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Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Titel: Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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über die aktuelle Lage im Matheunterricht und bat ihn inständig, Mr Palmentari in seinem gegenwärtigen Zustand nicht noch zusätzlich zu reizen.
    Asmoduin schien meine Bedenken nicht recht nachvollziehen zu können. »Lavaflut und Leichenstarre! Wenn der Typ so ein Drecksack ist, müsste es dir doch mehr als recht sein, wenn er mal was auf den Deckel kriegt. Ich kenne da den einen oder anderen netten Kniff, der ihn garantiert …«
    »Bitte nicht!«, unterbrach ich ihn mit beschwörend erhobenen Händen. »Die Stunde wird auch so schon unangenehm genug. Tu einfach gar nichts und halt dich im Hintergrund, okay?«
    Der kleine Satansbraten antwortete nicht.
    Als wir den Klassensaal betraten, machte ich mich innerlich auf ein Donnerwetter gefasst. Schon der alte Palmentari war auf zu spät kommende Schüler nicht gut zu sprechen gewesen. Der
neue
Palmentari hatte in der vergangenen Woche zwei Mädchen, die eine knappe Minute nach dem Klingelsignal eingetrudelt waren, eine Viertelstunde lang angebrüllt und ihnen anschließend seitenweise Strafarbeiten aufgegeben.
    Aber ich hatte Glück: Palmentari hatte für diesen Tag eine schriftliche Hausaufgabenüberprüfung vorgesehen und war ganz darin vertieft, die Aufgaben an die Tafel zu schreiben – das Whiteboard war offenbar mal wieder defekt, was häufiger passierte. Still und heimlich schlich ich zu meinem Platz und setzte mich.
    In der Klasse herrschte gespannte Unruhe. Als ich meinen Blick nach vorn richtete, verstand ich, wieso.
    Das innere Fünfeck eines Pentagramms hat eine Kantenlänge von 5 cm. Errechne mithilfe der Formel

    die Kantenläge des äußeren Fünfecks und ermittle mit der aus der Hausaufgabe bekannten Formel den Flächeninhalt des Pentagramms.
    Und das war nur
eine
von fünf Aufgaben!
    Mit einem boshaften Grinsen ließ Palmentari die Kreide sinken und befahl uns anzufangen. In diesem Augenblick fiel mir ein, dass ich nicht allein gekommen war. Hastig suchte ich den Raum nach Asmoduin ab.
    Ich entdeckte ihn nahe dem Lehrerpult, genauer: hinter Palmentaris Stuhl, auf dessen Sitzfläche plötzlich Dutzende rote, ziemlich gemein aussehende Reißzwecken verteilt lagen. Als Asmoduin meinen Blick bemerkte, zwinkerte er mir fröhlich zu und huschte davon.
    Ich holte tief Luft und widmete mich dem Test. Bei jedem anderen Lehrer hätte ich vermutlich versucht, die Perforierung seines Hinterteils zu verhindern. Bei Mr Palmentari hielt sich meine Motivation momentan in Grenzen. Sollte er sich ruhig in die Nägel setzen. Solange ich mich unauffällig verhielt, würde er mir zumindest nicht die Schuld dafür in die Schuhe schieben können.
    Als ich das nächste Mal aufsah, saß Mr Palmentari hinter dem Lehrerpult. Die zu erwartenden Schmerzensschreie waren ausgeblieben.
    Verwirrt entdeckte ich die Reißzwecken auf dem Boden neben seinem Stuhl. Palmentari musste sie vor dem Hinsetzen geistesgegenwärtig beiseitegefegt haben. Bemerkenswert. Der alte Palmentari hätte nicht einmal gemerkt, wenn ein Schüler einen afrikanischen Elefanten mit in den Unterricht gebracht und am Lehrerpult festgebunden hätte.
    Der Blick des neuen Palmentari dagegen glitt misstrauisch über die Reihen hinweg. Rasch beugte ich mich wieder über mein Blatt, wobei ich aus dem Augenwinkel unauffällig nach Asmoduin Ausschau hielt.
    Diesmal fand ich ihn in der hintersten Ecke, in der Nähe des Waschbeckens. Sein Gesicht war zu einer wütenden Grimasse verzogen. Dass jemand seine Streiche durchschaute und im Vorfeld entschärfte, ärgerte ihn. Ich schickte ein stummes Stoßgebet gen Himmel, dass er sich für den Rest der Stunde zurückhalten möge, und machte mich an die erste Aufgabe.
    Ich glaube, ich habe schon mal erwähnt, dass ich ziemlich gut in Mathe bin. Die dämliche Pentagrammaufgabe brachte mich trotzdem ins Schwitzen. Wieso zum Henker ausgerechnet ein Pentagramm, also ein fünfzackiger Stern? Ich kramte alles aus meiner Erinnerung hervor, was ich über diese spezielle geometrische Form wusste: dass die Zacken eines Pentagramms gleichschenklige Dreiecke bildeten; dass die Winkel zwischen Basis und Schenkeln dieser Dreiecke 72 Grad betrugen; dass das innenliegende Fünfeck mit je zwei nicht benachbarten Zacken ein gleichschenkliges Dreieck mit stumpfer Spitze bildete. Und so weiter …
    Eine ganze Weile knobelte ich vor mich hin, wobei ich versuchte, mich von nichts, was um mich herum geschah, aus dem Konzept bringen zu lassen.
    Irgendwann notierte ich ein Ergebnis. Ich war nicht

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