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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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näher an den Thron heran und streichelte einer Am Ri sinnlich über den Kopf. »Oh, Abgesandte des Kaisers. Was Ihr doch für ein wichtiger und herausragender Mann seid.«
    »Nein, meine Schöne, diese kommen nicht vom Kaiser. Boten dieses schwachköpfigen Schwächlings würde ich nackt zurück durch den Schnee schicken! Der Kaiser, dieser von Inzucht entstellte Gaukler, wird schon bald ein Teil meines Thrones sein.« Wieder lachte diese groteske Abscheulichkeit und die Lustdämonen gackerten mit. »Aber wo bleiben denn meine Manieren? Ihr müsst hungrig und durstig sein. Labt Euch an den Köstlichkeiten meiner Tafel und nehmt später an den Feierlichkeiten teil. Ich lade Euch herzlichst dazu ein. Elfe kann ich heute besonders empfehlen. Sie sind so schön zart und mager, gar nicht sehnig und ganz frisch eingetroffen.« Anzbacher stieß einen gutturalen Laut aus und alles Treiben und Lachen erstarb. Hier und da wimmerte noch ein Opfer dieser »illustren« Gesellschaft. Anzbacher hievte sich hoch; mit ausladenden Gesten, die Schleim und Eiter in alle Richtungen spritzen ließen, wandte er sich theatralisch an seine Gefolgsleute. »Meine Lieben, die Gräfin vom Winterstein zu Eisfeld gibt uns heute als mein Gast die Ehre, an unserer kleinen Feier teilzunehmen. Behandelt sie gut, sie steht unter meinem persönlichen Schutz.«
    Dies klang eher nach einer Drohung als nach einer Rede, die man an Freunde richtet, und sie verfehlte ihre Wirkung nicht, denn einige wurden sehr nervös und wagten von nun an nicht mehr, Ari direkt anzusehen. Als die Dunkle dies bemerkte, kehrte sie ihre gespielte Arroganz noch mehr heraus und bedachte die Anwesenden mit überaus geringschätzigen Blicken und gekünsteltem Lächeln. Sie musste ihr Spiel aufrechterhalten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab, Anzbacher zur Hölle zu schicken: Währenddessen schwadronierte ihr Opfer weiter. »Meine Freunde, ich weiß von euch, dass ihr meine Gäste immer mit dem größten Wohlwollen behandelt, dessen ihr fähig seid, aber nun lasst uns weiter feiern, die Stunde des Aufstiegs und der Höhepunkt des Festes sind nicht mehr weit.« Tosender Applaus und Hochrufe brandeten durch die Halle und Anzbacher schob sich in Richtung des grausigen Buffets.
    Die Gäste nahmen ihre abscheulichen Tätigkeiten wieder auf und quälten weiter ihre Opfer, nur Ari gingen sie von nun an aus dem Weg. Wo sie hinkam,wurde sie übertrieben höflich begrüßt oder bewusst gemieden. Das war ihr nur recht, denn mit derartigen menschlichen Ungeheuern wollte sie sich bestimmt nicht auf einen Plausch einlassen. Sie erkundete weiter die riesige Halle. Sie schritt die großen Buntglasfenster ab, die im frühen imperialen Stil gehalten waren und die Westflanke des Raumes schmückten. Viele zeigten Schlachten längst vergangener Tage, auch die einstigen Herrscher von Tiro waren abgebildet und ehemalige Fürsten von Donnerstein.
    Sie hatte sich bereits weit von der Festgesellschaft entfernt, als ihr Blick am vorletzten Fenster hängen blieb. Wie gebannt starrte sie auf das bunte Glas. Die mit Bleieinsätzen in Quadrate unterteilte Fläche des Fensters war fast leer, nur in der oberen linken Ecke bemerkte sie Bewegung. Das Glas wechselte seine Farbe und veränderte sich. Anfangs konnte Ari nicht erkennen, welches Bild sich da formte, aber dann wurde es ihr klar. Zu sehen war ein Thron aus Menschenleibern mit einem fetten, unansehnlichen Monstrum darauf. Zu seinen Füßen saßen Dämonen und nackte Menschen tanzten um ein Feuer.
    Gebannt sah sie dem Schauspiel zu, als eine Stimme hinter der Dunklen ertönte. Sie klang, als kratzte man mit einem Stahlhandschuh über eine Schieferplatte. »Dies sind die Fenster der ewigen Zeit, meine Liebe.« Ari zuckte zusammen und fuhr herum. Hinter sie war eine Am Ri getreten und lächelte sie lasziv an. »Es tut mir leid, wenn ich Euch erschreckt habe, das liegt mir fern. Mein Herr hat mir aufgetragen … ein Auge auf Euch zu haben und sicherzustellen, dass es Euch an nichts mangelt.« Ari fing sich wieder und entgegnete lächelnd: »Nun, erschreckt habt Ihr mich nicht. Ich war nur etwas unvorbereitet, aber das wird mir nicht noch einmal geschehen. Doch wenn Ihr schon hier seid: Ihr erwähntet den Namen dieser Kunstwerke. Die ›Fenster der ewigen Zeit‹. Wisst Ihr, woher sie kommen und was ihr Zweck ist? Erklärt es mir.«
    Die Am Ri machte eine kleine Verbeugung. »Euer Wunsch soll erfüllt werden. Es ist magisches Glas. Sie haben die Aufgabe,

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