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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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ihrem Platz hielt, und darüber einen prächtigen Waffengurt, an dem ein mit Juwelen besetztes Kurzschwert und ein dazugehörender Dolch hingen. Der Vampir warf sich den roten Umhang über und befestigte ihn traditionell mit einer goldenen Fibel, die ihn als Komtur des Ordens auswies. Das Kleidungsstück wurde über der rechten Schulter und unter der linken Achsel getragen und verlieh somit mehr Bewegungsfreiheit und Halt. Am linken Arm war eine Tartsche in Form eines Falken angebracht. Der kleine Schild, der nicht behinderte und somit das Führen einer zweihändigen Waffe zuließ, diente vor allem der Abwehr von Hiebwaffen auf kurze Distanz. Im Notfall konnte er das Zünglein an der Waage sein, das über Leben und Tod entschied.
    Rugor ging zu seinem Arbeitstisch, um seinen Helm zu holen. Die Rüstung war so gut gearbeitet, dass sie beinahe keine Geräusche verursachte. Er nahm den Kopfschutz auf und drehte ihn in der Hand. Sein Erscheinungsbild wardem eines Topfhelmes nicht unähnlich. Immer wieder bewunderte der Vampir das geringe Gewicht. Er konnte dadurch lange getragen werden, ohne Probleme mit der Halsmuskulatur zu bekommen. Wie der Rest der Rüstung war er durchsichtig, was dem Träger den Vorteil verlieh, seine Umgebung besser wahrzunehmen als ein Krieger, der einen gewöhnlichen Metallhelm trug und damit auf die eingeschränkte Sicht seiner kleinen Sehschlitze beschränkt war. Auf der Stirn des Helms prangte wiederum das Ordenssiegel in Gold. Mit einer raschen Handbewegung war der Kopfschutz mit der dazugehörigen Schlaufe am Gürtel befestigt. Rugor war bereit und verließ sein Turmzimmer.
    Er ließ sich Zeit, um zu den Quartieren der Leibgarde zu gelangen. Ithtar wartete dort bestimmt schon auf ihn und wie er ihn kannte, hatte er bereits antreten lassen und inspizierte seine Männer und Frauen gründlich. Bei diesem Gedanken huschte ein Lächeln über Rugors Gesicht. Er war froh, einen Freund wie den Hauptmann an seiner Seite zu wissen, denn er war loyal und – das Wichtigste – immer ehrlich. Der stets korrekte Ithtar hielt nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg und kritisierte so manche Entscheidung, aber immer in angemessener Weise und nur, wenn es ihm notwendig erschien. Nie jedoch verweigerte er einen Befehl, auch wenn ihm der Unmut in sein edles Gesicht geschrieben stand. Solche wahren Freunde waren in diesen Zeiten selten geworden. Selbst im Orden bemerkte Rugor Tendenzen, die ihn nachdenklich machten. Manche der jüngeren Krieger und Ritter wollten schnell in der Hierarchie vorankommen und verfolgten ihre Ziele mit einer Hartnäckigkeit, die nichts Gutes verhieß. Den Göttern sei Dank waren es nur wenige Ehrgeizlinge, die nach Ruhm und Macht strebten, sodass das Gleichgewicht des Ordens nicht in Gefahr war. Dem Vampir kam es so vor, als wäre die ganze Welt verrückt geworden. Es zählten nur noch Einfluss und Gold, das Ursprüngliche – das Dienen und Helfen – war irgendwo auf der Strecke geblieben. Jeder dachte nur an sich selbst, die einstigen Tugenden wie Rechtschaffenheit, Anstand, der Schutz der Schwachen, Tapferkeit, all das besaß heute keinen Wert mehr.
    Rugor erreichte die breiten Treppen, die in die unteren Gewölbe führten. Dort befanden sich die Quartiere der Eidgarde, wie die Leibwache des Großmeisters auch genannt wurde. Den Namen hatten sich die Ritter vor langer Zeit selbst gegeben. Rugor kramte in seinen Erinnerungen. Der erste Hauptmann der Leibgarde, Malakant, war vor seiner Berufung in die Garde ein durch und durch schlechter Mensch gewesen. Er mordete aus Spaß, nahm sich alles, was er wollte, und wenn es sein musste, schreckte er auch vor Folter nicht zurück, um seine Ziele zu erreichen. Bis er eines Tages beschloss, diese Festung auszurauben. Er hatte von großen Edelsteinen gehört, aus denenRüstungen und Waffen hergestellt wurden, diese wollte er rauben. Er war geschickt, denn es gelang ihm tatsächlich, bis in die Krypta vorzudringen und die Schatzkammer zu erreichen. Dort traf er aber auf den Großmeister. Beide sahen sich über eine Stunde lang nur an, dann verließ Malakant ohne einen von außen ersichtlichen Grund das Schatzgewölbe und ließ sich widerstandslos festnehmen. Drei Tage und Nächte weinte er bitterlich und flehte die Götter um Vergebung für seine Sünden an. Als Beweis für seine ernsten Absichten versprach er ihnen, dass nie wieder ein Wort über seine Lippen kommen sollte. Der Großmeister war von seiner Ernsthaftigkeit und Läuterung

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