Ashton, der Heißbluetige
besondere Verkleidung ist ein fadenscheiniges, schäbiges, angestaubtes Gewand. Ungeeignet für eine so feine Gesellschaft wie diese. Ich werde mich zurückziehen und später heute Nacht, wenn Ihr seufzend auf einem beneidenswerten . . .“ Er machte eine Pause, in der die Damen entsetzt aufkeuchten. „. . . Kissen ruht, zur Stelle sein. Wenn wir uns dann das nächste Mal treffen, dann schwöre ich, wird mir Euer Wunsch Befehl sein. “ Er stand einen Augenblick still, dann grinste er plötzlich. „Doch heute Abend habe ich etwas viel Besseres vor.“
„Was denn?“ fragte das Mädchen, aber er blickte es schon gar nicht mehr an.
Seine ganze Aufmerksamkeit galt bereits wieder Rhiannon. Fasziniert und betört blieb sie, obwohl ihr Gewissen sie zum Gehen drängte.
„Vielleicht bin ich heute Nacht ein . . . Held? Nein?“ Er ließ sich auf ein Knie nieder und streckte Rhiannon seine Hand flehend entgegen. „Chevalier? Ritterlicher Verehrer?“
Sie lächelte und hätte seine Hand ergriffen, aber er riss sie im letzten Moment zurück. Aus einem Versteck in seinem Stiefel zog er ein silbernes Stilett hervor und sprang mit tödlicher Anmut auf. Das Messer in seiner Hand glänzte gefährlich.
„Oder vielleicht ein Söldner? Ein Schurke? Sagt mir nur, was Ihr zahlen wollt. . . und ich nenne Euch meinen Preis.“ Seine Stimme war flach und ausdruckslos. Die Spitze des Messers beschrieb einen gefährlichen Bogen in der Luft vor den kichernden Frauen, verharrte vor Rhiannon, schwankte und wurde abrupt zurückgezogen.
„Ein Schuft? Oder ein Freund?“ Er warf das Stilett in die Luft und fing es im Fallen wieder auf. Einmal, zweimal. Sein Atem ging jetzt schneller, jeder seiner Atemzüge am Heben und Fallen seiner muskulösen Brust erkennbar. „Ein Tagedieb? Ein Lump?“
Alle Trunkenheit war aus seiner Stimme und seinen Augen gewichen. Er kam langsam auf sie zu, sein ganzer Körper angespannt und den Kopf etwas zurückgelegt, näherte er sich ihr wie ein wilder Hund.
„Sagt mir nur, was Ihr ersehnt, mon coeur“, sagte er. „Was wollt Ihr? Ich werde es sein. Alles. Das ist es, was ich bin. Was ich tue. Mein Markenzeichen.“
Seine Stimme hatte etwas Bezwingendes, in ihrer Freudlosigkeit klang ein gehässiger Unterton und bitterer Spott durch. Die Zuschauer um sie beide verstummten. Margaret trat von einem Fuß auf den anderen, während sie sich suchend umblickte. Das Lächeln war einer anderen jungen Frau auf dem Gesicht festgefroren.
Und dann war der seltsame Augenblick vergangen. Der dunkle Gaukler wich in einer raschen Bewegung zurück, trat erneut vor.
„Keine Vorschläge?“ beklagte er sich. „Ihr überlasst mich meinen eigenen Einfällen? Meiner eigenen Fantasie? Das ist keine gute Idee bei einem Mann wie mir.“
Er seufzte tief auf. „Dann werde ich eben ein Jongleur sein. Hierher, meine Freunde, zu mir! “
Auf seinen Ruf hin beendeten einige seiner Gefährten ihre Kunststückchen. Er rief noch einmal, hielt sein Stilett in die Höhe und warf es über die Köpfe von Lady Harquists Gästen hinweg. Alle duckten sich unwillkürlich, und viele schrien erschreckt auf. Die Klinge wirbelte sirrend hoch über ihren kunstvoll frisierten Haaren und den hoch aufgetürmten Perücken durch die Luft.
Ein kurzer, krummbeiniger Gaukler, der auf den Schultern des Riesen balancierte, krächzte erfreut auf und fing das Wurfgeschoss seines schwarz gekleideten Gefährten. Wie ein Wunder erschien ein zweites Stilett in seiner anderen Hand. Mit einem Johlen schleuderte er erst das eine, dann das andere auf Rhiannons Möchtegernhelden.
Der fing sie beide und sandte sie nacheinander über seinem Kopf in die Luft. Ein drittes Messer gesellte sich dazu und dann ein viertes, als die anderen Mitglieder der Gauklertruppe ihre blitzenden Klingen zu der schwarz gekleideten Gestalt warfen.
Mühelos fing er sie auf und fügte eines um das andere in den glitzernden, tödlichen Ring, der über seinem Kopf in der Luft wirbelte. Ab und zu nahm er eines der Messer wieder heraus und schickte es zurück zu seinen Gefährten, nur um es sogleich darauf, gefolgt von einem weiteren, zurückzubekommen. Alle Anwesenden hielten den Atem an und schlugen sich gebannt vor Schreck die behandschuhten Hände vor den Mund.
Er ließ es so leicht, so mühelos aussehen. Aber Rhiannon, die ihm am nächsten stand, sah wie Schweiß auf seinem glatt rasierten Kinn und seinem Hals erschien, bemerkte die Konzentration, mit der er die schwirrenden Messer
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