. «Bwana sagt bringen.»
    Er hievte die alte Ledertasche in die Höhe, die ihnen als Hausapotheke diente. Bea hatte keine Ahnung, was sie enthielt. Das war Platts Domäne. Dem Jungen folgte Frederick mit einem großen Eimer mit dampfendem Wasser und sauberen Tüchern über dem Arm.
    «Hier», sagte er. «Kann ich sonst noch etwas tun?»
    Bea trat zwischen Frederick und den Eingang zur Hütte. «Wir haben alles unter Kontrolle», erklärte sie hoheitsvoll.
    Frederick schaute zu Addie hinüber, die über Njombo gebeugt war, dann sah er Bea an. «Ja, das sehe ich.»
    Bea war wütend. Es war ja nun wirklich kein Kunststück, einen kleinen Jungen zum Wasserholen zu schicken. Ja, wenn Frederick selbst da drinnen gewesen wäre und versucht hätte, den Mann zusammenzuflicken. Aber bis heute hatte sie nicht erlebt, dass Frederick auch nur jemandem ein Pflaster aufgeklebt hätte. Trotzdem besaß er die Unverschämtheit, sie derart von oben herab zu behandeln, nur weil sie versäumt hatte, etwas zu lernen, von dem sie nie gewusst hatte, dass sie es einmal brauchen würde. Und sie hätte es auch nie gebraucht, wenn er nicht zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt in ihr Leben eingebrochen wäre.
    «In Mayfair war an so etwas kein Bedarf», sagte sie ärgerlich.
    «Wir sind hier nicht in Mayfair.»
    «Glaubst du, das weiß ich nicht?»
    «Manchmal nicht», Frederick zog eine Augenbraue hoch.
    «Oh, hallo.» Addie kam mit rußigem Gesicht und tränenden Augen aus der Hütte gestolpert. Sie stützte sich mit einer Hand an die Wand. «Habt ihr das Wasser?»
    «Wasser und Verbandszeug», sagte Frederick. Er übergab ihr den Eimer und schnalzte mit den Fingern nach dem Jungen, der sofort zu ihm kam.
    «Danke.» Addie nahm die Tücher über den Arm und warf über die Schulter einen Blick zurück in die Hütte. «Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Er hat eine oberflächliche Kopfwunde, die sehr stark geblutet hat. Ich kann natürlich nichts versprechen, aber die Verletzungen scheinen größtenteils oberflächlicher Natur zu sein.»
    «Größtenteils?»
    «Seine Hand sieht ziemlich schlimm aus. Der eine Finger hängt nur noch an … na ja.» Sie presste die Lippen aufeinander. «Ich kann versuchen, ihn wieder anzunähen, aber die Gefahr einer Infektion …»
    «Niemand erwartet Wunder», sagte Frederick.
    Aus irgendeinem Grund schien sie das zu ärgern. Sie straffte den Rücken und warf ihm einen Blick zu, der auf Bea wie eine Zurechtweisung wirkte. «Das ist kein Grund, sich zu drücken.»
    Mit Eimer und Tüchern kroch sie wieder in die verqualmte Hütte. Frederick hatte einen geistesabwesenden Ausdruck im Gesicht, während er zusah, wie sie neben Njombo niederkniete. Addie hatte ihren hässlichen Hut abgelegt. Ihr lockiges Haar war zerzaust, ihr Gesicht und ihre Arme waren rußverschmiert, und trotzdem empfand Bea ein seltsames Frösteln der Furcht. Es erinnerte sie an das erste Mal, als sie Marcus und Bunny zusammen gesehen hatte, wie sein Blick auf ihr geruht hatte.
    Unsinn natürlich. Aber dennoch …
    «Du hast etwas vergessen», sagte Bea zu ihrem Mann.
    «Wie?» Frederick war zu sehr damit beschäftigt, Addie zu beobachten, um gleich zu reagieren. «Ja? Was denn?»
    «Unsere Drinks», sagte Bea. «Mach sie stark.»

Kapitel  18
New York, 1999
    D u bist betrunken», sagte Clemmies Mutter zu Tante Anna.
    Tante Anna drehte sich von ihr weg. «Ich bin vielleicht betrunken, aber ich werde auch morgen noch ehrlich sein, und du wirst weiterhin lügen wie gedruckt. Du bist diesem Miststück dein Leben lang in den Hintern gekrochen. Und was ist mit
ihr
? Was ist mit unserer Mutter?»
    Die Worte hingen zwischen ihnen in der Luft.
    Clemmies Mutter atmete einmal tief durch. «Clemmie, die Leute vom Catering Service, sieh doch mal nach, ob sie was brauchen.»
    «Gleich», sagte Clemmie. Jemand musste Tante Anna in ein Taxi setzen oder zu Bett bringen. Sie redete blühenden Unsinn. Und wie ihre Mutter aussah, gefiel Clemmie auch nicht. Jetzt, wo Granny Addie nicht mehr da war, schien es, als wäre die letzte Schranke gefallen, die Clemmies Mutter vom Tod trennte. Sie war achtundsiebzig, und heute sah man ihr jedes einzelne Jahr an. «Tante Anna möchtest du …»
    «Nein.» Tante

Weitere Kostenlose Bücher