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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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schmückte, lehnte gegen den Türrahmen.
    „Aber's muss wohl so sein, denn schließlich steht hier Rotkäppchen höchstpersönlich!“ Die sorgfältig gezupften und nachgemalten Augenbrauen des Mannes wurden über leer blickenden, wimpernlosen Augen in die Höhe gezogen.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung stellte Ash Rhiannon wieder auf ihre Füße. Sie wich nicht zurück. Natürlich nicht. Sie würde ihm niemals die Genugtuung geben, Angst zu zeigen. Sie sagte auch kein Wort oder wies ihn auf andere Art und Weise zurecht. Das brauchte sie auch nicht. Ihr Schweigen war beredt genug. Sie glaubte, er habe sie Watt gestohlen, damit er an ihr seine fleischlichen Gelüste stillen konnte.
    Der Blick des lavendelköpfigen Narren glitt nach einer interessierten Musterung Rhiannons zu Ash, nahm den Schmutz der Reise auf seinen Kleidern wahr, den fünf Tage alten Bartwuchs auf seinen Wangen und seine im Nacken zu einem unordentlichen Zopf gebundenen schwarzen Haare.
    „Und das hier ist entweder der Förster oder der böse Wolf. Sagt, mein Freund, wen stellt Ihr dar?“
    „Aber bitte, Hurley! Jetzt müsst Ihr anfangen zu zittern, denn das ist Merrick, den Ihr da aufzieht. “ Ein wunderschönes junges Mädchen erschien an der Seite des untersetzten rosa Hurley. Ihr jugendlich reines Gesicht war völlig ebenmäßig und ihre Haltung tadellos. Das Grau ihrer kunstvollen Perücke bildete einen starken Kontrast zu ihrer offensichtlichen Jugend und verspottete irgendwie beides.
    „Merrick?“ fragte der verblüffte Hurley.
    „Mein Bruder“, erwiderte das Mädchen.
    „Fia“, sagte Ash und neigte den Kopf. Sie war fünfzehn -oder sechzehn? -, und da sie ihre Mutter kaum gekannt hatte, war sie völlig das Geschöpf ihres Vaters. Ash traute ihr we-
    niger als jedem anderen, vielleicht gerade deswegen, weil er die Bande ihres gemeinsamen Blutes deutlich spürte und sich oft zu etwas anderem als Misstrauen gedrängt fühlte. „Merrick? Carrs Sohn?“ stotterte Hurley.
    „Einer von ihnen“, verbesserte ihn Ash kühl.
    „Der skrupellose“, bemerkte Fia mit einem gewollten, kleinen Lächeln. Sie beugte ihren Kopf Hurley zu und näherte ihre angemalten Lippen einem seiner rosa Ohren. Ash konnte beinahe sehen, wie es erbebte. „Der gefährliche“, flüsterte sie deutlich hörbar. „Der Heißsporn.“
    Hurleys verblüffte Miene wich einer lüsternen. Er streckte eine Hand aus, um Fia in das Kinn zu kneifen. Gelassen versetzte sie ihm mit ihrem Fächer einen Schlag auf die Knöchel. Er riss seine Hand zurück und starrte sie in gekränkter Verwunderung an.
    „Geht lieber, Lord Hurley. Bevor Merrick sich entschließt, Eure Aufmerksamkeiten seiner kleinen Schwester gegenüber falsch aufzufassen.“ Ihre Züge waren so ebenmäßig wie die einer Porzellanpuppe, und doch umspielte bei diesen Worten ihre Lippen ein spöttisches Lächeln.
    Der weiße Puder auf Hurleys Gesicht konnte sein Erröten nicht verbergen, und mit einem gemurmelten Adieu entfloh er. Fia schenkte seinem Abgang keine Beachtung.
    Neben Ash rührte sich Rhiannon.
    „Was hast du uns hier heimgebracht, Bruder?“ erkundigte sich Fia leise. „Etwas für Carr? Ein neues Spielzeug?“
    „Sein Mündel“, entgegnete Ash knapp. Rhiannon hielt ihren Kopf weiter gesenkt, hatte die Augen niedergeschlagen und ließ ihre Schultern hängen. Sie sah aus, als wäre sie geschlagen, was, wie Ash entschied, wahrscheinlich genau der Eindruck war, den sie erwecken wollte.
    Fia, über deren Züge ein leises Lächeln huschte, legte ihren Kopf schief und musterte ihren Bruder und seine Begleiterin.
    „Er hat also jetzt ein Mündel, ja?“ erkundigte sie sich mit , einer Stimme so leise und so gefährlich wie das Gleiten einer Schlange durch trockenes Gras. Ruhig stellte sich Ash zwischen die beiden Frauen. Fia betrachtete ihn überrascht. „Wer hätte das gedacht?“
    „Ich“, verkündete eine tiefe Männerstimme hinter ihnen. Bei dem Klang dieser Stimme mit dem deutlich erkennbaren schottischen Dialekt drehte Ash sich herum. Ein breitschultriger, hoch gewachsener Mann näherte sich ihnen. Das
    Licht der Kerzenleuchter verlieh seinem dunklen, mahagonifarbenen Haar einen metallischen Schimmer.
    „Donne“, begrüßte Ash ihn. Er war erstaunt, ihn hier in Wanton's Blush zu sehen. Carr wählte seine Gäste gewöhnlich mit Sorgfalt aus, und während Donne gewiss reich genug war, dass ihm Eintritt gewährt würde, zeigte er doch nicht den nötigen Hang zu übermäßigem Trinken,

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