Ashton, der Heißbluetige
Weinschlauch.
„Ich sage, Ihr schafft es!“ erklärte Phillip zuversichtlich. Ash reichte ihm den Wein. Phillip trank gierig, während er seine feigen Gefährten böse anfunkelte.
„Ich halte dagegen“, sagte St. John schließlich.
„Ausgezeichnet, St. John“, verkündete Merrick. „Ich wusste, Ihr würdet mitspielen. Zuerst die Regeln. Keiner von Euch darf sich durch Wort oder Tat anmerken lassen, dass er jemanden der anwesenden Gäste von Lady Harquist kennt. Von allen, die Euch näher kennen, müsst Ihr Euch auf Ehrenwort fern halten, sei es Vater, Freund oder Geliebte.“ Er sah Phillip an. Dessen Wangen wurden heiß. „Einverstanden?“
Alle nickten.
„Gut. Dann brauche ich jetzt ein scharfes Messer und eine sichere Hand, einen Spiegel zu halten.“
„Aber warum?“ erkundigte sich Fortnum.
Merrick lachte. „Ich fürchte, meinen verräterischen Bart vergessen zu machen würde selbst meine schauspielerischen Fähigkeiten übersteigen“, erläuterte er. „Wer kann mir helfen?“
Man hielt an, und einer der Zigeuner fand schließlich in seinem Reisesack die notwendigen Gerätschaften, damit Merrick sich seines Bartes entledigen konnte. Zehn Minuten später hatte die scharfe Klinge des Rasiermessers ein gerades, männliches Kinn und ein Paar schön geschwungener, sinnlicher Lippen enthüllt. Merrick hielt den Spiegel in die Höhe und lachte bei seinem Anblick spöttisch, bevor er die schwarze Seidenmaske wieder über sein noch schwärzeres Haar und die obere Hälfte seines Gesichtes zog. „Lasst uns aufbrechen.“
Kurze Zeit später folgten sie Merrick die gepflasterte Auffahrt hinauf, die zu dem Herrenhaus der Harquists führte. Im fahlen Mondlicht war Merricks geschmeidige Gestalt nur schwach zu sehen, seine Hände wirkten vor dem Schwarz seiner Kleidung unnatürlich blass. Phillip stürzte mehr von dem Wein seine Kehle hinab.
Wer konnte schon etwas gegen einen Mann wie Merrick haben? Und doch schien Rhiannon eine Abneigung gegen ihn entwickelt zu haben. Merkwürdig. Besonders da sie am Anfang Merrick gut genug leiden zu können schien. Aber in den letzten Tagen hatte sie sich in dessen Gegenwart Unbehagen anmerken lassen, gerade so, als scheue sie vor ihm zurück.
An Merricks Verhalten war nichts auszusetzen: Er war ihr gegenüber zuvorkommend und ehrerbietig, sogar höflich. Vielleicht trank er ein bisschen zu viel, und mit jedem Tag schien sein Durst zu wachsen, aber na und? Vielleicht zechte er, Phillip, auch mehr als sonst. Gerade jetzt, wo seine Hochzeit näher rückte.
Er drängte das ungute Gefühl, das ihn bei dem Gedanken daran beschlich, entschlossen zurück. Es war sicherlich nichts Ungewöhnliches, sich unwohl zu fühlen, wenn man die Fesseln angelegt bekommen sollte.
Rhiannon sollte besser gleich hier und jetzt begreifen, dass er, Phillip, zu seinen Freunden hielt und dass seine Gefährten ihm viel bedeuteten. Nichts war einem Manne so heilig wie seine Freunde. Sie unterstützten und ermutigten und verstanden ihn, wie keine Frau es je vermochte.
Phillip gönnte sich noch einen Zug, während er sich sein Unbehagen auszureden versuchte. Rhiannon wird sich nicht in meine Angelegenheiten einmischen, sagte er sich. Darum hatte er ja auch sie als seine Ehefrau gewählt. Deswegen und auf das Drängen seines Vaters hin.
Der alte Herr hatte selbst Rhiannon Russell als Braut für seinen jüngsten Sohn ausgesucht, mit der Begründung, dass sie liebenswürdig, treu und dankbar wäre. Sie würde still hinnehmen, was Phillip tat. Sie würde nichts verlangen, was ein Mann nicht geben konnte - geben wollte.
Der alte Herr hatte Recht. Rhiannon war die vollkommene Ehefrau. Außerdem mochte er sie.
Ja, es war an der Zeit, dass er heiratete. Auch wenn er noch jung war, spürte er doch seine unterschwellige Abneigung bei dem Gedanken an eine Heirat mit jedem Jahr wachsen. Wenn er zu lange wartete, war es gut möglich, dass er sich gar nicht mehr zu dem Schritt würde überwinden können -es gab so vieles im Leben eines Junggesellen, das ihm zusagte. Freiheit. Keiner Frau Rechenschaft über sein Tun und Lassen ablegen zu müssen. Freunde. Und natürlich, fügte er in einem Nachsatz hinzu, andere Frauen.
Aber er wünschte sich eine Familie. Er freute sich fast darauf, ein paar Bälger zu haben, und schließlich wollte der alte Herr Enkel, ein Wunsch, den Phillips ältere Brüder ihm noch nicht erfüllt hatten. Rhiannon wäre eine gute Mutter.
Als hätte er seine Gedanken erraten, sprach
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