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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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niemals würde sie danach flüchten können, und damit wäre ihr kompletter Auftrag in Gefahr. Sie kämpfte den Hass in sich nieder, entfernte sich langsam und unmerklich aus dieser verdorbenen Gesellschaft. In ihr reifte ein Plan, aber dazu brauchte sie die Hilfe von Wolfgar. Sie hoffte inständig, dass dieser vertrauenswürdig war, denn sonst war es fast unmöglich, Anzbacher und den Akolythen zu beseitigen.
    Zurück in der halb vollen Schenke bestellte sie eines dieser schalen und dünnen Menschenbiere und gab Wolfgar kaum merklich ein Zeichen, dass sie ihn in ihrer Kammer zu sprechen wünschte. Mit einem Lächeln und einem knappen Nicken quittierte dieser die verborgene Nachricht und watschelte wieder hinter seinen Tresen. Ari schaffte nur die Hälfte ihres Getränks. Das Zeug schmeckte so widerlich. Kein Vergleich zu den Gebräuen, die ihr Volk imstande war herzustellen. Einen echten Blutsud würde sie wohl nie wieder genießen. Er hieß so, weil die Pilze, die man für seine Herstellung benötigte, beim Gärvorgang einen rötlichen Farbstoff absonderten, der dem Getränk dann seinen Namen gab. Auch der Geruch erinnerte an abgestandenes Blut, aber der Geschmack war einzigartig in der Welt und seine Stärke riss sogar einen Zwerg aus den Stiefeln.
    Ari hing noch weiter trübe ihren Gedanken nach, bis es Zeit wurde für ihr Treffen. Keiner nahm Notiz von ihr, als sie den Schankraum über die Treppe nach oben verließ. In ihrer kleinen, verwahrlosten Kammer schloss sie die Fensterläden und wartete auf den Wirt. Nach zwei Stunden klopfte es endlich an der Tür und Ari öffnete Wolfgar.
    »Was kann ich für Euch tun?«, fragte der Wirt.
    »Wolfgar, ich benötige Eure Hilfe, und wenn mein Vorhaben Erfolg hat, wird der Tod Eurer Familie gerächt sein. Aber es wird gefährlich und es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Donnerstein mit mir verlassen müsst oder auch getötet werden könntet.« Ari sah dem dicken Wirt fest in die Augen. Was sie dort sah, war keine Angst, eher Entschlossenheit und Hoffnung.
    »Alles, alles werde ich für Euch tun, damit die Seelen meiner Liebsten endlich in Frieden ruhen können und diese Ratte Anzbacher und sein Schweinestall in den tiefsten Höllen brennen. Sagt mir, was es sein soll und es wird geschehen.«
    Ari bemerkte, dass sie langsam anfing, diesen dicken Mann zu mögen. Sie lächelte ihn an. »Ihr seid tapfer, mein Freund. Ich möchte nicht, dass Euch ein Leid widerfährt, aber alleine kann ich es nicht schaffen, wenn ich danach noch lebend aus Donnerstein herauskommen will. Ihr müsst für mich eine Ablenkung inszenieren. Irgendetwas, das höllischen Lärm verursacht und die Wachen in der ganzen Stadt aufschreckt. Wichtig ist, dass es ein solches Chaos gibt, dass niemand genau weiß, wo er eigentlich hinlaufen soll.«
    Wolfgar lächelte verschlagen. »Ich glaube, ich habe da genau das Richtige. Eine Hinterlassenschaft eines alten Zwerges, der hier sein ganzes Hab und Gut versoffen hat. Lasst das nur meine Sorge sein, Ihr werdet genügend Verwirrung haben, um mit einem ganzen Regiment verschwinden zu können.«
    »Das klingt gut! Ihr müsst mir auch unbedingt sagen, wo Anfang und Ende des Fluchttunnels sind, den Euer Vater entdeckt hat. Und noch eine letzte,wahrscheinlich auch nicht gerade einfache Aufgabe. Ich benötige ein Kleid. Nicht gerade so freizügig, dass man mich für eine Dirne hält, aber dennoch so, dass man mich ansieht, wenn Ihr versteht, was ich meine.« Ari lächelte Wolfgar gewinnend an.
    Dieser brach in Gelächter aus. »Ich weiß sehr wohl, was Ihr meint. Wartet hier, ich bin gleich zurück.« Mit diesen Worten erhob sich der Wirt und verließ den Raum.
    Die Dunkle vernahm, dass er die hinterste Tür auf diesem Stockwerk aufschloss. Nach einigen Minuten näherten sich seine Schritte wieder Aris Kammer. Er klopfte kurz an und kam herein. In seinen Armen hielt er einen Traum von einem Kleid. Es war aus weißer Seide, die aus jedem Blickwinkel einen anderen Farbton annahm. Bestickt war es mit Perlen und Opalsplittern. Wolfgar ließ es vom Arm gleiten. Der Stoff passte sich jeder Bewegung perfekt an. Er hielt es vor sich, sodass Ari es in seiner vollen Pracht bewundern konnte. Die Stickereien und die Aufsätze aus edelster Spitze waren meisterlich verarbeitet. Kleine Bilder von Jagdszenen verteilten sich dezent über das Prachtstück. Das Kleid war sehr eng geschnitten und an der linken Seite war ein Schlitz in den Rock eingearbeitet, damit die

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