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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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Antwort genug. «Ich habe ihr gesagt, dass ich die Scheidung will. Ich sagte, es sei mir gleich, wer sie beantragt, sie oder ich. Und ich habe ihr gesagt, dass ich dich liebe.»
    Addie versuchte, ihre verkrampften Hände zu entspannen. «Und was hat Bea gesagt?»
    «Sie hat gelacht.» Frederick drückte die Finger an die Schläfen. «Ich höre es jetzt noch. Sie hat gar nicht mehr aufgehört zu lachen. Und dann sagte sie …» Seine Stimme wurde lauter, als er versuchte, Beas Ton nachzuäffen. «Scheidung kenn ich schon, Darling, wie langweilig.»
    Nur das Ticken der Uhr war im Zimmer zu hören.
    «Danach ist es nur noch schlimmer geworden.» Fredericks Stimme war tonlos. Er griff nach der Karaffe, um sich nachzuschenken. Diesmal sagte Addie nichts. «Ich sagte ihr, dass ich mich scheiden lassen würde, ob sie es langweilig fände oder nicht. Und sie sagte: ‹Das möchte ich sehen.› Daraufhin …»
    «Ja?»
    «Ich habe sie eine verlogene Hure genannt.» Fredericks Gesicht war voll Abscheu vor sich selbst. «Ich sagte, sie wäre nicht besser als eine rollige Straßenkatze, und kein Gericht der Welt würde ihr gegen mich recht geben. Und ich sagte, die Mädchen wären ohne sie besser dran.»
    «Oh.» Addie drückte eine Hand auf ihren Mund.
    «Ja», fuhr Frederick angeekelt fort, «ich habe ihr gesagt, sie wären ohne Mutter besser dran als mit einer Mutter wie sie. Und Bea … und Bea sagte darauf …» Er holte zitternd Atem. «Sie sagte, sie würde mir nur zu gern entgegenkommen.»
    Addie öffnete den Mund, ohne etwas zu sagen. Was hätte sie auch darauf sagen sollen?
    «Ich werde das nicht mehr los. Du weißt, wie Bea war, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Und an diesem Abend war sie völlig überdreht. Von Gin oder Kokain. Weiß der Himmel. Sie hat mich ausgelacht. Sie hat mir ins Gesicht gelacht und gesagt, sie würde mir nur zu gern entgegenkommen.» Frederick stellte sein Glas so heftig auf den Tisch, dass es klirrte. «Ich habe sie getötet. Ich habe es nicht mit einem Knüppel getan oder mit diesem verdammten Schal, aber ich habe sie trotzdem getötet. Ich habe sie in den Tod getrieben.»
    «Nein.» Addie umfasste Fredericks Hand und drückte, so stark sie konnte. «Nein, das hast du nicht getan. Bea hätte nicht … Bea hätte niemals …» Was wusste sie denn, was Bea getan oder nicht getan hätte? Sie hatte langsam das Gefühl, ihre Cousine überhaupt nicht gekannt zu haben. Aber das konnte sie Frederick jetzt nicht sagen. «Es war ein Unfall, Frederick. Hörst du? Ein Unfall. Es war nicht deine Schuld.»
    «Alles, was ich zu ihr gesagt habe …» Sein Gesicht war grau und hager, als er zu Addie hinaufschaute. «Und weißt du, was das Schlimmste daran ist? Dass es mir mit jedem Wort ernst war. Ich kann nicht einmal behaupten, ich hätte es nicht so gemeint.»
    Addie fühlte sich schwach vor seinen Selbstvorwürfen, ohnmächtig, etwas zu tun. «Frederick …»
    «Ich wollte sie los sein, ja. Aber doch nicht so. Niemals.» Sein Blick war gehetzt. «Ich habe sie nicht geliebt, aber ich habe ihr nie den Tod gewünscht.»
    «Ich weiß», sagte Addie zutiefst niedergeschlagen. «Ich weiß.»
    Dieselben grauenhaften Schuldgefühle hatten auch sie während der letzten Monate gepeinigt. Sie hatte Frederick für sich haben wollen, aber sie hatte Bea nie den Tod gewünscht.
    «Ich wollte mit dir zusammen sein, aber nicht so. Jetzt ist alles kaputt. Ich kann mir vorstellen, wie du mich verachtest.» Frederick umschloss mit fieberhaftem Drängen ihre beiden Hände. «Geh zurück nach England. Das ist das einzig Richtige für dich. Nimm die Mädchen mit. Lass dich von mir nicht in den Abgrund ziehen.»
    «Hör auf mit diesem Unsinn», fuhr Addie ihn scharf an. Dann sagte sie leise und sehr ernst: «Ich habe mich schon einmal von dir wegschicken lassen. Und sieh dir an, was passiert ist. Ich gehe nirgendwohin. Wir stehen das zusammen durch.»
    Mit einem merkwürdigen Laut, der tief aus seiner Kehle kam, schüttelte Frederick den Kopf.
    «Frederick?» Er hielt den Kopf gesenkt, seine Schultern zuckten.
    Es dauerte einen Moment, bevor Addie begriff, dass er weinte. Er schluchzte in beinahe lautlosen Stößen, die seinen ganzen Körper erschütterten.
    «Ach, Liebster.» Addie sprang von ihrem Stuhl auf. Sie nahm ihn in die Arme und drückte seinen Kopf an ihre Brust. Seine Tränen drangen durch den dünnen Stoff ihres Morgenrocks. «Es wird alles gut, glaub mir. Es wird alles wieder

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