Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
fettarmen Milchshake. Ich bestellte das Übliche. Als mein Bananensplit kam, war ich allerdings schon wieder so in Gedanken versunken, dass ich es kaum mitbekam.
So viele Unfälle und Sachbeschädigungen, alle am selben Tag – das konnte einfach kein Zufall sein! Ob die demolierten Autos draußen und die Unfallserie in der Schule irgendwie zusammenhingen? War es vorstellbar, dass alles auf das Konto ein und desselben Täters ging?
So plausibel ich die Theorie fand, Mr Palmentari könnte sein zerstörerisches Tun aus dem Klassensaal hinausverlagert haben, ich hatte doch ein gewisses Problem damit, mir den slippertragenden Langweiler als randalierenden Autozerstörer vorzustellen, Besessenheit hin oder her.
Zara war nach wie vor davon überzeugt, dass Palmentari als potenzieller Täter für die Vorgänge an der Schule nicht infrage kam. Leider ließ sich das ohne einen Plan, auf dem seine Unterrichts- und Freistunden vermerkt waren, nicht sicher sagen.
Als wir nach einer Weile zahlten (genau genommen zahlte Zara, doch da sie das immer tat, nahm ich es kaum noch wahr), stand noch mehr als die Hälfte meines Bob-Boots ungegessen vor mir auf dem Tisch.
»Roberto isse doch nit etwa kranke?«, radebrechte Giovanni alias Mr Pestiçek mit einem schauderhaften Akzent, von dem ich überzeugt war, dass er ihn nur vortäuschte, um seinem Laden zu etwas italienischem Flair zu verhelfen.
Ich versicherte dem besorgten Eismann, dass es mir gut ging, und verließ die Eisdiele, gefolgt von Zara.
Draußen hatte sich inzwischen einiges getan. Zu dem ersten Streifenwagen hatte sich ein zweiter gesellt, und mittlerweile war auch ein knappes Dutzend Autobesitzer vor Ort. Vier Polizisten dokumentierten mit Digitalkameras die Schäden und versuchten, aus dem erregten Wortschwall der Umstehenden ein paar verwertbare Informationen herauszufiltern.
Da wir wenig Lust verspürten, der aufgebrachten Meute näher zu kommen als unbedingt nötig, wechselten wir unauffällig die Seite und kehrten durch Nebenstraßen zu Moms Wohnung zurück.
Ich schloss gerade die Tür zum Treppenhaus auf, als Zaras Smartphone einmal mehr zu quengeln begann. Mit gerunzelter Stirn las sie die eingegangene Nachricht, dann schlug sie sich mit der Hand vor den Kopf. »Heiliger Swarovski! Ich hab total verschwitzt, dass ich mit Mel zum Shoppen verabredet bin«, stieß sie hervor.
Mel war Zaras beste Freundin. Wie Onkel Louis war auch ihr Dad recht wohlhabend, und nicht selten verballerten die Mädchen bei einer gemeinsamen Einkaufstour mehr Geld, als andere Kinder in einem Jahr an Taschengeld bekamen.
Mit konzentriertem Blick begann Zara, eine Antwort zu tippen. »Ich kann nicht mehr mit hochkommen«, erklärte sie, ohne aufzusehen. »Kommt Asi morgen wieder mit zur Schule?«
»Ich fürchte, er wird sich kaum davon abhalten lassen.« Ich bedankte mich für das Eis und stieg die Stufen hinauf.
In der Wohnung empfing mich ohrenbetäubender Lärm. Asmoduin thronte auf einem Berg aus Chips-, Keks- sowie Krümeln nicht genauer zu bestimmenden Ursprungs und glotzte mit unverhohlener Begeisterung in die Röhre. Es lief ein Fantasyfilm, in dem muskelbepackte, schwitzende Typen mit Schwertern gegen einen Drachen kämpften, aus dessen Maul – Überraschung! – grelle Feuerlanzen loderten. Die Lautstärke war bis zum Anschlag aufgedreht, weswegen es mich nicht überraschte, dass der kleine Teufel nicht auf meinen Gruß reagierte. Achselzuckend ging ich in die Küche, um mir ein Glas Saft zu genehmigen.
Durchs Fenster sah ich, dass Zara nach wie vor unten vor der Eingangstür stand und tippte. Nachdenklich nahm ich einen Schluck Saft und ließ meinen Blick über die Nachbarschaft schweifen.
Unvermittelt blieb ich an etwas hängen.
Ein paar Häuser entfernt, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, lag das Grundstück von Mr und Mrs Asparagus. Beide waren Rentner und investierten ihre verbliebene Lebenszeit fast ausschließlich in die Pflege ihres Gartens, in dem sie seltene, zum Teil sehr kostbare Rosensorten züchteten. Am heutigen Nachmittag waren ihre Enkel zu Besuch, ein Junge und ein Mädchen von etwa sieben und zehn Jahren. Die beiden tobten ausgelassen in dem kreisrunden Pool, den ihre Großeltern sich vergangenen Sommer angeschafft hatten. Er war nicht im Boden versenkt, sondern stand komplett oberirdisch, ein Riesending von mindestens eineinhalb Metern Höhe und sechs im Durchmesser. Ich überschlug im Kopf, dass dieses Ungetüm über 40000 Liter Wasser
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