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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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überzeugt und vertraute ihm von nun an sein Leben an. Das war die Geburtsstunde der Eidgarde.
    Rugor bezweifelte den überlieferten Hergang der Ereignisse. Zwar wusste er, wer und vor allem was der Großmeister war, aber auch er hatte ihn bis dato nicht zu Gesicht bekommen. Er hoffte, dass Ari Erfolg mit der Erweckung hatte und sich dieser Umstand bald änderte. Der Komtur konnte sich einfach nicht vorstellen, dass der bloße Anblick des Ordensmeisters ausreichte, um die Gesinnung eines Wesens von Grund auf zu ändern. Nichtsdestotrotz hielten die Ritter der Eidgarde auch heute noch am Schwur des Malakant fest, wenn auch in abgewandelter Form. Beim Eintritt in die Leibwache gelobten sie, niemals ein Wort im Kampf zu sprechen oder einen Schrei von sich zu geben. Sie ließen sich auch lieber in Stücke hacken, als jemals einen Fußbreit zurückzuweichen. Dennoch war die Garde bei den restlichen Ordensmitgliedern nicht sehr beliebt. Rugor vermutete, dass sie durch ihren Fanatismus und die Bereitschaft, schweigend in den Tod zu gehen, bei ihren Waffenbrüdern Angst auslösten. Sie waren zwar die besten Kämpfer des Ordens, aber dennoch war ihre Zahl zu gering, um eine große Schlacht alleine zu entscheiden. Das Wichtigste und damit ihre schärfste Waffe jedoch war der Umstand, dass die anderen Krieger Zuversicht und Hoffnung schöpften, wenn die Eidritter sich in den Kampf warfen. Sie konnten das Schlachtenglück nur durch ihre bloße Anwesenheit wenden.
    Rugor erreichte die unterste Ebene und war jetzt ganz in der Nähe der Quartiere der Eidgarde. Die Wände waren schlicht und kahl. Es fehlte jeglicher Schmuck, wie man ihn in den anderen Bereichen der Festung sehen konnte. Keine Möbel, nicht einmal die üblichen Standarten waren zu sehen. In Abständen von zehn Schritten steckten Fackeln in eisernen Halterungen. Sie spendeten genügend Licht, um alles erkennen zu können. Die Steine über den Feuern waren mit einer dicken schwarzen Rußschicht überzogen, die bis an die Decke reichte. Der Gang, dem Rugor folgte, war kerzengerade und verjüngte sich gewölbeartig nach oben. Als Komtur und derzeitigem Stellvertreterdes Großmeisters war es ihm gestattet, hierher zu kommen. In der jüngeren Vergangenheit hatte der Orden noch einen Großkanzler und mehrere Priore besessen. In der Hierarchie standen sie zwar über ihm, aber der Feind hatte ganze Arbeit geleistet und alle eliminieren lassen. Übrig geblieben waren nur einige Komture. Sie verwalteten jeder nur ein kleines Gebiet, und wegen seines Alters und seiner Erfahrung war Rugor von ihnen zum stellvertretenden Großmeister ernannt worden. Während der Vampir den Gang entlangging, dachte er über diese Bürde nach. Viele beneideten ihn um dieses Amt, viele Ehrgeizlinge hätten es gerne haben wollen. Aber ihm wäre es lieber gewesen, wenn die Wahl auf jemand anderen gefallen wäre. Er hätte sich so gerne in diesem Moment nur um seine Bücher und die Ordensgeschäfte in seiner kleinen Komturei gekümmert, aber das Schicksal hatte andere Pläne mit ihm.
    Der Baron konnte nun das Ende des Ganges im Fackelschein erkennen. Ein großes, doppelflügeliges Portal schälte sich aus den Schatten. Vor dem Tor standen zwei kleine bullige Gestalten. Sie gehörten dem Volk der Zwerge an. Ihre Rüstungen sahen genauso wie die Rugors aus, nur dass die Beschläge nicht aus Gold, sondern aus Silber waren. Lange weiße Bärte, die fast bis zum Boden reichten, umrahmten die gegerbten und vernarbten Gesichter und wurden von verzierten Goldringen gebändigt, sodass sie im Kampf nicht behinderten. Beide stützten sich mit ihren Händen auf die Köpfe von massigen Kriegshämmern, schweren, zweihändigen Waffen, die in Form eines stürzenden Falken gearbeitet waren. Einem mit Wucht geführten, gut gezielten Schlag konnte nicht einmal die härteste und beste Rüstung widerstehen. Schwere Knochenbrüche und innere Verletzungen waren die unausweichliche Folge. Die Stiefel der beiden Wächter waren eisenbeschlagen und rot gefärbt. Sie wirkten im Gegensatz zu der kleinen, kompakten Erscheinung der Zwerge sehr groß, aber im Kampf verlieh ihnen ihr seltsam anmutender Körperbau mit den viel zu groß wirkenden Füßen einen entscheidenden Vorteil: Man konnte sie nicht so leicht aus dem Gleichgewicht bringen. Sie standen wie ein Fels in der Brandung. Für einen schnellen Sturmangriff waren sie zwar ungeeignet, aber in der Verteidigung erwiesen sie sich stets als eine Mauer aus Stahl, Fleisch und

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