Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
Vom Netzwerk:
haben, doch einer solchen Tat wäre sie niemals fähig gewesen. Nicht einmal aus Liebe, jener Art Liebe, an deren Existenz Clemmie manchmal zweifelte.
    «Nein», stimmte Tante Anna zu und machte dabei ein ganz merkwürdiges Gesicht. «Getötet nicht.»
    Clemmie entspannte sich ein wenig.
    Bis Tante Anna hinzufügte: «Ich glaube nicht, dass meine Mutter tot war. Und ich bin ziemlich sicher, dass Addie es wusste.»
    «Das ist doch …» Clemmie verschluckte sich an dem ekelhaften Kaffee und hustete. «Das ist doch absurd.»
    «Meinst du?» Tante Anna legte ihre Zigarette auf den Aschenbecher und trank von ihrem Kaffee. «Das Einzige, was gefunden wurde, waren ein Schal, ein Schuh und eine Diamantbrosche. Man gab sich mit der Erklärung zufrieden, dass meine Mutter sich vom Camp entfernt habe und von wilden Tieren getötet worden sei. Es gab genug Leute, die ein Motiv gehabt hätten, sie zu töten, unter ihnen mein Vater und Tante Addie, aber es wurde nie etwas bewiesen. Weder das eine noch das andere.» Nach einer kurzen Pause sagte sie: «Ihre Leiche wurde nie gefunden.»
    Clemmie sah sie scharf an. «Aber sie ist doch für tot erklärt worden. Wenn sie nicht tot gewesen wäre, hätte …»
    «Dann hätte Addie meinen Vater nicht heiraten können. Ganz recht. Sie haben zwei Jahre nach der Safari geheiratet, sobald meine Mutter amtlich für tot erklärt worden war. Aber eine amtliche Todeserklärung sagt nichts darüber aus, ob jemand wirklich tot ist.»
    «Aber hätten sie ihren Tod denn nicht nachweisen müssen?»
    «Was denn nachweisen? Sie brauchten es nur auszusitzen. Es hat ja nie einen Beweis gegeben. Es wurde nie eine Leiche gefunden.» Ihre Miene war entschlossen, als sie sich vorbeugte. «Ich habe sie gesehen. In Nairobi.»
    Sie stand vom Sofa auf und lief erregt im Zimmer auf und ab, wie getrieben von jahrelang aufgestauter Wut und Bitterkeit.
    «Ich war sieben Jahre alt, als ich sie gesehen habe. Im Basar. Ich wollte ihr nachlaufen, aber Addie hat mich eingefangen und zurückgeholt. Hinterher sagten sie, ich hätte es mir nur eingebildet.» Jetzt zitterte die Wut auch in ihrer Stimme. «Als würde ich mir so etwas einbilden. Nicht lange danach haben sie uns nach England ins Internat geschickt», fügte sie verbittert hinzu. «Addie hat sie auch gesehen, da bin ich mir absolut sicher.»
    Clemmie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. «Aber hätte Addie nicht …», sie stolperte über den Namen, der ohne das vorangesetzte Granny so ungewohnt war, «hätte sie nicht etwas gesagt? Oder getan?»
    «Was glaubst du denn? Damit hätte sie doch riskiert, alles zu verlieren. Ohne meine Mutter hatte sie alles, die Farm und Farve. Und Teddy war ja auch noch da. Wenn meine Mutter aus heiterem Himmel wieder aufgetaucht wäre …» Tante Anna machte eine kurze, deutliche Handbewegung. «In Kenia hat man es vielleicht mit dem Eheversprechen nicht so genau genommen, aber Bigamie wäre bestimmt nicht gut angekommen.»
    «Aber wenn sie, ich meine, deine Mutter, wenn sie doch für tot erklärt gewesen wäre?»
    «Keine Ahnung», sagte Tante Anna. «Du bist die Juristin. Aber es hätte auf jeden Fall ein juristisches Chaos und einen Riesenskandal gegeben. Und Addie hatte was gegen Skandale.»
    Das stimmte. Granny Addie war der Typ gewesen, der die Dinge gern unter den Teppich kehrte. Das hatte Clemmies Mutter von ihr übernommen.
    «Aber hätten sie sich nicht einfach scheiden lassen können? Deine Mutter und Grandpa Frederick, meine ich.» Clemmie geriet ins Schwimmen. «Wenn sie sich erst hätten scheiden lassen und Grandpa Frederick dann Granny Addie geheiratet hätte?»
    «Vergiss Teddy nicht», sagte Tante Anna. «Teddy wird zu der Zeit ein oder zwei Jahre alt gewesen sein. Das Gesetz über uneheliche Kinder wurde erst 1976 geändert. Vorher hat ein unehelich geborenes Kind auch dann als unehelich gegolten, wenn seine Eltern nach seiner Geburt geheiratet haben.» Sie erklärte das mit einer Bestimmtheit, als hätte sie sich gründlich mit dem Thema befasst. «Du siehst also, dass Addie allen Grund hatte, dafür zu sorgen, dass meine Mutter verschwunden blieb.»
    «Aber hätte Bea denn nicht versucht, zu euch zurückzukehren, wenn sie noch am Leben gewesen wäre?» Es war eine vernünftige Frage.
    «Vielleicht hat Addie ihr Geld gegeben oder ihr gedroht. Wer weiß? Ich weiß jedenfalls, dass ich meine Mutter damals in Nairobi gesehen habe. Sie war dort. Ich weiß, dass sie zu uns zurückwollte.»
    Sie sagte es in

Weitere Kostenlose Bücher