Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
erbitten. Gib den Weg frei und lass uns in Frieden ziehen.«
Kaum waren seine Worte verhallt, als die Rune zu strahlen begann. Immer heller und heller, bis es die vier nicht mehr aushielten und ihre Augen vor dem gleißenden Licht verbargen. Als das Strahlen nachließ, nahmen sie langsam dieHände vom Gesicht und sahen, dass die Rune verschwunden war und sich ein Durchgang in der Mauer geöffnet hatte. Ein frischer Lufthauch drang herein und mit ihm auch die eisigen Temperaturen. Ari bemerkte, dass die Magie des Kleides noch intakt war, denn sie spürte die beißende Kälte fast nicht.
Alle standen da und sahen Sai an. Eriel stellte als Erster die Frage, die jedem im Kopf herumging: »Wie hast du das gemacht?«
Sai zuckte die Achseln und schritt voran in den hinteren Teil einer kleinen, natürlichen Höhle. »Ich habe einfach die Worte benutzt, mit der mein Volk all seine Runentüren öffnet. Anscheinend hat sich seit jener Zeit daran nicht viel geändert.«
Eriel folgte kichernd dem Vampir. Yasden und Ari tauschten noch einen amüsierten Blick, bevor auch sie die uralte Stätte der Drakter verließen. Nachdem sie alle das Portal durchschritten hatten, erschien wieder eine massive Felswand an der Stelle. Nichts ließ mehr darauf schließen, dass hier der Eingang zu einem riesigen unterirdischen Komplex lag. Sie mussten jetzt vorsichtig sein, denn schließlich konnte sich alles und jeder in dieser Höhle aufhalten. Jeder nahm nach seiner Art Witterung auf. Es roch nach Schnee und Wald, aber auch Brandgeruch lag in der Luft, jedoch nicht wie Brandschatzung, sondern eher nach einem kleinen Lagerfeuer. Sie gingen langsam und leise weiter. Nach mehreren Biegungen sahen sie den Höhleneingang. Das Tageslicht blendete sie zunächst so sehr, dass sie einige Momente benötigten, um ihre Augen an die natürliche Helligkeit zu gewöhnen. Den Farben der Sonne nach zu urteilen, musste es früh am Morgen sein. Sie sahen acht Wachsoldaten, die um ein Feuer saßen und ihren Beschäftigungen nachgingen – wahrscheinlich eine Kundschaftereinheit.
Während Ari noch überlegte, wie sie die Männer am besten überwältigten, lief Eriel einfach an ihr vorbei und trat auf die Gruppe zu. Sie wollte ihn noch zurückhalten, aber Yasden packte sie bei der Schulter und schüttelte nur den Kopf. Sai zog sein Schwert und machte sich für das bereit, was folgen mochte.
Eriel trat festen Schrittes auf die Bewaffneten zu, und als sie ihn bemerkten, hob er die Hand zum Gruß. Überall hörte man das Schaben von Metall, als Waffen gezogen wurden. Ein Hüne mit einem vernarbten Gesicht fing sich am schnellsten wieder. »Sieh da, das ist aber nett. Ein Elflein, dann gibt’s das Frühstück heute ans Bett.«
Der Rest der Meute grölte. Bei jedem von ihnen waren deutliche Anzeichen der Seuche zu erkennen. Der Magier ging unbeeindruckt ans Feuer und streckte seine Hände aus, um sie zu wärmen, dann sagte er, den Blick fest in die Flammen gerichtet: »Mein Name ist Eriel und ihr werdet alle sterben.« Lautes Gelächter dröhnte durch die Höhle. Der Zauberer richtete seinen stechenden Blick ringsum und lächelte die Soldaten kalt an.
Der Hüne schien sich köstlich zu amüsieren. »Ach ja? Und wie willst du kleines, zartes Elflein uns töten, ohne irgendwelche Waffen?«
Die anderen lachten und schlugen sich auf die Schenkel vor Vergnügen. Der Magier jedoch starrte wieder in die über das Holz leckenden Flammen. »Mit nur einem Wort«, entgegnete Eriel gelassen.
Dem Soldaten wurde das Spiel zu dumm und seine Miene verfinsterte sich. »Ja, ja, ich weiß, jetzt kommt sicher so ein dummer Spruch wie ›Die Feder und das Wort sind mächtiger als das Schwert‹, aber ich habe jetzt genug von dir und außerdem habe ich Hunger. Also zier dich nicht, dann ist es schnell vorbei und du musst nicht leiden.« Der Hüne stürmte los.
Und Eriel murmelte nur ein Wort der Macht. Mitten in der Bewegung erstarrte der Riese, ließ seine Waffe fallen und griff sich mit beiden Händen an den Schädel. Auch die anderen sieben Kundschafter krümmten sich vor Schmerz und hielten ihre Köpfe. Sie schrien ob der unvorstellbaren Qualen, die die Magie ihnen bereitete. Ihre Augen quollen aus den Höhlen. Blut lief ihnen aus Nase und Ohren. Einige fielen auf die Knie, andere taumelten wie Betrunkene herum. Eriel streckte seine Hand aus und ballte sie ruckartig zur Faust. In selben Augenblick ertönten mehrere gedämpfte Geräusche. Die Augäpfel platzen. Die Geschundenen
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