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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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als unsägliche Schinderei erwiesen, und das Bild war noch unschärfer geworden. Er mußte die Spreu vom Weizen trennen, das Unkraut endlich herausreißen, aber er wußte nicht, wie und wo er damit beginnen sollte.
    Schließlich war er todmüde ins Bett gefallen, hatte drei Stunden fest und traumlos geschlafen und war um sieben Uhr morgens aufgewacht, als der Timer den Fernseher zum Leben erweckt hatte und die Today-Show über den Bildschirm geflimmert war. Der NBC-Korrespondent in Rom konnte mit zwei Reportagen über den Vatikan aufwarten: Eine behandelte den anhaltenden Skandal um die Bank, der anscheinend eine Welle von Selbstmorden ausgelöst hatte, und die zweite – die mehr ein kurzer Nachsatz war, fast schon ein Abspann – drehte sich um die Gerüchte, daß der Papst möglicherweise erkrankt sei, denn seine öffentlichen Auftritte wären seit dem zurückliegenden Sommer immer seltener geworden, und im vergangenen Monat sei er gar nicht mehr an die Öffentlichkeit getreten. Die offiziell vom Vatikan verbreitete Version – Calixtus leide an einer hartnäckigen Entzündung der oberen Atemwege – forderte den NBC-Mann jedenfalls zu einem zynischen Kommentar heraus. Dunn gähnte, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. Der Gedanke daran, daß die Herren in der Kurie jetzt ihre fetten Hintern bewegen und schleunigst Tretminen zur Abwehr allzu aufdringlicher Medienverteter legen mußten, erheiterte ihn. Es war sowieso überraschend, daß Calixtus’ Krankheit so lange hatte geheimgehalten werden können.
    Nachdem er seinen Kaffee getrunken hatte, wandte er sich halbwegs aufgemuntert wieder seinen eigenen Problemen zu. Und dann, plötzlich, fiel ihm immerhin eine Antwort auf eine seiner vielen Fragen ein. Er brauchte jemanden, der die Geschichte bestätigen konnte, die Schwester Mary Angelina ihm erzählt hatte. Und ihm war jemand eingefallen.
    Drew Summerhays. Hugh Driskills Mentor, Berater, Freund. Wenn er die Wahrheit nicht kannte, dann kannte sie niemand.
    Dunn wählte die Nummer der Kanzlei Bascomb, Lufkin und Summerhays und sprach mit der Sekretärin des bedeutenden Mannes. Nein, heute sei Mr. Summerhays nicht zu erreichen, aber morgen um vierzehn Uhr sei noch ein Termin frei. Ob ihm das genehm sei? Dunn beeilte sich, den Termin zu bestätigen.
    Erst nach diesem Telefonat stellte er fest, daß er am Abend zuvor so sehr mit Theorien und Spekulationen beschäftigt gewesen war, daß er versäumt hatte, den automatischen Anrufbeantworter abzuhören. Es waren mehrere Anrufe eingegangen, aber der einzige, der ihn wirklich interessierte, war zwei Abende zuvor von Peaches aus New Pru gekommen. Er hatte sich gestern, als Dunn das Nonnenkloster besucht hatte, noch zwei weitere Male gemeldet. Beim dritten Anruf waren Ungeduld und Erregung in Peaches’ Stimme so deutlich zu hören, daß Dunn nicht lange fackelte und das Pfarrhaus der Gemeinde St. Mary’s anrief.
    Er verabredete sich mit Peaches für dreizehn Uhr zum Mittagessen im The Ginger Man, einem Restaurant in der Nähe des Lincoln Center.
    Father Dunn saß bereits an einem der Tische im Café des Restaurants vor einer der großen gläsernen Wände, durch die man hinaus auf den Gehsteig blicken konnte, und nippte an einem Martini, als Peaches aus dem kalten Regen, der vom Hudson herüberwehte und lautstark gegen die Scheiben prasselte, hereinkam und sich suchend umschaute. Er schüttelte seinen Regenmantel aus und zog die Nase hoch, entdeckte Dunn und ging zu ihm.
    »Ich habe den Eindruck«, sagte Dunn und lehnte sich zurück, »als würde Ihnen irgendwas Wichtiges am Herzen liegen, junger Freund.«
    »Ha! Wenn das keine Untertreibung ist, habe ich noch nie eine gehört. Sie sollten ihre Anrufer nicht so oft ignorieren. Ich wäre fast durchgedreht.« Er bestellte sich einen Rob Roy und öffnete die Schnappverschlüsse der schwarzen Aktentasche, die er sich auf den Schoß gelegt hatte. Sein Gesicht sah nicht so jungenhaft wie sonst aus. Zum erstenmal, seit Dunn ihn kannte, wirkte er ernst und genauso alt, wie er war. »Artie«, sagte er, »jetzt halten Sie sich fest. Ich glaube, wir haben hier etwas sehr Interessantes, doch der Teufel soll mich holen, wenn ich sagen könnte, was es ist. Aber weil Sie so beharrlich den Eindruck von Intelligenz und Weisheit zu hinterlassen versuchen, möchte ich Ihnen die Chance geben, das endlich unter Beweis zu stellen. Sehen Sie sich das mal an.«
    Er reichte Dunn den großen Umschlag, an dem noch die Reste des

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