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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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sich noch fast jeden Tag hinunter zur Wall Street. Er war unsere lebende Legende, Freund und Berater jedes Präsidenten seit Franklin Roosevelts erster Amtsperiode, ein Held des Zweiten Weltkriegs, wenngleich hinter den Kulissen, als hochrangiger Geheimdienstmann, und schon immer Vertrauter der Päpste. Aufgrund seiner engen Verbindung zu meinem Vater kannte ich ihn mein Leben lang.
    Gelegentlich – auch schon, bevor ich der Kanzlei beigetreten und in der Folgezeit Partner geworden war –, hatte Summerhays mir wohlgemeinte Ratschläge erteilt. Den wichtigsten gab er mir kurz vor Antritt meines Noviziats bei den Jesuiten, einen Rat, den ich aber aus Mangel an Voraussicht ignoriert hatte. Seltsamerweise war er sein Leben lang begeisterter Footballfan gewesen, was in krassem Widerspruch zu seinem kühlen, nüchternen, geschäftsmännischen Erscheinungsbild stand; insbesondere war er ein Fan meiner Wenigkeit. Er hatte mir den Rat gegeben, ein paar Jahre als Profifootballer mein Brot zu verdienen, sobald ich am Notre Dame meinen Abschluß gemacht hatte. Die Jesuiten, erklärte er, würde es auch dann noch geben, wenn ich einst meine Profikarriere beendete. Aber nur, wenn ich sofort zugreifen würde, hätte ich die einmalige Chance, meine Fähigkeiten in der nächsthöheren Spielklasse zu beweisen. Er hatte damals gehofft, daß ich mit etwas Glück meinen Weg bis in die Mannschaft der New York Giants machen würde. Ich nehme an, diese Möglichkeit bestand tatsächlich. Aber ich war jung und wußte ja alles besser.
    Während der Studienjahre am Notre Dame spielte ich als Stürmer in der Footballmannschaft, wühlte in Schlamm und Scheiße und Blut und schwitzte und prügelte und fluchte mehr, als meiner Erziehung nach ziemlich gewesen wäre. Zweieinhalb Zentner Zerstörungskraft in einem zwei Zentner schweren Körper. Reichlich überspannter Unsinn aus der Feder eines Sportjournalisten, gewiß, aber Red Smith hat das mal über mich geschrieben. Und damals war ich tatsächlich ein gefährlicher, harter Bursche.
    Heute bin ich auf meine Weise ein recht zivilisierter Zeitgenosse, dessen Persönlichkeit durch die zerbrechliche Membrane psychologischer Natur von jener Welt getrennt wird, in der das Böse und die Unvernunft regieren. Durch die Ausübung des Anwaltsberufs, durch den Einfluß, den meine Familie auf mich hat – sowie der Name meiner Familie und ihre Tradition – bin ich, wie ich glaube, ein relativ funktionsfähig gebliebenes und vergleichsweise harmloses Exemplar der Gattung Mensch.
    Summerhays hatte damals die schlichte Wahrheit nicht begriffen, daß ich verloren hatte, was ich je an Begeisterung für das Footballspiel aufzubringen vermochte. Und mein Vater wollte, ja bestand darauf, daß ich Ordensgeistlicher wurde. Summerhays war immer schon der Meinung gewesen, daß mein Vater es mit dem katholischen Glauben ernster nahm, als gut für ihn war. Drew Summerhays war nüchterner Papist. Mein Vater hingegen war, wie Drew es mal ausdrückte, ein wahrhaft Gläubiger.
    Jedenfalls hatte ich mich gegen Summerhays’ Rat entschlossen, in den Jesuitenorden einzutreten und kein Profifootballer zu werden. Es war das letzte Mal, daß ich eine Entscheidung traf, die sich auf einen Rat meines Vaters gründete und, soweit ich mich erinnern kann, gleichzeitig das letzte Mal, daß ich einen Vorschlag Drew Summerhays’ ignoriert habe. Der Preis, den ich für meinen Mangel an Urteilsvermögen zahlen mußte, war hoch. Wie sich herausstellte, war die Gesellschaft Jesu der Hammer und die Kirche der Amboß, und der einstige Footballstürmer war jenes Werkstück, das geschmiedet werden mußte. Bing, bong, bing.
    Nun, ich wurde kein solcher Jesuit, wie mein Vater ihn sich erhofft hatte – der junge Father Ben Driskill, Sohn des großen Hugh, der beim Wohltätigkeitsbasar mit alten Damen herumschäkert, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen; der mit den schwer erziehbaren Jungen aus der Gegend Basketball spielt, um Meßdiener aus ihnen zu machen; der dem stinkenden alten Saufbruder Mister Leary die Letzte Ölung gibt; der mit den Kindern den Reigentanz zu Erntedank probt; der zu Weihnachten in der Kirche den Lobgesang anstimmt, wenn niemand laut zu singen anfängt – das alles war nichts für mich. Nein. Ich verabschiedete mich von all dem, packte meinen Rosenkranz ein, hängte die gute alte Geißel an den Nagel, schnürte das härene Gewand zusammen und sagte den Brüdern Lebwohl.
    Ich habe seit zwanzig Jahren keine katholische

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