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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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Prozession in der Ferne, so winzig wie Ameisen. Sie wurden jedoch schnell größer und schwer gepanzerte Ritter betraten die Halle. Ihnen haftete etwas Dämonisches an. Die Rüstungen schienen mit ihren Trägern verwachsen zu sein und eine Art Eigenleben zu haben. Fratzen erschienen auf den Panzerplatten, gequälte Gesichter, die auftauchten und wieder verschwanden. Das grünliche Schimmern, von dem sie umspielt wurden, gab ihnen etwas Unheimliches, etwas nicht Greifbares, und eine Aura von großer Macht umgab sie. Bedächtig schritten sie durch den Raum und bildeten ein Spalier. Sie präsentierten ihre langen Zweihänder mit geschwungenen Klingen und verharrten regungslos. Jeder wusste ohne nachzudenken, wo sein Platz war, als wäre es Tausende Male geübt worden.
    Nach den zwanzig Rittern dauerte es einen Moment, bis mit Mutationen entstellte Hofschranzen und Adlige durch das Portal drängten. Sie verteilten sich in der Halle und warteten gespannt auf die Hauptakteure. Nach einer weiteren kurzen Pause schritten sechs berobte Gestalten schweigend durch das Tor und umringten Anzbacher. Der siebte, den Ari schon auf dem Marktplatz gesehen hatte, stand bereits bei ihm. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie er in die Halle gekommen war. Das Tor schloss sich jetzt aber noch nicht; fast so, als wartete es noch auf etwas. Stumm standen die nun gut dreihundert Menschen und Dämonen da und starrten auf das Loch in Raum und Zeit. Schließlich schälten sich noch mehr Gestalten aus dem grünen Licht. Diesmal waren es kleine, bucklige Wesen, die Körbe trugen. Ari drängte sich weiter nach vorne, um besser sehen zu können. In den Körben lagen Köpfe – Elfenköpfe. Die kleinen, entstellten Diener türmten sie zu einem Haufen an der Stirnseite des Saales auf. Einige trugen kleine Urnen, aus denen Asche kreisförmig um den Schädelberg verteilt wurde. Sieben kleinere Haufen entstanden, die sternförmig angeordnet wurden. Als dieser Prozess abgeschlossen war, wälzte Anzbacher sich auf die Spitze des zentralen Haufens und die Akolythen nahmen ihre Plätze auf den kleinen Ascheflecken ein. Mehr Soldaten drängten sich nun durch das Tor und flankierten die gesamte Halle. Bevor sich das Portal schloss, wurde noch eine Gruppe aus zehn zerlumpten Gestalten in denRaum getrieben. Sie waren allesamt in Eisen geschlagen und machten einen erschöpften und heruntergekommenen Eindruck.
    Ari stockte der Atem. Einer der Gefangenen war Sai. »Wie ist das möglich?«, schoss es ihr durch den Kopf. Er sollte den Elfen helfen, ihre Heimat zu verteidigen, die schon länger von den Truppen des Kaisers belagert wurde. Die Frage nach einer Niederlage des Ordens brandete durch den Schädel der Assassine. Ihre Verwirrung und Angst wuchs, dass alles verloren war. »Die Elfen, das Volk, das die besten Zauberer und Schwertkämpfer von Tiro stellt, wie konnten sie verlieren, noch dazu, da sie in ihrer Heimat gekämpft und alle Vorteile auf ihrer Seite hatten?« Ari wurde nervöser und betrachtete den geschundenen Sai, denn ihren ursprünglichen Plan konnte sie nun nicht mehr ausführen. Sie musste sich entscheiden, entweder den Gefangenen zu helfen oder Anzbacher zu töten. Egal, für was sie sich entschied, am Ende kostete es viele Leben und vielleicht sogar ihr eigenes.

Die Verwandlung
    ubel erschallte, als Anzbacher wieder einmal eine seiner selbstherrlichen Reden beendet hatte. Die Akolythen intonierten nun eine fremdartige Melodie, deren Vibrationen sogar in den Knochen zu spüren war. Auf eine seltsame Art war sie sogar schmerzhaft. Die Zuschauer wiegten sich hin und her und stimmten in das monotone Brummen mit ein. Dämonische Ritter bugsierten jeweils einen Gefangenen vor die Akolythen und vor Anzbacher. Deren Wille schien erloschen, denn sie wehrten sich nicht, als man sie in die Knie zwang, und sie ließen ihre Köpfe schlaff nach unten hängen. Das stolze Feuer, das Ari von den Elfenkriegern kannte, konnte sie in den Augen dieser Geknechteten nicht mehr entdecken. Zu ihrem Erschrecken wurde auch Sai bei einem der Diener Narronds platziert. Der Singsang endete und Anzbacher riss seine wulstigen Arme in die Höhe, warf den Kopf in den Nacken und schrie. »Narrond, sieh auf mich herab, deinen gehorsamen Diener, deinen Auserwählten. Wir bringen dir nun diese würdigen Opfer dar, auf dass du deine gesamte Kraft in mir bündeln kannst!« Ruckartig drehte er den Kopf zu einem der Akolythen, der daraufhin einen langen Dolch zog und dem Elfen vor ihm die

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