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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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Senioren in Frage gestellt hatte? «Ich wollte nur die Interessen des Mandanten wahren.»
    Paul schüttelte traurig den Kopf. «Genau das ist das Problem, Clementine. Wenn es nur ein Missgeschick gewesen wäre, aber derartige Entscheidungen sind Sache Ihres Urteilsvermögens.»
    Er sah sie gespannt an, als wartete er auf eine Erwiderung von ihr. Clemmie hatte keine Ahnung, was sie dazu sagen sollte.
    «Manchmal», sagte sie schließlich, «sind vernünftige Leute eben unterschiedlicher Meinung.»
    Paul sah sie mitleidig an. «In einer Universitäts-Übung vielleicht.» Er schnappte sich wieder den Football und drückte ihn in den Händen. Clemmie hätte ihn ihm am liebsten weggerissen. Sie hasste dieses verdammte Ding. «Wie Sie zweifellos wissen, ist der Ausschuss letzte Woche zusammengetreten. Die Entscheidung wird morgen bekanntgegeben.»
    «Ja», sagte Clemmie vorsichtig. «Ich habe so etwas gehört.»
    Paul kippte seinen Sessel wieder nach hinten und wäre dabei mit dem Kopf beinahe an eine Porträtaufnahme seiner hypothetischen Sprösslinge gestoßen. «Als Ihr Teamleiter wollte ich persönlich mit Ihnen sprechen, bevor das Memo rausgeht.»
    «Danke», sagte Clemmie.
    Paul legte den Football auf den Schreibtisch und beide Hände darüber. «Zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass alle im Ausschuss sich sehr beeindruckt über Ihre Arbeit bei uns geäußert haben.»
    Da ihr ein weiteres Danke überflüssig schien, nickte sie nur. Bitte, komm endlich zur Sache, dachte sie, gratulier mir und lass mich gehen. Genug Folter. Genug Plastikbälle.
    «Aber es wurden auch Bedenken geäußert. Hinsichtlich Ihres Engagements und …», Paul sah sie vielsagend an, «Ihres Urteils.»
    Was? Clemmie wäre beinahe der Block vom Schoß gerutscht. Sie bekam ihn in letzter Sekunde zu fassen. Sie merkte, dass sie leicht zu schwitzen begann.
    «Schließlich ist der Ausschuss zu dem Schluss gekommen, dass wir uns dieses Risiko einfach nicht leisten können. Es war eine schwere Entscheidung», fügte er hinzu. «Das sollten Sie wissen.»
    Schwer? Clemmie war fassungslos. Eine schwere Entscheidung? Sie hatte jahrelang sieben Tage in der Woche zwanzig Stunden in dieser Kanzlei verbracht. Sie hatte ihre Familie und ihre Freunde vernachlässigt. Sie hatte keinen Schimmer, was im Fernsehen lief, weil sie seit dem Studium nicht mehr ferngesehen hatte. Sie hatte kein Buch gelesen. Sie hatte die Taufe ihres Patenkindes wegen eines Probealarms der Feuerwehr verpasst, der sich als Jux herausgestellt hatte. Sie hatte ihre beschissene Verlobung wegen der Firma gelöst. Das konnte nur ein Witz sein.
    «Das ist nicht Ihr Ernst.»
    Paul bemühte sich, gütig und verständnisvoll auszusehen. «Wir alle halten sehr viel von Ihren Fähigkeiten und Ihrer Mitarbeit, Clementine. Aber ein guter Mitarbeiter ist nicht unbedingt ein guter Partner. Es gibt gewisse Qualitäten, die für uns bei einem Partner unerlässlich sind.»
    «Qualitäten, wie Sie sie besitzen?» Clemmie traute ihren Ohren nicht. Das konnte nicht wahr sein. Nein, das war nicht wahr.
    Paul verstand den Sarkasmus nicht. «Genau», sagte er selbstgefällig.
    Wenn sie also ein Arschloch erster Güte ohne Führungseigenschaften wäre, dann hätte sie es geschafft?
    «Das gibt’s einfach nicht», murmelte sie.
    Sie schlief, sie halluzinierte, keine Ahnung, aber das konnte einfach nicht wahr sein. Sie hatte sich jahrelang abgeschuftet, nie aufgemuckt, immer hatte die Firma an erster Stelle gestanden …
    «Natürlich hoffen wir», sagte Paul, «dass Sie in Betracht ziehen werden, als Mitarbeiterin zu bleiben. Jeder hier bewundert Ihre Produktivität, und es würde uns freuen, wenn Sie uns erhalten blieben. Gegen Ihre Leistung hat niemand etwas einzuwenden», erklärte er in diesem falschen gütigen Ton, «es geht einzig um Ihre Urteilsfähigkeit.»
    «Danke.» Sie hätte ihm auf den Teppich gekotzt, wenn sie etwas im Magen gehabt hätte. Aber sie hatte heute Morgen nur eine halbe Tasse kalten Kaffee getrunken.
    «Wenn Sie sich entscheiden sollten, uns zu verlassen, werden Sie hoffentlich gern an CPM zurückdenken. Ich weiß von mehreren Mandanten, die Sie gern in ihrer Rechtsabteilung anstellen würden.»
    Sie hielt das nicht aus. Sieben Jahre. Sieben Jahre hatte sie geopfert, damit er ihr sagen konnte, sie besäße nicht die richtigen
Qualitäten
? Paul monologisierte endlos weiter, von Rechtsabteilungen, Mandantenbeziehungen, bleibender Verbindung zu CPM , bla, bla, bla. Als sollte

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