Ashton, der Heißbluetige
jedem Spaß bereit. Ihre Königin schien ein neues Spiel im Sinn zu haben, und sie alle wollten daran teilhaben.
„Wenn ich die Königin bin, dann sollte ich doch auch Gesetze erlassen dürfen, nicht wahr?“
„Aye!“ Alle stimmten ihr zu. „Aye, Ihr seid die Königin! Was für ein Gesetz wollt Ihr erlassen?“
„Ich möchte . . . ich möchte, dass jeder meiner ... äh, unserer ergebenen Untertanen vor uns das Knie neigt und uns die Treue schwört.“
Die fröhlichen, ausgelassenen Leute vor ihr blickten sich gegenseitig ratlos an und zuckten die Schultern. „Das haben wir doch schon getan.“
„Nein, das habt ihr nicht“, beharrte Rhiannon. „Nicht alle. “ „Wer hat Euch noch nicht den gebührenden Respekt gezollt?“
„Der Londoner. Ash Merrick“, verkündete sie finster. „Himmel, das stimmt“, sagte John Fortnum in dem erstaun-ten Tonfall eines Entdeckers. „Er ist sowieso die meiste Zeit des Tages gar nicht hier gewesen. Der wunderliche Spitzbube hat noch nicht einmal der Krönung beigewohnt!“
„Nun, das werden wir richten“, erklärte ein stämmiger „Ritter“. „Nicht wahr, Jungs?“
Daraufhin strömten alle, die noch dazu in der Lage waren, aus dem Zelt und mischten sich unter die Menge draußen. Vom Alkohol beflügelt, stürmten sie über den Markt und riefen lauthals nach „dem Fremden, Ash Merrick“.
Während die Suche ihren Fortlauf nahm, begannen diejenigen, die sich nicht daran beteiligten, den Maikönig und die Maienkönigin zum Beltanefeuer zu rufen, damit sie als Erste darüber sprangen. Das war ein Brauch, so alt wie das Fest selbst, ein Brauch, der das Eheversprechen eines Paares besiegelte. Das Rufen wurde immer lauter, bis sie es nicht mehr überhören konnten. Die ausgelassen feiernde Menge drängte schließlich in das Zelt. Man zog Rhiannon und Phillip von ihren Thronen und trug sie in die Nacht hinaus zum Feuer.
Zur selben Zeit hatten die Jäger endlich Erfolg. Sie fanden Merrick im „The Ploughman's Inn“, wie er sich gerade den Aleschaum von seiner Oberlippe wischte.
„Merrick!“
Fröhlich scharten sie sich im Kreis um ihn. Er drehte sich müde zu ihnen um.
„St. John“, sagte er. „Ich habe keine Lust, mein Junge.“ St. John riss seine Augen in gespielter Verzweiflung auf. „Er sagt, er habe keine Lust“, verkündete er seinen Gefährten. Er sah wieder zu Merrick. „Das tut mir wirklich Leid, alter Knabe.“
„Was soll das alles?“
„Eure Anwesenheit wird bei Hofe verlangt. Ein königlicher Befehl.“
„Ach?“ Merrick wandte ihnen seinen Rücken zu und winkte dem Schankknecht zu, ihm noch einen Krug Ale zu zapfen. „Wozu? Bedarf Seine Majestät Unterweisung in der Kunst der Verführung? Ich fürchte, da werde ich passen müssen. “ Er nahm einen tiefen Schluck Ale, bevor er den Krug mit viel sagender Genauigkeit auf die Theke zurückstellte. „Von dem, was ich gesehen habe, kann ich sagen, dass er seine Sache ganz gut macht. Seine königliche Gespielin wärmte ihm den Schoß, und ihr königlicher Mund erwiderte seine Leidenschaft. Doch ich habe bei diesem Sport noch nie etwas für die Rolle des Zuschauers übrig gehabt. Aber bitte, lasst Euch durch mich nicht abhalten, Jungs.“
Sie lachten über seine Unverschämtheit und zwinkerten einander zu. Dann, bevor er sich wehren konnte, hatten sie ihn umzingelt und ihm die Hände auf dem Rücken gebunden. Unter viel Gelächter schoben und zogen und trugen sie ihn halb zurück vor ihre Maienkönigin.
Sie fanden sie leicht schwankend vor dem Freudenfeuer stehend. Zu ihren Füßen saß Phillip, in eine betrunkene Betrachtung des vor kurzem entzündeten Feuers versunken.
„Königin Rhiannon!“ riefen sie, zerrten aus ihrer Mitte Merrick nach vorne, schoben ihn vor sie und traten zurück, überaus zufrieden mit sich selbst.
Sie starrte ihn überrascht an. Sie hatte vergessen, dass sie die Männer geschickt hatte, ihn zu holen. Das Haar fiel ihm ungebärdig in die Stirn, seine Miene war ausdruckslos.
„Hier ist er“, erklärte St. John.
Ash legte den Kopf schief und musterte sie eindringlich.
Lieber Himmel, warum hatte sie nur so viel von dem Kleewein getrunken?
Sie stählte sich. Es war zu spät, sich darüber aufzuregen, dass sie zu tief ins Glas geschaut hatte. Außerdem fühlte sie sich verwegen und . . . warum auch nicht? Erst hatte er sich mit ihr angefreundet, nur um sie dann sich selbst zu überlassen. Erst hatte er mit ihr getändelt, nur um sie kurz darauf mit
Weitere Kostenlose Bücher