Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
bei. Die Vorstellung, was Belchior mit mir anstellen würde, sollte ich ihn mithilfe desselben magischen Fliegenfängers an mich ketten wie damals Asmoduin, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
»Zum Glück halten die dämonischen Künste noch zahlreiche weitere Methoden zur Abwehr und Bannung teuflischer Wesenheiten bereit.« Sekundus rutschte auf der Sitzfläche seines Stuhls nach vorn und fixierte mich. »Ich werde dir helfen, junger Zarkoff … unter einer Bedingung.«
Das klang nicht gut!
»Nämlich?«
Sekundus setzte sich ruckartig auf. »Du hast die Kategorie H-4 mit hierhergebracht, nicht wahr?«
Das war nicht schwer zu erraten gewesen. Seit dem Beginn meines Berichts hatte ich in regelmäßigen Abständen Schokoriegel unter meinen Stuhl fallen lassen, von wo sie sogleich auf rätselhafte Weise verschwunden waren. Darüber hinaus waren an etlichen Stellen des Büros Papierlawinen von Tischplatten gerutscht, Türme aus Ablagekästen ohne ersichtlichen Grund in sich zusammengestürzt und so weiter.
Ich nickte, unsicher, worauf Sekundus hinauswollte.
»Lass sie mich
sehen
, junger Zarkoff!« Sekundus’ trübe Augen begannen zu leuchten, sein faltiges Gesicht hellte sich auf. Für einen kurzen Moment ließ sich erahnen, wie der Dämonologe einst ausgesehen haben musste, als er noch jung gewesen war … vor sehr, sehr vielen Jahren.
»Seit ich mich mit den satanischen Künsten beschäftige, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als eine Kreatur des Abyssus mit eigenen Augen betrachten und studieren zu können«, führte er aus.
»Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie vor nicht einmal sechs Wochen einem ziemlich unerfreulichen Vertreter dieser Gattung höchstpersönlich begegnet sind?« Zu spät dämmerte mir, dass es vielleicht nicht allzu klug war, den Alten an die traumatische Begegnung zu erinnern, die ihm einen Aufenthalt in der Nervenklinik eingebracht hatte. Bildhafter als mir lieb war, sah ich den wild um sich schlagenden Sekundus vor mir, der am Tag nach seiner Begegnung mit Phantasmagorus von zwei kräftigen Sanitätern in einer Zwangsjacke abtransportiert wurde.
Doch meine Befürchtungen waren unbegründet.
»Das war etwas völlig anderes.« Sekundus winkte ab. »Überrascht, unter Schock und gänzlich unvorbereitet war ich nicht in der Lage, mein Gegenüber nach wissenschaftlichen Maßstäben zu untersuchen. Jetzt, in dem sicheren Wissen, was ich zu sehen bekomme, wäre es die Erfüllung eines Lebenstraums!«
Ich überlegte kurz. Was konnte es schaden, wenn sich mein gehörnter Begleiter dem Alten kurz zeigte?
»Du hast gehört, was Mr Sekundus gesagt hat, Asmoduin«, sagte ich laut und vernehmlich. »Sei so gut und mach dich für ein paar Minuten sichtbar.«
»Bombenhagel und Splittergranate!« Der kleine Teufel, der im hinteren Bereich des Büros damit beschäftigt gewesen war, die Eingeweide eines prallvollen Karteikastens herauszureißen und großflächig im Raum zu verteilen, sprang mit einem wilden Satz in die Höhe. »Für diesen alten Spinner werde ich mich ganz gewiss
nicht
sichtbar machen!«
»Und wieso nicht?«
»Es widerspricht dem Jahrtausende alten Ehrenkodex der Baal.«
»Das ist alles?«
»Darüber hinaus habe ich keine Lust.« Demonstrativ verschränkte er die Arme über dem Kugelbauch.
»Probleme?«, erkundigte sich Sekundus, der mein scheinbares Selbstgespräch aufmerksam verfolgt hatte.
»Eöhh … nein, keine Spur.« Ich wandte mich erneut in Asmoduins Richtung. »Schau: Sekundus kann uns helfen, Belchior nach Hel zurückzuschicken. Wir waren uns doch einig, dass das unser vorrangiges Ziel ist, oder?«
»Pffffth!« Asmoduin schob trotzig die Unterlippe vor. »Das kriegen wir auch ohne ihn hin. Wir können heute Nacht wiederkommen und die nötigen Bücher einfach klauen. Haben wir schon mal gemacht! Bestimmt finden wir auch auf eigene Faust eine Zauberformel, die funktioniert. Wie beim letzten Mal.«
»Und in der Zwischenzeit legt Belchior mit seinem Seelenverwandten Faust in aller Seelenruhe meine Heimatstadt in Schutt und Asche? Vergiss es!« Jetzt war ich es, der entschieden den Kopf schüttelte. »Außerdem
haben
die Formeln aus Sekundus’ Büchern, mit denen Zara und ich dich nach Hel zurückschicken wollten, damals gar nicht funktioniert. Das Problem ist nämlich, dass wir uns mit diesem Zauberkram nicht die Bohne auskennen.«
Ohne mich einer weiteren Antwort zu würdigen, wandte sich der Höllenspross wieder dem Karteikasten zu. Die Diskussion
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