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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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eisernem Willen.
    Die beiden Wächter beäugten den Komtur mit eingefrorenen Mienen. Bei näherem Hinsehen fiel Rugor auf, dass beide zahlreiche Narben auf den bärtigen Gesichtern trugen und dem linken ein Auge fehlte. Ein dunkles Loch starrte dem Vampir entgegen. Ungefähr zehn Schritte, bevor der Baron das Tor erreichte, klopfte der Einäugige mit seinem Hammerstiel dreimal auf den Boden. Knirschend und ächzend öffneten sich die beiden Portalflügel. Gerade rechtzeitig, sodass Rugor seinen Schritt nicht verlangsamen musste und geradewegs hindurchgehen konnte. Er lächelte in sich hinein. Die Eidritterwaren in dem, was sie taten, immer bemüht, alles auf den Punkt zu bringen. Ihre Taten ließen keinen Raum für Verschwendung irgendeiner Art. Selbst die Zeit war für sie ein Gut, das sie augenscheinlich mit Hingabe hüteten. Das gefiel ihm, und wenn jemand die schwere Aufgabe meistern konnte, die vor ihnen lag, dann diese Männer und Frauen.
    Rugor ging weiter durch die Gänge. Es begegneten ihm einige Eidritter, die sich verbeugten, bis er vorbei war. Er grüßte sie, indem er seine Faust gegen den Brustpanzer schlug. Die Einrichtung war immer noch karg und spartanisch. Die Fackeln an den Wänden waren der einzige Schmuck, den es in den Quartieren gab. Die Gänge und Hallen waren weiterhin im gewölbeartigen Stil gehalten. In den großen Räumen wurden die Decken von schlanken Säulen gestützt. Diese zeugten zwar von erstaunlicher Handwerkskunst, aber verziert waren sie nicht. In einem Vorraum zur »Halle der Eidträger«, dem Versammlungsraum der Leibgarde, traf Rugor auf seinen Freund Ithtar. Er stand direkt vor dem Eingang zum Versammlungsort. Der Hauptmann hatte seine übliche schlichte Schlachtrüstung ebenfalls gegen die der Eidritter eingetauscht. Er wirkte damit noch beeindruckender als sonst. Seine Rüstung war, wie die von allen Offizieren, mit goldenen Falkenemblemen und Beschlägen verziert. Er grüßte seinen Komtur und neigte kurz das Haupt. Der Baron ging zu ihm und legte ihm seine gepanzerte Hand auf die Schulter: »Schön, dich zu sehen, Ithtar. Sind die Eidritter bereit, um in die Schlacht zu ziehen?«
    »Ja, das sind sie. Sie sind immer bereit, aber ein paar Worte von ihrem Ordensoberhaupt könnten nicht schaden.«
    »Deshalb bin ich hier. Sie sollen erfahren, warum der wichtigste Kampf in ihrem Leben bevorsteht und was vom Erfolg der Mission abhängt. Ithtar, ich möchte, dass du nach meiner kleinen Ansprache den Rittern den Eid abnimmst.« Der Hauptmann blickte Rugor fragend an. Der Baron kannte seinen Freund, er konnte die Kränkung in seinem Blick lesen. Er legte ihm auch noch die andere Hand auf die Schulter und zog ihn nahe zu sich heran. »Das tue ich nicht, um sie zu demütigen, ich weiß, dass man euch nicht an den Eid erinnern muss. Ich weiß auch, dass in dem bevorstehenden Kampf kein Wort über die Lippen deiner Ritter kommen wird. Es geht mir um etwas anderes. Sollte Ari Erfolg haben, dann wird der Großmeister schon bald erweckt und zu uns stoßen. Die Leibgarde wird dann der Schlüssel im Kampf um die Festung werden. Ihr Glaube und ihre Führung werden den Rest anspornen müssen, einen Angriff gegen einen übermächtigen Feind zu führen. Dadurch, dass wir eingekesselt und tatenlos herumsitzen, werden wir nichts erreichen. Wir müssen den Kampf hinaus tragen, denn wenn Häuser und Felder brennen sollen, dann die der Schuldigen. Unsere letzten freien Späher berichten,dass Anzbacher sich jetzt in der Kaiserstadt aufhält. Dieses Verhalten zeigt mir, dass er uns nicht mehr als Gefahr betrachtet, deshalb müssen wir Mut beweisen und ausbrechen. Wenn wir hier einen großen Sieg erringen, werden vielleicht die anderen Völker, die jetzt unter der Knute Anzbachers leiden, sich erheben und an unsere Seite stellen. Du weißt so gut wie ich: Alleine werden wir nicht siegen können – wir brauchen in unseren Reihen jedes Wesen in Tiro, das lieber den Tod wählt, als ewig auf Knien zu leben. Noch erheben sie sich nicht, denn sie wissen nicht, dass hier viele Widerstand leisten. Wir müssen den Funken entfachen, der den großen Brand entzündet. Am Ende sind wir entweder frei oder Asche, und das im wahrsten Sinne des Wortes.«
    Der Gesichtsausdruck Ithtars veränderte sich. Rugor konnte sehen und spüren, wie er sich straffte. Der Hauptmann ging einen Schritt zurück, donnerte seine rechte Faust gegen die Brust, senkte den Kopf und sprach mit fester Stimme: »Für die Freiheit Tiros und

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