Ashton, der Heißbluetige
des Überlegens entschied Ash, dass es gleichgültig war, was sie wollte.
Sie waren hier auf Wanton's Blush. Ausflüchte und Heimtücke waren die Spiele seiner Kindheit, und er hatte wie seine Geschwister keine andere Wahl gehabt, als sie zu spielen. Hier gab es nur zwei Regeln: Spiele eine Ebene tiefer als dein Gegner, und vergiss nie, dass jeder dein Gegner ist.
Er nickte. „Übergib sie Gunna“, sagte er, die weißhaarige Frau erwähnend, die, seit Fia ein Kleinkind gewesen war, ihr Kindermädchen gewesen war und der einzige Mensch auf Wanton's Blush, von dem den drei Geschwistern seit dem Tode ihrer Mutter jemals Wärme entgegengebracht worden war. „Ja.“
„Es besteht keine Notwendigkeit für ein übereiltes Treffen mit Carr“, fügte er beiläufig hinzu. „Sie kann ihn immer noch morgen sehen. “
„Ja“, pflichtete ihm Fia erneut bei. Sie trat zu Rhiannon und hakte sich bei ihr unter, gelassen deren Versuch ignorierend, sich zu befreien. „Bitte kommt mit mir. Ich werde Euch ein Bad bringen lassen, und dann werden wir für Euch ein paar Kleider finden. Etwas, das Euch das Gefühl gibt, unbesiegbar zu sein“, sagte sie, während sie Rhiannon mit sich fortzog.
„Ihr werdet doch nicht fortlaufen, nicht wahr?“ hörte Ash Fia im Weggehen fragen.
„Nein“, erwiderte Rhiannon ohne einen Blick zurück. „Ich habe keinen Ort, an den ich gehen könnte.“
20. Kapitel
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als Fia in das prächtig eingerichtete Schlafgemach trat, in dem Rhiannon im Bett lag und schlief. Obwohl das Mädchen mit leichten, vorsichtigen Schritten hereinkam, wachte Rhiannon sofort auf. Sie bemühte sich, weiter gleichmäßig zu atmen, öffnete ihre Augen einen Schlitz und beobachtete Merricks Schwester.
Heute hatte Fia auf die dramatischen Farben des gestrigen Abends zu Gunsten eines ausgezeichnet gearbeiteten buttergelben Kleides von erstaunlich unschicklichem Schnitt verzichtet. Das eng anliegende Oberteil mit dem tiefen, geraden Ausschnitt drückte ihre jungen Brüste über den Rand des Mieders, nur mit knapper Not den allernötigsten Anstand wahrend. Eine Perlenkette war um ihren schlanken Hals geschlungen, und Perlen hingen von ihren Ohrläppchen. Ein kleiner schwarzer Schönheitsfleck betonte neckisch ihre glatten weichen Wangen, und eine rosa Paste war auf ihre Lippen aufgetragen.
Sie sieht aus wie eine Modepuppe, dachte Rhiannon leidenschaftslos, wie die Kleiderpuppe eines Modemachers mit Kokotten als Kundschaft.
Noch vor einer Woche hätte ein derart exotisches Geschöpf wie Fia sie sprachlos gemacht. Aber wenn man eine Gefangene war, verloren solche Nichtigkeiten wie das Verhalten eines anderen nicht nur rasch an Bedeutung, sie hörten sogar auf, interessant zu sein.
Außerdem, dachte Rhiannon mit einem spröden innerlichen Lächeln, ist es so völlig offensichtlich, dass Fia erwartet, mich zu verwirren und zu verunsichern - und alle anderen auch. Letzte Nacht hatte sie sich am Fußende des Bettes niedergelassen und zugesehen, wie eine Zofe dem Neuankömmling das schmutzige Reitkleid auszog. Mit ruhiger, beherrschter Stimme hatte sie eine unanständige Geschichte nach der anderen über Carr und Ash und einen anderen Bruder namens
Raine zum Besten gegeben. Als ihre Geschichten ihrer Zuhörerin noch nicht einmal ein entsetztes Aufkeuchen entlockten, war sie wirklich fassungslos gewesen. Sie hatte ihre glatte weiße Stirn verblüfft gerunzelt und sie schließlich in Ruhe gelassen.
Das war verräterisch, und Rhiannon korrigierte ihre erste Einschätzung von Fias Alter um einiges nach unten. Eine schwache Erinnerung drängte sich ihr auf, wie ihr Onkel ihr den Rat gab, sie solle darauf achten, ihre „Feinde zu kennen“.
Feind, Geliebter. Zuflucht, Gefängnis. Heimat und Verbannung.
Jetzt, da die Erschöpfung sie nicht länger daran hinderte, über alles nachzudenken, drängten sich Rhiannon solche Gedanken auf, verspotteten sie wegen ihrer unverzeihlichen Gutgläubigkeit. Sie war Ashs überwältigender Anziehungskraft erlegen. Sie hatte seine Gesellschaft gesucht, hatte mit ihm geflirtet, während die Neugier in ihr brannte, wie es wohl wäre, von ihm geküsst zu werden. Und selbst nachdem sie das herausgefunden hatte, war sie immer noch nicht zufrieden gewesen. Das Wissen um seine Küsse hatte ihr Verlangen nur gesteigert, verzehrte sie, bis sie das Gefühl hatte, sie müsse die Leidenschaft kennen lernen - seine Leidenschaft. Nun, dachte sie und biss sich auf die
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