Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
gefunden, sie färben auch kein Gebiet ein wie die anderen Steine. Sie sind einfach nur da. Dieser verändert seine Position nicht, aber der andere tut es.« Eriel stand auf und ging langsam über den Kontinent. Er wanderte tief ins grüne Gebiet; das Areal der Anhänger Narronds. Tatsächlich, da steckte ein kleiner Diamant, mitten in den südlichen Sümpfen. Er bewegte sich manchmal ein Stück, kehrte aber immer wieder zu seinem Ursprungsort zurück. Eriel sah Ari an und machte einen Erklärungsversuch. »Vielleicht sind es neutrale Personen, die keiner Seite dienen. Aber wenn wir davon ausgehen, dass der Stein bei uns hier der Großmeister ist, dann gibt der dort unten keinen Sinn, denn es gibt, soviel ich weiß, nur einenOrdensmeister. Es könnten allerdings auch mächtige Individuen sein, die sich dem Einfluss Narronds vollständig entziehen können.«
Eriel wischte sich eine seiner blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah die Dunkle erwartungsvoll an. Diese strich mit ihren Fingern über den kleinen Diamanten, der nun ruhte. »Du könntest mit all deinen Vermutungen recht haben, aber auch völlig danebenliegen. Suche die Karte noch einmal ab, ob du noch mehr Ungewöhnliches entdeckst. Ich werde mir die Statue der Mutter Erde etwas genauer ansehen. Irgendetwas muss hier zu finden sein, das uns weiterbringt.«
Der Magier nickte nachdenklich und fing an, wie ein Storch über das Mosaik zu staksen, der auf der Jagd nach einem unvorsichtigen Fröschlein war.
Die Statue war gut zwei Ellen hoch und aus massivem Gold. Sie stellte eine Frau dar, die die Arme ausbreitete. Sie war nackt und wohlgeformt und schwebte über ihrem Sockel. Über ihren Schultern lag ein Tuch oder Schal, der sich wie eine Schlange um ihre Arme wand. Ihre Beine aber erweckten den Eindruck, sich ein Stück unterhalb des Knies aufzulösen. Es sah so aus, als ob sie in Stücke zerfielen. Ihr Haar war wallend und nach oben gerichtet, als ob eine frische Brise von unten ihren Körper entlang hinauf striche. Es war eine wahrhaft filigrane und wunderschöne Arbeit, mit Verzierungen aus winzigen Edelsteinen und Silberbeschlägen, die ihr ein magisches Aussehen verliehen. Ihre Augen waren zwei wunderschön geschliffene Steine. Auffällig daran war, dass das eine aus einem Smaragd und das andere aus einem Rubin gefertigt war. Bewegen ließ die Göttin sich nicht und auch versteckte Schalter oder Knöpfe waren nicht zu finden. Ari wandte sich dem Sockel zu; Runen und Schriftzeichen, die sie nicht lesen konnte, säumten das ganze Podest. Sie untersuchte die Zeichen genauer und stutzte, als sie über ein Wort stolperte, das in der Sprache der Enrai geschrieben war. Hier in einem Tempel, den angeblich die Menschen erbaut hatten, fand sie ein Fragment ihres Volkes! Die Bedeutung der Glyphe war ihr sofort klar, sie drückte so viel wie »Gut« oder »Besitz« aus. Es war das erste von vier Worten, die groß auf der unteren Hälfte der Säule standen. Ari rief die anderen zu sich und zeigte ihnen ihre Entdeckung.
Wolfgar platzte gleich heraus: »Das letzte Wort ist in der Runenschrift der Nordmänner geschrieben. Aber warum sollte hier jemand nur das Wort ›des‹ an die Säule schreiben?«
Ari schmunzelte und wandte sich zu den anderen um. »Da Wolfgar so nett war, uns schon ein zweites Wort zu übersetzen: Hat einer eine Idee, was die anderen beiden Wörter bedeuten könnten? Das erste steht in meiner Sprache geschrieben und heißt ›Gut‹ oder ›Besitz‹.«
Eriel fuhr mit der Hand über die dritte Inschrift, als würde sich ihm dadurch der Sinn besser erschließen. »Diese Glyphe ist altes Zwergisch, wenn ich mich nicht irre, könnte ihre Bedeutung so etwas wie ›Inneres‹ oder ›Zwerg‹ selbst bedeuten. Bei der zweiten bin ich mir nicht ganz sicher, aber es könnte ein alter Elfendialekt sein. Den kann ich leider nur deuten, da seine Benutzung und damit auch die Bedeutung mit einer der mächtigen königlichen Familien ausgestorben ist. Diese Sippe unseres …« Sai unterbrach Eriel mit einem vernichtenden Blick, sodass der Magier wieder auf das Wesentliche zu sprechen kam. Der Meister der Worte versuchte sich aus der für ihn unangenehmen Situation herauszuwinden und unterstützte seinen nächsten Wortschwall mit ausladenden Gesten seiner Arme und Hände. »Nun, da ich die Geduld meiner werten Freunde nicht weiter auf die Folter spannen will, werde ich euch meine Interpretation der Rune ohne weitere Umschweife mitteilen. Es könnte die
Weitere Kostenlose Bücher