Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
Frauenstimme greinte: »Wie zum Teufel …? Das
kann
doch nicht sein!«
Ardagh zuckte zusammen, als erwache er aus einem schlechten Traum. Irritiert blickte er von Mr Horton zu Mrs Malk, zu mir, dann wieder zu Mrs Malk und Mr Horton.
»Das ist alles?« Die Stimme des Rektors klang gereizt. »Wegen solcher Lappalien rauben Sie mir meine Zeit? An einem Tag wie
heute
?«
Malk und Horton sahen sich verwirrt an. Vor der Tür klirrte es.
Ardaghs Zeigefinger tippte auf den Papieren herum. »Ein notärztlicher Großeinsatz, eine verunglückte Lehrkraft und ein halbes Dutzend verstopfte Toiletten. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber
mir
reicht das für einen Schultag!« Er seufzte tief. »Verfahren Sie mit Robert, wie Sie es für richtig halten. Nur tun Sie mir den Gefallen und verschonen Sie mich mit Details!«
Erneut tauschten Mrs Malk und Mr Horton einen ratlosen Blick. »Ich fürchte, ich verstehe nicht …«, hob Mrs Malk an.
»Von dem Rettungseinsatz in der ersten Pause haben Sie ja wohl gehört?« Ardagh hämmerte erneut auf die Unterlagen ein, die eine Aufstellung der Kosten des morgendlichen Fehlalarms zu enthalten schienen. »Direkt zu Beginn der nächsten Stunde hatte Mr Grendel in der Sporthalle einen Unfall. Irgendein Witzbold hat in der großen Pause den Boden vor den Handballtoren mit der Bohnermaschine auf Hochglanz poliert. Beim Versuch, seiner Klasse eine Torwurftechnik zu demonstrieren, ist Grendel ausgerutscht und hat sich den Oberarm gebrochen.«
Ardagh zog ein Stofftaschentuch aus der Brusttasche seines Hemds und wischte sich damit über die Stirn. »Und als wäre das noch nicht genug, teilte mir Mr Brecker vor einer Viertelstunde mit, dass sämtliche WC s in der Jungentoilette übergelaufen sind. Jemand hat die Abflüsse mutwillig verstopft und anschließend die Spülhebel mit Klebeband in heruntergedrückter Stellung fixiert.« Ardagh schrie jetzt fast. »Das halbe Nebengebäude steht unter Wasser!«
So aufgelöst hatte ich unseren Rektor noch nie erlebt. Mrs Malk und Mr Horton offenbar auch nicht.
»Es tut mir leid, wenn wir …«, stammelte Mr Horton.
»Wir konnten ja nicht ahnen, dass Sie …«, ergänzte Mrs Malk.
Aus dem Vorzimmer drang ein kieksiges Lied an mein Ohr. Die Stimme, die es mehr schlecht als recht schmetterte, gehörte Asmoduin. Offenbar hatte er seine Räumungsaktion im Setzkasten der Sekretärin beendet und vertrieb sich jetzt die Zeit mit Singen.
Während ich kurz dem Text lauschte, der immer neue grässliche Methoden beschrieb, überflüssigen Oberweltlern das Lebenslicht auszublasen (wie ich später erfuhr, handelte es sich um ein altes Hel’sches Volkslied), überlegte ich angestrengt, ob einer der neuen Zwischenfälle, von denen ich gerade gehört hatte, auf das Konto meines höllischen Besuchers gehen konnte. Aber sowohl in der dritten als auch der vierten Schulstunde war mir der kleine Plagegeist nicht von der Seite gewichen. Genau deswegen stand ich ja jetzt hier!
Ich räusperte mich. »Hat man jemanden im Verdacht, was die Kloverstopfungsnummer angeht?«, wollte ich wissen.
Rektor Ardagh sah mich erstaunt an, so als hätte er völlig vergessen, dass ich ebenfalls des Sprechens mächtig war. »Es gibt in der Tat einen Verdächtigen«, sagte er. »Wie der Zufall es will, handelt es sich um einen Schüler aus
deiner
Klasse, Robert.«
Damit konnte er eigentlich nur Faust meinen. Doch mehr Informationen rückte er leider nicht raus.
Der Schulleiter erhob sich ruckartig. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen? Ich muss ins Nebengebäude, den Ablauf der Sanitärarbeiten beaufsichtigen.«
Mrs Malk und Mr Horton nickten hektisch und verließen das Büro. Ich folgte ihnen.
Im Vorzimmer brabbelte Mr Horton etwas, das klang wie: »… noch Folgen haben, Robert!«
Mrs Malk fügte in nuschelndem Ton hinzu: »Wir sprechen uns noch!«
Dann war ich plötzlich allein. Allein bis auf eine Sekretärin, die soeben mit tränenfeuchtem Gesicht die Überreste ihrer Kristallskulpturensammlung vom Fußboden auffegte, wobei sie sich immer wieder die Nase schnäuzte.
Allein bis auf einen schmerbäuchigen Jungteufel, der sich bei meinem Anblick tatendurstig vom Fensterbrett plumpsen ließ.
»Geht’s endlich weiter, Schwabbel? Wurde auch Zeit!«
Die fünfte Stunde hatte bereits begonnen. Niemand begegnete uns auf dem Schulhof, abgesehen von einigen Klempnern, die zwischen den Toiletten und ihren Fahrzeugen hin- und herpendelten.
Ich informierte Asmoduin mit wenigen Sätzen
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