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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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beobachtete, eine Konzentration, die im Widerspruch zu seinen lockeren Scherzen und lässigen Bewegungen stand.
    Jetzt, von seinen Aufmerksamkeiten befreit, kehrte das nagende Gefühl von Vertrautheit zurück, sie zu necken. Die schlanke, kräftige Gestalt unter den schlecht sitzenden, staubigen Kleidern, die geschmeidige Anmut, sogar die Wortwahl, auch wenn er mit Akzent gesprochen hatte . . .
    Ihr Blick flog zu dem jungen Riesen, der zur Zeit unbeschäftigt, müßig an der Wand lehnte. Seine Maske war verrutscht, und man konnte eine goldene Braue in dem ausgefransten Augenloch sehen.
    Phillip?
    Ihr Kopf fuhr herum. Der Taschenspieler griff über seinen Kopf, um ein Messer zu fangen, das eine Idee zu hoch geworfen worden war. Sein Ärmel glitt zurück.
    Ein blasses Band vernarbter Haut verunzierte sein Handgelenk.
    „Merrick?“ wisperte sie und trat unwillkürlich einen Schritt vor.
    Aus dem Augenwinkel sah sie ein silbriges Glitzern, dann hörte sie einen dumpfen Aufprall. Sie fuhr herum. Hinter ihr stak zitternd ein Stilett in der seidenbespannten Wand.
    Genau dort, wo sie Augenblicke zuvor noch gestanden hatte.

11. Kapitel
    Rhiannon starrte auf das aus der Wand ragende Heft der Waffe. Eine durch Trunkenheit unsichere Hand, dachte sie atemlos. Hätte sie sich nicht bewegt. . .
    Ash, der die durch die Luft fliegenden Messer geschickt eingesammelt hatte, riss sich seine seidene Maske vom Kopf und begann die versammelte Gesellschaft mit den Augen abzusuchen. Ein Aufkeuchen folgte seiner Demaskierung, dann erklangen hundert Stimmen zugleich.
    „Es ist dieser Merrick!“
    „Merrick? Der Kerl, der zu Besuch bei den Fraisers weilt?“
    „Ash Merrick. Lord Carrs Sohn . . .“
    Ein Funken glomm in Ashs kühlen, dunklen Augen auf, während er die ihm zugewandten Gesichter betrachtete. Er ist gar nicht betrunken, dachte Rhiannon. Und all diese Dinge, die er gesagt hatte, all die Wortspielereien . . .
    „Was für ein Spiel wird hier gespielt?“ hörte sie Edith Fraiser rufen. Die Menge teilte sich, und ihre Pflegemutter kam mit wehenden Röcken und besorgter Miene auf sie beide zugesegelt, die Hände an den Hüften zu Fäusten geballt. Ohne das Messer eines Blickes zu würdigen, rauschte sie an Rhiannon vorbei und baute sich vor Merrick auf.
    Rhiannon begriff plötzlich, dass ihre Ziehmutter - so wie die meisten anderen Gäste auch - gar nicht bemerkt hatte, wie knapp die Klinge sie verfehlt hatte.
    „Seid Ihr das wirklich, Sir?“ verlangte Edith zu wissen.
    „Aye, Madame“, murmelte Ash geistesabwesend. „Und ich würde auch gerne wissen, was für ein Spiel hier gespielt wird.“
    Er drehte sich um, und mit einem Mal zeigte sein Gesicht wieder sein schiefes Lächeln. „Leia . . . ich wollte sagen, leider . . . bin ich erkannt!“ rief er und machte eine unsichere Verbeugung. „Und da ich erkannt bin, bestehe ich darauf,
    dass meine Begleiter dasselbe Schicksal ereilt. Die Masken fort! Demaskiert euch!“
    Mit einem betrunkenen Auflachen zerrte Phillip an seiner Maske, bis sie sich löste. „Ich auch!“ verkündete er ausgelassen. „Erkannt, meine ich!“
    Die anderen folgten seinem Beispiel. Um sie herum starrten Lady Harquists erstaunte Gäste sie an, lächelten und begannen dann schließlich zu lachen. Sogar Lady Harquist gestattete sich, nachdem sie gesehen hatte, wie gut die falschen Gaukler aufgenommen wurden, ein selbstzufriedenes Schmunzeln.
    Sicher, ein paar Damen rümpften die Nasen - diese unverbesserlichen Kleingeister -, aber die überwältigende Mehrheit begrüßte die Entwicklung der Dinge. Es brach sogar ein wenig Beifall aus, und Phillips Vater, auch wenn er gichtgebeugt war und sich kaum bewegen konnte, klopfte mit seinem Stock anerkennend auf den Boden.
    „Das haben wir Euch zu verdanken?“ verlangte der alte Herr zu wissen. „Gut für Euch, Sir. Unsere Gesellschaft ist in letzter Zeit etwas fade geworden. Wir haben jemanden gebraucht, der uns aufs Glatteis führt, damit wieder Leben in die Sache kommt.“
    Elegant salutierte Ash der Menge, nur um die Wirkung gleich darauf zu verderben, indem er zur Seite torkelte und gegen die Wand stolperte. Seine Schulter stieß mit einem hörbaren Aufprall gegen die Täfelung. So verharrte er, schräg an der stoffbespannten Mauer lehnend, sein Gesicht keine sechs Zoll von der Stelle entfernt, wo das Messer stak. Er legte den Kopf schief und betrachtete es.
    „Was ist das? Was ist denn das?“ stieß er aus.
    Er ist doch betrunken, dachte Rhiannon

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