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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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gut.»
    Nur für Bea nicht. Bea würde nie wieder mit ihrem spitzbübischen Lächeln ins Zimmer huschen und mit ihrem Charme und ihrem diplomatischen Geschick dafür sorgen, dass alles gleich ein bisschen heller aussah.
    Daran wollte sie jetzt nicht denken, als sie die Arme fester um den Mann ihrer Cousine legte. «So leicht wirst du mich nicht los.»
    Sie streichelte ihm über die Haare, die sich schon ein wenig lichteten. Im Kerzenlicht schimmerte hier und dort ein Silberfaden, der vorher nicht da gewesen war. Ihre Augen waren voller Tränen, aber sie gab der Schwäche nicht nach. Sie musste stark sein für sie beide, für sie alle, für Marjorie und Anna. Sie mochte Bea in jeder anderen Hinsicht im Stich gelassen haben, aber sie würde für ihre Töchter sorgen.
    «Ich bleibe bei dir. Solange du mich brauchst.»
    Frederick hob den Kopf, das Gesicht tränenfeucht und eingefallen. «Verlass mich nicht», sagte er rau und hob die Hände, um ihr Gesicht zu umfassen. «Versprich mir, dass du mich nicht verlässt.»
    «Niemals», versicherte sie, doch das Wort verlor sich auf seinen Lippen, als er sie zu sich herabzog.

Kapitel  25
New York, 2000
    D ie Wohnung wirkte viel kleiner ohne Jon.
    Tante Anna selbst empfing Clemmie, lässig elegant in einem sehr bunten Kleid, das nach einem Vintage-Modell von Pucci aussah und wahrscheinlich auch eins war. Jon und seine Schneemänner schienen ein halbes Leben entfernt.
    «Danke, dass ich kommen durfte», sagte Clemmie und bemühte sich, vor der grellen Farbenpracht nicht die Augen zusammenzukneifen. Sie hatte den schlimmsten Kater seit Jahren. Seit der Uni hatte sie keinen solchen Brummschädel mehr gehabt.
    Tante Anna führte sie am Arbeitszimmer vorbei in ein kleines rechteckiges Wohnzimmer mit eingebauten Bücherregalen zu beiden Seiten eines verglasten Kamins. Auf einigen der Borde standen Bücher, auf den meisten jedoch Fotos von Annas Stiefkindern und von ihren verstorbenen Haustieren. Der vielbeweinte Shoo-Shoo, Gott hab ihn selig, war auch dabei.
    «Ich habe mich schon gefragt, wann du kommen würdest», sagte Tante Anna und ahnte nicht, dass ihre Stimme auf Clemmie wie das Kreischen einer Kreissäge wirkte. «Kaffee? Oder lieber etwas Stärkeres?»
    «Kaffee», sagte Clemmie entschieden. «Aber lass nur, du brauchst nicht extra …»
    «Dauert nur zwei Minuten. Setz dich.»
    Clemmie setzte sich nicht, sondern ging zum Bücherregal, wo noch Jons Hochzeitsfoto stand: Jon im Smoking und Caitlin in traditioneller weißer Spitzenwolke. Clemmie dachte plötzlich, dass sie Caitlin überhaupt nicht darum beneidete, mit einem Mann verheiratet zu sein, der nicht wusste, ob er an die Liebe glauben konnte. So verrückt es war, sie hatte regelrecht Mitleid mit Caitlin. Na ja, mal etwas anderes als Groll und Wut.
    Hatte Jon wirklich recht? Waren sie alle zu verkorkst, um lieben zu können? Clemmie wollte es nicht glauben. Das war doch das Entscheidende an der Selbstbestimmung, dass man die Verantwortung für sein eigenes Schicksal übernahm. Wenn ihre Eltern in ihren Ehen gescheitert waren, hieß das noch lange nicht, dass sie es ihnen nachmachen mussten.
    Es gab keinen Mann in ihrem Leben, mit dem sie sich so wohl fühlte wie mit Jon, mit dem sie sich so lebendig fühlte, selbst wenn sie miteinander stritten. Tony war ein netter Typ, aber Gespräche mit ihm hatten etwas von Übersetzungsübungen. Was hatte einmal jemand über Amerikaner und Engländer gesagt? Durch eine gemeinsame Sprache getrennt. Doch das war es nicht allein. Es war ihr nicht gelungen, dieses leichte Gruselgefühl abzuschütteln, das sie überkommen hatte, als er ihr von seinem Faible für das Bild ihrer Großmutter erzählt hatte. Der Abend mit ihm war nett gewesen, besonders nach dem dritten Drink, aber wenn da bei ihr einmal etwas geknistert hatte, so hatte es sich längst gelegt.
    Sie war froh gewesen, als sie sich mit einem Kuss auf die Wange voneinander verabschiedet hatten. In aller Freundschaft, dessen war sie sich sicher. Er hatte sie noch einmal eingeladen, bei ihrem nächsten Besuch in London im Rivesdale House zu wohnen.
Und nicht wegen des Porträts
, das hatte er betont, und sie hatte sich bei ihm mit einer Überschwänglichkeit bedankt, die hauptsächlich von ihrem reichlichen Alkoholgenuss herrührte.
    Im Licht der Nachmittagssonne, das sich funkelnd im weißen Lack der Bücherregale brach, kniff Clemmie nun doch die Augen zusammen. Tony hielt sie wahrscheinlich für etwas labil.
    Sie war ja auch

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