Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
Vom Netzwerk:
konnte, fing er sich, richtete sich blitzschnell wieder auf und blinzelte einfältig.
    Das ist Teil seiner Vorstellung, kein Zweifel, dachte Rhiannon. Auch wenn seine Stimme verschwommen klang, so bewegte er sich doch mit der Anmut eines jungen Gottes, wich geschickt den Vasen aus, mit denen seine Kumpane nach ihm warfen, fing sie in der Luft und schickte sie wieder zurück. Während all dem wich das alberne Grinsen nicht aus seinem Gesicht. Aber hinter der dünnen Maske funkelten seine dunklen Augen teuflisch.
    „Hier, mein Fräulein“, sagte er und griff nach Rhiannon, bekam aber nur Luft zu fassen. Fröhlich tänzelte sie in einem Wirbel aus gelber Brokatseide aus seiner Reichweite. Eine Locke löste sich aus ihrer Frisur und fiel ihr über den Nacken.
    „Kommt, Teuerste. Meine stolze, grausame, leichtfüßige Jungfer“, säuselte er und griff erneut nach ihr. „Ihr seht mir wagemutig aus wie ein neugieriges Kätzchen. Ich habe sagen gehört, dass ,ein jedes Frauenzimmer umworben will sein“. Gesteht, meine Süße, alle Jungfrauen fragen sich heimlich, was es mit der Umarmung eines Zigeuners auf sich hat.“
    Ein französischer Zigeuner, der Shakespeare zitiert? Nicht sehr wahrscheinlich.
    Rhiannon schnaubte abfällig. „Wenn ich Euch, mein Herr, gestattete, die Arme um mich zu legen, wäre ich in dem Punkt nicht schlauer.“
    Sein Kopf fuhr auf. Ein überraschter Ausdruck flackerte kurz über das Gesicht unter der Maske.
    „Oho! Was wollt Ihr damit sagen, meine Liebe ? Dass ich nicht bin, was ich zu sein scheine . . .“ Er senkte seine sei-
    den weiche Stimme zu einem anzüglichen Flüstern. „. . . oder dass Ihr es nicht seid?“
    Himmel, was für ein unverschämter Flegel! Der Spitzbube, dachte Rhiannon belustigt und konnte sich ein Lächeln angesichts seiner Frechheit nicht verkneifen.
    „Falscher Zigeuner!“ versetzte sie.
    „Küken!“ erwiderte er mit leiser, heiserer Stimme und grinste trunken.
    „Mich führt man nicht so leicht in die Irre“, erklärte Rhiannon und stemmte empört die Hände in die Hüften. Sie war nicht einfältig. Eine Braue in die Höhe ziehend, sagte sie: „Habe ich Euch denn etwa nicht durchschaut?“
    Sie beugte sich vor und musterte ihn genau, die marmorgleiche Glätte seines Kinns mit den dunklen Schatten, die vollen, sinnlichen Lippen. Sie waren ihr nicht vertraut, doch . . .
    „Ich kenne Euch“, murmelte sie verwirrt.
    „Nein, Mademoiselle.“ Er schüttelte betrübt den Kopf. Der Blick seiner schwarzen Augen traf ihren fragenden und hielt ihn. „Denn wie wollt Ihr mich kennen, wenn ich mich noch nicht einmal selbst kenne?“
    Um sie herum wurde der Lärm der Gaukler und Taschenspieler leiser. Sie war sich ihrer Freunde, die langsam näher kamen, nur undeutlich bewusst.
    Treulose, schalt sie sich. Es war schon schlimm genug, dass sie Phillip in ihrem Herzen mit einem schwarzhaarigen Londoner betrog, aber jetzt verriet sie ihre Gefühle für beide Männer, indem sie mit diesem . . . Schauspieler schäkerte, der seine Süßholz raspelnde Zunge an einem ganzen Kontinent, voller kichernder, errötender Mädchen erprobt hatte.
    „Wer seid Ihr?“ fragte sie.
    Er zuckte mit den Schultern. Trat einen Schritt zurück. „Wer soll ich für Euch sein? Ein Akrobat?“
    Er knickte in der Mitte ein, schnellte schwungvoll in die Höhe und begann eine rasche Folge von Flickflacks, bevor er leichtfüßig wieder landete. Die Frauen um sie herum klatschten. Er nahm ihren Beifall mit keinem Zeichen zur Kenntnis, seine Augen blieben auf sie gerichtet.
    „Musikant?“
    Er zog eine schlanke Flöte aus seinem Gürtel und setzte sie an die Lippen. Eine heitere Melodie erklang unter seinen Fingern. Einmal mehr spendete die kleine Gruppe Zuschauer Beifall.
    „Possenreißer?“
    Er lachte. Es war ein unfrohes, hilfloses Lachen, das Rhiannon bis ins Herz traf, so dass sie unwillkürlich einen Schritt auf ihn zumachte. Er streckte abwehrend die Hand aus und wich zurück, als fühle er sich durch ihr Näherkommen irgendwie bedroht.
    „Nein! Jetzt noch nicht den Narren. Auch wenn es nicht völlig ausgeschlossen ist, dass Ihr das heute Nacht noch werdet sehen können. Ihr würdet es nicht missen wollen. Ich spiele die beste Rolle von allen.“
    „O ja“, rief eine junge Dame mit einer hoch aufgetürmten Perücke und diamantenen Ohrringen. „Spielt uns jetzt den Narren!“
    Der Zigeuner wandte sich zu der Sprecherin um. „Verzeiht mir, ma cherie, aber ich muss ablehnen. Diese

Weitere Kostenlose Bücher