Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
heulten vor Schmerz und Entsetzen. Der Magier vollendete seine Geste, indem er die geballte Faust schnell an seine Brust zog. Die Köpfe der Männer barsten im gleichen Moment mit einem widerlich schmatzenden Knall. Gehirnteile und Schädelfragmente wurden durch die Luft geschleudert. Ein feiner, blutiger Nebel legte sich langsam über das Lager, dann war es vorbei, und als der letzte Kadaver zu Boden sackte, umgab Stille die gesamte Szenerie.
Eriel atmete langsam aus und öffnete seine Augen. Er sah erschöpft aus, wankte und sank auf die Knie. Ari und Yasden waren bereits da, um ihn aufzufangen. Sie legten ihn nahe an das Feuer und bedeckten ihn mit herumliegenden Pelzen. Sai sprang aus seinem Versteck hervor und sog gierig an den Halsstümpfen der Verstümmelten, aus denen unablässig das Blut quoll. Laute Schmatzgeräusche waren zu hören, als er seinen brennenden Durst an einem der Kopflosen stillte. Seine Augen funkelten und bekamen einen rötlichen Glanz. Die Enrai und der Klingentänzer wandten sich ab und kümmerten sich weiter um den Zauberer. Als Sai fertig war, kam er zum Feuer und sammelte Nahrung und Kleidung ein, die er in Rucksäcken verstaute. Er sah aufgedunsen aus, wie ein Trinker, der sich die Nacht um die Ohren geschlagen hat. Seine Hautfarbe hatte sich von bleich zu zartrosa verändert. Allen war es unangenehm, ihren Kampfgefährten so zu sehen.
Um das Schweigen zu beenden und die Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, ergriff Ari das Wort. »Wir müssen bald aufbrechen, bevor dieseHunde vermisst werden. Ich hoffe nicht, dass sie bereits überfällig waren, denn sonst haben wir bald mehr von ihrer Sorte am Hals. Nachdem sie aber noch nicht gegessen hatten, denke ich, dass wir uns noch einen Zyklus geben können, bevor wir weiterziehen.«
Sai und Yasden packten alles zusammen, was nur im Entferntesten brauchbar erschien. Der Vampir fand sogar einen Rabenschnabel – seine bevorzugte Waffe. Sie war zwar in keinem guten Zustand, aber brauchbar, und seine Laune hob sich schlagartig. Der Klingentänzer tauschte ein Schwert gegen ein etwas kürzeres ein, damit er nicht ständig durch die Länge seiner Parierklinge behindert wurde. Ari kümmerte sich derweil um Eriel. Die Strapazen der Gefangenschaft und der Flucht waren doch zu viel für den Magier gewesen. Seine Kräfte waren nahezu erschöpft. Das konnte für einen Zauberkundigen durchaus den Tod zur Folge haben, da seine Lebenskraft eng mit seinen Künsten verwoben war. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn und sein Blick war glasig. Ari tupfte ihn mit einem Lumpen ab und wickelte ihn in Pelzdecken, die sie sich im Lager zusammengesucht hatte. Sie stanken fürchterlich und bei einer feinen Elfennase konnte ein derart starker Geruch durchaus Übelkeit hervorrufen, aber es half nichts, er musste warm gehalten werden.
Als die beiden Krieger mit ihrer Plünderung fertig waren, kamen sie zu Ari ans Feuer. Yasden schnürte das Benötigte zu handlichen Paketen und Rucksäcken zusammen und Sai kniete sich neben die Dunkle. »Ari, wir hatten bisher kaum Zeit, miteinander zu reden. Es tut gut, dich wieder munter und wohlauf zu sehen.« Er lächelte sie an. »Als ich bei Anzbacher war und all die Geschichten hörte, dachte ich, dass unsere Sache verloren und du tot seist.«
Sie blickte ihm tief in die Augen und ihre Hand berührte leicht die seine. »Sai, erzähl mir, was passiert ist. Warum ist das Elfenreich gefallen?«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Der Orden dachte, die Belagerung des Waldreiches stehe kurz bevor, aber sie war bereits in vollem Gange. Über die Hälfte war bereits gebrandschatzt, als wir die Grenzen erreichten. Wir kämpften uns zur ewigen Eiche durch, wo die letzten Verteidiger tapfer standhielten, aber alles war umsonst. Horden von Untoten überrannten die Barrikaden und Lindwürmer setzten uns aus der Luft zu. Die ewige Eiche erweckte den Wald und wir erschlugen mehr als Hunderttausend von ihnen, aber der Strom wollte nicht enden. Und dann öffnete sich mitten in unseren Reihen ein Portal, aus dem Dämonenritter zu Tausenden strömten. Es war ein Schlachten, wie ich es selten zuvor gesehen hatte, und jeder Widerstand wurde einfach überrannt. Die Elfenkönigin löste ihr Heer auf und jeder, der fliehen konnte, suchte das Weite. Es hatte einfach keinen Sinn.« Sai wischte sich mit der rechten Hand über das Gesicht, dann erzählte er weiter. »Aber ich sage dir, wir sind verraten worden. Man kann kein Portal in einem
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