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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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Trägerin auch genügend Bewegungsfreiheit besaß. Die Schultern waren frei und dennoch hatte es einen Stehkragen, der von dünnen Bändern gehalten wurde, die wirkten, als seien es Spinnweben. Dieses Meisterwerk war perfekt. Ari konnte ihre Augen kaum von dieser Schönheit losreißen.
    Nach einigen Momenten beendete Wolfgar das gebannte Schweigen. »Es gehörte meiner Frau. Das Kleid stammt aus dem Elfenreich und war ihr liebster Schatz. Es passt sich seiner Trägerin perfekt an, also macht Euch keine Gedanken, ob die Größe stimmt. Es wird perfekt sitzen. Das weiß ich, denn das Gewebe ist von Magie durchdrungen.« Eine Träne schimmerte im Augenwinkel des Mannes und seine Pranken fingen zu zittern an.
    Ari machte einen Schritt auf ihn zu, umfasste seine Hände und sah ihm tief in die Augen. »Ich danke Euch für die großzügige Hilfe. Ich weiß, was dieser Schritt für Euch bedeutet. Auch ich habe alle verloren, die ich einst liebte. Wenn das hier alles vorbei ist, müsst Ihr fortgehen. Sicher werden sie sehr schnell herausfinden, wer ich bin und wer meine Verbündeten waren. Versprecht mir, dass Ihr sofort nach dieser Sache Donnerstein verlasst.«
    Wolfgar nickte und weitere Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln. Er drückte Ari das Kleid in die Hände und wollte sich zum Gehen wenden, als Ari einen bläulichen Schimmer unter dem Hemd von Wolfgar bemerkte. Sie gebot ihm stehen zu bleiben und zog ein Kleinod an der langen Kette aus dem Hemd. Zum Vorschein kam eine Elfenrune aus Gold, die bläulich schimmerte. Ari lächelte: »Nehmt dieses Amulett nie ab!«
    Wolfgar wirkte verdutzt. »Das habe ich nicht vor. Es war ein Geschenk von meiner Frau, kurz bevor …« Seine Stimme erstarb.
    »Ihr habt Euch immer gefragt, warum ihr nicht von der Seuche getötet wurdet. Nun, das hier ist der Grund. Nicht weil Ihr durch und durch böse seid. Dieses Amulett ist ein Schutzamulett des Elfenvolkes, das den Träger vor jeglicher böser Magie und ihren Folgen schützt. Es vermag auch Krankheiten, Verhexungen und Flüche von Euch fernzuhalten, solange sie nicht aus einer Quelle des Guten stammen oder natürlichen Ursprungs sind.«
    Das erste Mal an diesem Tag sah Ari den dicken Mann lächeln. Mit zittriger Stimmer murmelte er: »Dann passt sie auch heute noch auf mich auf und sie muss bereits geahnt haben, was kommen wird.«
    »Ja, das schöne Volk hat ein sehr feines Gespür für unnatürliche Veränderungen.«
    Wolfgar versuchte sich zusammenzureißen und wieder Stärke in seine Stimme zu legen. Er räusperte sich und wandte sich zum Gehen. »Ich werde Euch noch die dazugehörenden Schuhe bringen und etwas zu essen, danach könnt Ihr mir erklären, wann Ihr meine Ablenkung wünscht.« Festen Schrittes verließ er die Kammer und ließ Ari mit ihren Gedanken zurück.
    Die beiden Verschwörer hatten Zeitpläne ausgetauscht und machten sich bereit. Wolfgar war wieder fast in Tränen ausgebrochen, als er Ari in dem Gewand seiner Frau sah, und hatte daraufhin den Raum verlassen, um seine letzten Vorkehrungen zu treffen. Die Enrai sah atemberaubend in dem Kleid elfischer Schneiderkunst aus. Ihre schmale Taille wurde betont. Ihre langen, wohlgeformten Beine wirkten durch den geschlitzten Rock und die Absatzschuhe schier endlos. Es schien, als ob ihre nicht gerade üppige Oberweite durch das Bustier fast verdoppelt würde. Ihre weißen, nackenlangen Haare und ihre alabasterfarbene Haut wurden dezent vom Farbenspiel des Kleides unterstrichen und ein Schimmer von Violett wie die Farbe ihrer Augen huschte hier und da über den Stoff. Man hätte denken können, das Kleid wüsste tatsächlich, wer in ihm steckte, und könnte sich der Trägerin auf die verschiedensten Weisen anpassen. Ari warf sich noch einen weißen Mantel mit Pelzbesätzen über, zog die dazugehörende weit geschnittene Kapuze hoch und machte sich auf den Weg, um ihre Aufgabe zu erfüllen.
    Im »Topf voller Gold« war keiner mehr anwesend. Wolfgar hatte die Taverne früher geschlossen und war auch schon unterwegs, um sein geheimnisvolles Werk zu vollenden. Sie musste sich sputen, Mitternacht war bereits überschritten. Bevor sie ins Freie trat, überprüfte sie noch den Sitz ihrer beiden Dolche, die sie mithilfe von Strumpfbändern an ihren Oberschenkeln befestigt hatte. Sie atmete tief durch und trat durch die Hintertür in die kalte Nacht.Der Geruch nach verbranntem Fleisch schlug ihr sofort wieder entgegen. Es schneite nun sehr stark, sodass man kaum zehn Schritt

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