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Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Titel: Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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dass seine schnabelartige Nase beinahe das brüchige Papier berührte. Nachdem er einige Zeilen der winzigen, verschnörkelten Schrift gelesen hatte, stieß er enttäuscht die Luft durch die Zähne aus. »Nein, wohl doch nicht. Dieses Ritual wehrt Poltergeister und ektoplasmische Manifestationen ab, nichts weiter.«
    »Ektopla- … äh, klar.« Ich verstand nur Sackbahnhof.
    »Aber es wäre wohl auch zu viel erwartet gewesen, gleich zu Anfang fündig zu werden.«
    »Eine von Sataniels bekanntesten Großtaten war das Erdbeben, das vor einigen tausend Jahren zum Untergang der Insel Atlantis geführt hat«, plapperte Asmoduin ungerührt weiter. »Eine riesengroße Insel mit einem kompletten Staat darauf, in einer einzigen Nacht versenkt – das muss ihm erst mal einer nachmachen! Ein paar hundert Jahre später bekam er für diese Glanzleistung den goldenen Totenschädel am Band verliehen.« In der Stimme des Höllensprosses schwang unüberhörbarer Stolz mit. Dass weder unser Gastgeber noch ich ihm richtig zuhörten, schien er gar nicht zur Kenntnis zu nehmen.
    »Vielleicht dieses hier?« Sekundus war in einem anderen Werk fündig geworden, einem kleinformatigen Band mit verstärkten Ecken und einer metallenen Schließe. »Eine Formel zur Beschwörung der Kreaturen des Abgrunds«, erklärte er. »Aber auch zu deren Beseitigung?«
    »… ein paar tausend Jahre später, im Jahr neunundsiebzig eurer Zeitrechnung, ließ dann mein Urgroßschwiegeronkel Luzinger den Vesuv ausbrechen«, fuhr Asmoduin in schwärmerischem Tonfall fort, während er beiläufig an seinem massiven Schokoladenbalken knabberte. »Mithilfe eines unterirdischen Rohrleitungssystems lenkte er so viel glutflüssige Lava in den Südwesten Italiens, dass der Ausbruch nicht nur das benachbarte Pompeji zerstörte, sondern gleich noch zwei weitere Städte.«
    »Nein, leider nicht.« Sekundus schüttelte erneut den Kopf. »Nur wirksam gegen Tier- und Naturgeister.« Er schloss das Buch, klappte ein anderes auf und begann von Neuem zu lesen.
    Die folgende Stunde verstrich mehr oder weniger ereignislos. Sekundus blätterte, Asmoduin schwafelte. Ab und zu hielt der Alte inne und unterzog eine Zauberformel oder ein Beschwörungsritual einer genaueren Musterung. Doch stets schüttelte er im Anschluss den Kopf und legte den Band wieder fort.
    Irgendwann – ich hatte bereits das Gefühl, sämtliche Angehörige von Asmoduins vielköpfiger Sippschaft zu kennen (einschließlich all der widerlichen Dinge, die sie über etliche Jahrtausende hinweg verbrochen hatten) – wurde Sekundus, mittlerweile inmitten eines hohen Walls aus aufgeschlagenen Büchern und auseinandergerollten Pergamenten kaum noch zu erkennen, mit einem Mal sehr aufgeregt.
    »Wusst ich’s doch, dass ich diesen Band einst irgendwo ersteigert hatte!« Stolz hielt er mir ein riesiges, armdickes Buch entgegen. In den Einband, der aus einem ekligen, an Mumienhaut erinnernden Material bestand, waren in schwer lesbarer Frakturschrift die Worte
De Vermis Mysteriis
geprägt.
    »Ein Band über Anrufung und Abwehr exorbitant mächtiger Wesenheiten«, erklärte Sekundus, während er den Band ehrfürchtig öffnete. »Verfasst von dem belgischen Okkultisten Ludvig Prinn, erstmals gedruckt in Köln im Jahre 1543. Natürlich ist dies nicht die Originalausgabe, sie wäre heute ein Vermögen wert. Aber auch dieser Nachdruck von 1809 ist …«
    »Bitte«, unterbrach ich mit einem raschen Blick auf die Uhr. »Könnten wir das vielleicht abkürzen?«
    »Prima Idee, Schwabbel«, tönte Asmoduin hinter mir. »Der mächtige Dämon hat seine Schokolade nämlich auf.« An Sekundus gewandt fügte er hinzu: »Ich nehme nicht an, dass du hier unten noch mehr davon hast, Kranichmann?«
    Statt einer Antwort drehte Sekundus das Buch so, dass wir sehen konnten, was er entdeckt hatte. »Ich denke,
das
ist die Lösung.«
    Die Doppelseite zeigte einen fünfzackigen Stern, dessen Spitzen von einem Fünfeck eingerahmt wurden. In seinem Zentrum sowie über jeder Spitze prangte ein Schriftzeichen, das ich keinem mir bekannten Alphabet zuordnen konnte. Bei genauerer Betrachtung wirkten die Symbole auch weniger wie Schriftzeichen, eher wie geometrische Symbole – Symbole, die in der irdischen Mathematik, da war ich mir sicher, nicht existierten.
    »Das Pentakel von Branzothep«, erklärte Sekundus mit rauer Stimme. »Es verursacht eine protoplasmische Detonation, die jede Kategorie H-4 auf direktem Wege in den Abyssus zurückschleudert.

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