Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
den Tisch und gönnte mir das Privileg, mir selbst einschenken zu dürfen. Ich ließ den Wein im Glas kreisen und kostete. Der Port hatte es in sich, das mußte ich zugeben. Dann kam Simmons noch einmal, mit einer Davidoff und einem Zigarrenabschneider. Zumindest was den Lunch betraf, hatte es sich gelohnt, die Erinnerungen an das Footballspiel in Iowa aufzufrischen.
    »Und ich möchte«, fuhr Summerhays leise fort, »daß auch Sie ein wenig Zeit mit ihm verbringen. Ich habe den Eindruck, daß dies der Kanzlei gewisse Vorteile einbringen könnte …« Vielleicht hatte er die Achseln gezuckt. Aber die Bewegung war so unmerklich, daß ich mir das möglicherweise nur eingebildet hatte.
    »Was für Vorteile, Drew?«
    »Ich will gar nicht erst versuchen, um den heißen Brei herumzureden«, sagte er. »Es geht um die Kirche. Aber, Ben, die Kirche ist Geschäft, und Geschäft ist Geschäft und bleibt Geschäft.«
    »Moment mal, bitte, Drew. Habe ich das richtig verstanden? Geschäft ist Geschäft, sagten Sie?«
    »Sie haben den Kern der Sache erfaßt.«
    »Das hatte ich befürchtet.«
    »Zwei Rechtsanwälte«, sagte er, »und noch dazu ausgezeichnete.« Ein Lächeln huschte über seine dünnen Lippen. »Haben Sie eigentlich schon gehört, daß der Heilige Vater erkrankt ist?«
    Jetzt war es an mir, die Achseln zu zucken.
    »Aus diesem Grunde kommt Lockhardt in die Stadt. Er ist geschäftlich unterwegs. Genauer gesagt, geht es um die Wahl von Calixtus’ Nachfolger. Möglich, daß er unseren Rat einholen will …«
    »Meinen nicht«, sagte ich. »Höchst unwahrscheinlich.«
    »… und ich möchte, daß Sie bei dieser Sache voll und ganz auf dem laufenden sind. Es ist wichtig für das Unternehmen, daß wir genug zeitlichen Spielraum haben, wenn die Entscheidung über den neuen Papst getroffen wird. Oder wenn zumindest eine Kandidatur ernsthaft in Erwägung gezogen wird.«
    Ich ließ meine Zunge von einem etwa zehn Dollar teuren Schluck Port verwöhnen. Ich paffte ein bißchen an der Zigarre herum, während er mit unerschütterlicher Gelassenheit auf meine Antwort wartete. »Ich war bisher der Meinung, daß immer noch das zum Konklave zugelassene Kardinalskollegium den Papst wählt. Hat man die Regelung geändert und vergessen, mich zu benachrichtigen?«
    »Man hat gar nichts geändert. Die Päpste werden genauso gewählt, wie es schon seit fast tausend Jahren der Fall ist. Wissen Sie, Ben, Sie sollten Ihre antiklerikale Einstellung mal kräftig an die Kandare nehmen. Das nur als wohlgemeinter Ratschlag.«
    »Ich bin bis jetzt ganz gut damit gefahren.«
    »Die Dinge ändern sich. Fast alles ändert sich. Nur nicht die Kirche, nicht in ihrem Wesen, ihrem Innersten. So ist es nun mal. Sie dürfen nicht glauben, daß ich Sie jemals auffordern würde, mit Ihren Prinzipien zu brechen.«
    »Und dafür danke ich Gott, Drew.«
    Diesmal prallte meine ironische Bemerkung offensichtlich an ihm ab, denn er fuhr nüchtern fort: »Aber die Kanzlei arbeitet eng mit der Kirche zusammen. Sie sollten sich mit bestimmten Sachverhalten vertraut machen … gewissen Dingen, die ein wenig aus dem Rahmen des Üblichen fallen. Warum fangen Sie nicht mit unserem Freund Lockhardt an, als Test gewissermaßen?«
    »Weil die Kirche mein Feind ist. Deutlicher kann ich es wohl nicht ausdrücken.«
    »Sie verlieren Ihren Sinn für Humor, Ben. Und Ihr gesundes Einschätzungsvermögen. Meine Bitte läuft ja nicht darauf hinaus, daß Sie auf irgendeine Weise die Kirche unterstützen sollen. Ich möchte nichts weiter, als daß Sie zuhören, um sich noch besser mit unseren geschäftlichen Verflechtungen vertraut zu machen. Vergessen Sie Ihre persönlichen Probleme mit der Kirche. Denken Sie daran, Geschäft …«
    »Ist Geschäft.«
    »So ist es, Ben. Kurz und bündig.«
    An diesem Tag schien die Kirche mich auf Schritt und Tritt zu verfolgen.
    Als ich in mein Büro zurückkehrte, erwartete mich dort Father Halloran. Ich spürte, wie ein epochaler Seufzer in mir aufstieg. Halloran war Jesuit, ungefähr in meinem Alter, und ich kannte ihn seit langem. Der Orden hatte ihm vor einiger Zeit die Aufgabe übertragen, die Abwicklung des Letzten Willens und des Testaments der verblichenen Lydia Harbaugh mit Wohnsitzen in Oyster Bay, Palm Beach und Bar Harbor zu übernehmen. Es war ein weitestgehend verrücktes Dokument, in dem Mrs. Harbaugh den Großteil ihres riesigen Vermögens der Gesellschaft Jesu vermachte. Was Wunder, daß drei übers Ohr gehauene Erben aufsässig

Weitere Kostenlose Bücher