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Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Titel: Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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schien für ihn beendet.
    Mit hängenden Schultern grübelte ich darüber nach, wie ich Sekundus dazu bringen konnte, uns zu helfen, ohne dass seine Bedingung erfüllt wurde. Da fiel mir plötzlich etwas ein.
    Ich griff in meine Jacke und fand, wonach ich suchte: die getönte Brille mit dem klobigen, schwarzen Gestell. Ich hatte den hel’schen Sichtschutzdurchdringer am Nachmittag, nachdem Belchior und Faust vor dem Fenster verschwunden waren, gedankenverloren eingesteckt. Grinsend reichte ich ihn jetzt Sekundus.
    Der Alte sah die Brille irritiert an, dann nahm er sie und setzte sie auf seine höckerige Nase. Ich deutete zum Aktenschrank an der rückwärtigen Wand.
    Ein entgeistertes Keuchen ertönte. Es erinnerte mich an das Geräusch, wenn man mit beiden Füßen zugleich auf einen altersschwachen Blasebalg springt. Ganz kurz machte ich mir Sorgen, Sekundus’ Kreislauf könnte den neuerlichen Anblick eines Höllenbewohners mit einem spontanen Herzstillstand quittieren. Ein toter Dämonologe wäre das Letzte, was wir jetzt brauchten …
    Aber ich hatte Glück. Das verdutzte Keuchen wiederholte sich, dann taumelte Sekundus auf seinen großen, sandalenbewehrten Füßen auf Asmoduin zu.
    Der kleine Teufel kehrte uns nach wie vor den Rücken zu, völlig von der Aufgabe in Anspruch genommen, möglichst viele Karteikarten in möglichst kurzer Zeit aus dem Kasten zu zerren, sie in kleine Stückchen zu zerreißen und über seine Schulter zu werfen. Dabei summte er eine schiefe Melodie vor sich hin, vermutlich ein weiteres Kinderlied aus seiner Heimat.
    »Exorbitant«, keuchte Sekundus. »Eine lebende, atmende Kategorie H-4 – in meinem Haus!«
    Asmoduin hielt inne. Gefährlich langsam richtete er sich auf und drehte den Kopf. Als er Sekundus erblickte, der mit tennisballgroßen Augen wenige Schritte hinter ihm stand und ihn fassungslos anstarrte, verzerrte sich sein rotes Gesicht zu einer Maske rasender Wut.
    »Ebola und Beulenpest!«, kreischte er und flitzte wie ein geölter Blitz quer durchs Zimmer davon.
    Doch so schnell er auch lief, Sekundus’ Blick blieb auf ihn geheftet.
    Brüllend schlug Asmoduin einen Haken, wechselte aus vollem Lauf die Richtung. Da der Boden unter seinen Füßen über und über mit Karteikartenfetzen und Schokoriegeleinwickelpapierchen übersät war, verlor er dabei den Halt. Mit einem schrillen Schrei schlitterte er mehrere Meter über den Boden und landete krachend an einem alten Regal voller Aktenordner. Ein Regen aus Papier und Pappe ergoss sich über den am Boden liegenden Höllenspross.
    Die Mundwinkel des Dämonologen, der den Vorgang voller Konzentration beobachtet hatte, zuckten verräterisch.
    »Bei Luzifers dreißig Hektar großem Atomraketenarsenal!« Mühsam wühlte sich Asmoduin aus den Ordnern hervor. Sein Funken sprühender Blick fand mich, sein Zeigefinger schoss anklagend in die Höhe. »Du treulose Mistsau! Das hast du nicht umsonst gemacht, wart’s nur ab. Bei nächster Gelegenheit lasse ich im voll besetzten Schulbus deine Klamotten verschwinden. Oder im Schulhof, während der großen Pause! Dann kriegst du eine Ahnung, wie es ist, ohne seine ausdrückliche Einwilligung von wildfremden Trotteln angestarrt zu werden.«
    Ich hielt diese Vergeltungsmaßnahme für etwas übertrieben, immerhin war Asmoduin weder nackt, noch hatte ich ihn irgendwie bloßgestellt. Was ihn in Wahrheit fuchste, war, dass ich mich seinem Willen widersetzt hatte. Doch damit konnte ich leben.
    Sekundus hatte sich unterdessen einen Notizblock vom Schreibtisch geangelt und kritzelte mit fliegenden Fingern darauf herum. Er notierte sich
alles
, von Asmoduins äußerer Erscheinung über dessen Größe, seine Bekleidung, das Aussehen seiner winzigen Hörner bis hin zu den Mustern, die sein wütend peitschender Schweif in die Luft zeichnete.
    Asmoduin schien begriffen zu haben, dass es keinen Sinn mehr hatte, sich aufzuregen. So würdevoll wie möglich kletterte er aus dem Aktenstapel hervor und richtete sich zu seiner ganzen, nicht gerade beeindruckenden Größe auf. »
So
recht, du alter Spinner?«, erkundigte er sich und drehte sich mit trippelnden Schritten einmal um die eigene Achse. »Zufrieden, hä?«
    An Sekundus’ Reaktion las ich ab, dass Asmoduins Worte jetzt auch für ihn hörbar waren. Mit Freudentränen in den Augen ließ er den Notizblock sinken und streckte mir eine knochige Hand entgegen.
    »Ich danke dir, junger Zarkoff. Du hast meinen lebenslangen Forschungen einen Sinn

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