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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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seiner Völker.«
    Durch Ithtars Worte kamen einige Wachen mit gezückten Waffen angerannt. Sie staunten, als sie nur den Komtur und ihren Hauptmann sahen. Mit einer knappen Geste entspannte Ithtar die Lage und gab ihnen Befehl, die Tore der Eidhalle zu öffnen. Rugor schob sich an seinem Freund vorbei und murmelte mit einem Lächeln vor sich hin: »Er ist ein guter Mann, nur manchmal ein wenig zu theatralisch.«
    Der Komtur betrat den Versammlungsort. Als er die Schwelle überschritt, brandeten ihm starke Laute entgegen, als die Eidritter ihm ihren Respekt zollten. Fäuste wurden auf Harnische geschlagen und Rüstungen rieben aneinander, dann war es still. Rugor blieb stehen und nahm, um seinen Leuten Gelegenheit zu geben, sich innerlich zu sammeln, die Halle in Augenschein. Sie war kreisrund und der einzige Ort hier unten, der eine prächtige Ausstattung besaß. An den Wänden hingen riesige Banner mit dem Wappen des Ordens. Der Falke war allgegenwärtig. Gewaltige Steinstatuen, die die vergangenen Ordensführer darstellten, standen auf großen Sockeln. Mandrax jedoch war nirgends verewigt, aber das lag daran, dass dieser ja noch am Leben war. Die, die hier in Stein gehauen anwesend blieben, waren alle einmal Stellvertreter von Mandrax gewesen und entweder im Kampf für den Orden gefallen, oder sie waren an Altersschwäche gestorben, aber letzteres Schicksal ereilte nur die Menschen und Zwerge. Ihre Lebenszeit war von Mutter Natur begrenzt worden. Alle anderen konnten entweder mehrere tausend Jahre alt werden oder sie waren unsterblich, wenn sie nicht getötet oder von einer Krankheit dahingerafft wurden.
    Die Eidhalle war völlig mit schwarzem, poliertem Onyx verkleidet. Rubine in unglaublichen Größen waren in unregelmäßigen Abständen in die Wändeeingelassen. Über jedem Edelstein thronte ein goldener Falke, der ihn in seinen Klauen hielt. Die Eidritter standen in Reih und Glied und bildeten einen Kreis um die Mitte des Saales. Es war ein erhebender Anblick, sie in den roten Ordensrüstungen zu sehen. Wäre der Komtur nicht untot gewesen, hätte sein Herz jetzt sicher schneller geschlagen. Alle Völker waren vertreten, Frauen wie Männer, und die verschiedensten Waffen wurden getragen. Mächtige Zweihänder, Kriegshämmer, Hellebarden, Bögen und Armbrüste waren zu erkennen, aber auch Kriegswerkzeuge, die sehr exotisch anmuteten. Rugor erblickte eine Frau, die einen langen Stab trug. An der einen Seite waren Eisenkugeln an langen Ketten angebracht und an der anderen das zweischneidige Blatt einer Axt. Die Eidgarde bestand ausschließlich aus den besten Kämpfern, die der Orden stellen konnte, und alle waren Meister im Umgang mit ihrer bevorzugten Waffe.
    Rugor ging festen Schrittes auf die Mitte des Saales zu, außer dem Geräusch seiner beschlagenen Stiefel war kein Laut zu vernehmen. Er näherte sich einer Kanzel aus Drachenbaumholz. Sie war aus einem einzigen Stamm gefertigt worden. Ihre Herstellung musste mehrere hundert Winter in Anspruch genommen haben, denn diese Bäume besaßen das härteste Holz, das es in Tiro gab. Es war dunkel und mit feinen graufarbenen Maserungen durchsetzt. Die Kanzel war reich mit Ornamenten und Figuren der verschiedensten Rassen verziert. Sie zeigten längst vergessene Helden und Könige, Persönlichkeiten, die sich für ihr Volk und das Gleichgewicht in Tiro verdient gemacht hatten. Der Komtur legte die Hand auf das Holz. Es fühlte sich warm und seidig an, völlig anders, als man es erwartete. Langsam bestieg er die Kanzel bis zu ihrem höchsten Punkt. Dort stützte er sich auf einem kleinen Pult ab. Er sah in die Runde. Alle Gesichter waren auf ihn gerichtet. Das Knistern von Erwartung und Anspannung lag in der Luft. Rugor begrüßte die Anwesenden, indem er mit den Händen das Zeichen des Falken vor seiner Brust beschrieb und seinen Kopf leicht neigte. Alle Anwesenden taten es ihm gleich. Die Geräusche, die dabei von den schabenden Rüstungsteilen verursacht wurden, waren erstaunlich leise. Der Komtur straffte sich und hob zu sprechen an. Er musste nicht einmal laut sprechen, denn die Akustik in der Halle war ausgezeichnet und seine Stimme wurde bis in die hinteren Reihen getragen.
    »Meine Brüder und Schwestern, heute trete ich vor die Eidgarde, da der Großmeister eure Hilfe benötigt. Ich spreche dabei nicht von mir, sondern von Mandrax, der, so die Götter wollen, schon bald zu uns zurückkehren wird, um die Rubinfalken in den Krieg zu führen.« Rugor machte eine

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