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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Natürlich ein perfekter Zufluchtsort für Halunken aller Schattierungen.«
    »Erzählen Sie mir, wie er gestorben ist. Alles was Sie wissen.« Er blickte mich verwundert an, zuckte dann die Achseln. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, eine offenbar interessante Geschichte loszuwerden. »Jemand hat ihn ungefähr fünf Minuten von unserer Wohnung entfernt überfallen. Ich hab’ ihn auf dem Treppenabsatz vor unserer Wohnungstür gefunden. Robbie lag auf dem Bauch. Er muß mit dem Gesicht noch auf die Kante des Geländers gestürzt sein, der arme Kerl. Sie können sich vorstellen, wie das ausgesehen hat. Also, der Reihe nach. Als ich das Haus betrat, da hab’ ich dieses komische Geräusch gehört, irgendwo von oben. Wie das Ticken einer Uhr. Immer ging’s tick, tack, tick, tack. Ich hatte das vorher noch nie bei uns gehört. Ich stand also unten im dunklen Treppenhaus und frag’ mich noch, was das sein kann, als ich plötzlich was gerochen habe, und diesen Geruch kannte ich, aus einer Gefängniszelle in Algerien nämlich, in der Gefangene gefoltert wurden. So was gab’s damals oft, beim Algerienkrieg. Da war ich auch dabei, wissen Sie.« Wieder ein Zug an der Zigarette. »Es war der Geruch nach Blut. Als ich dann einen Schritt nach vorn mache, da klatscht mir irgendwas auf den Hut, tock, tock, tock, und als ich ihn abnehme, war er obendrauf ganz naß und rot, und dann kriege ich auch schon einen dicken, fetten Tropfen auf die Glatze … Blut, natürlich, Blut, das vom Treppenabsatz tröpfelte, und ich nichts wie rauf, und da liegt der alte Robbie und ist hinüber, na ja, fast hinüber. Er hat irgendwas von grünen Feldern gebrabbelt, wie der alte Falstaff, wissen Sie … hat was über den Sommer gesagt, ja, ich glaube, da war er mit seinen letzten Gedanken, auf einer grünen Wiese an irgendeinem Sommernachmittag …«
    Er zündete sich an der Kippe der ersten Zigarette gleich die nächste an. Wir kamen trotz seiner Gehbehinderung gut voran. »Tja, ich also der Blutspur hinterher wie ein alter indianischer Fährtensucher. Der Schweinehund hatte Robbie das Messer in den Bauch und den Brustkorb gestoßen, es war ein Wunder, daß er sich noch mehr als drei Meter hatte fortbewegen können – aber der Vikar war ein sehr kräftiger Mann … Ich folgte also der Blutspur, Gott sei Dank hatte es an diesem Tag nicht geregnet, also war es nicht schwer. Die Blutspur endete an der Ecke Rue Mouffetard und Rue Ortolan, dort muß es passiert sein. Wahrscheinlich die Tat eines übergeschnappten Clochards …«
    »Ist Robbie ausgeraubt worden?«
    »Nein, das war ja das Verrückte. Ich könnte mir vorstellen, daß der Mörder einfach durchgedreht hat …«
    »Ja, wahrscheinlich.« Es gab nichts mehr zu sagen. Vielleicht war Heywood tatsächlich von einem Verrückten ermordet worden; vielleicht gab es keinerlei Verbindungen zu den Morden, mit denen ich mich beschäftigte, und vielleicht bestand der Mond aus Schweizer Käse. Und vielleicht war ich mit meinen Nachforschungen am Ende der Fahnenstange.
    Wir nahmen schließlich ein Taxi und fuhren zurück bis zur Place de la Contrescarpe. Clive Paternoster zeigte mir die Straßenecke, an der Robbie niedergestochen worden war. Wir gingen den gleichen Weg, den Paternoster vor ein paar Tagen genommen hatte, als er der Blutspur gefolgt war, betraten das Haus, in dem sich die Wohnung der beiden befand, und stiegen die Treppe bis zu dem Absatz hinauf, auf dem Robbie verblutet war. Paternosters Reinemachefrau hatte den schäbigen alten Teppich abgeschrubbt; dennoch waren einige dunkle Flecke zu erkennen.
    Paternoster bat mich in die Wohnung, in der die beiden alten Junggesellen ihren gemeinsamen Erinnerungen gelebt hatten. Es war ein beinahe chaotisches Sammelsurium. Der hölzerne Propeller eines englischen Kampfflugzeugs, zwei überkreuzte Ruder von einer Henley-Regatta, ein Kricketschläger, mit dem Robbie einst an einem Spiel auf dem heiligen Rasen von Lord’s im Norden Londons teilgenommen hatte, ein Foto vom Vikar mit Adolf Hitler, dem Vikar mit Papst Pius, Clive Paternoster mit Pius und Torricelli, mit de Gaulle beim Diner, Jean Paul Belmondo und Clive Paternoster mit Brigitte Bardot auf dem Schoß, dann Yves Montand, Simone Signoret und Clive Paternoster, schließlich Hemingway und der Vikar, der eine den Arm auf die Schulter des anderen gelegt, vor dem Hintergrund des Arc de Triomphe. Zwei ziemlich bewegte Leben, die einst bunt und vielfältig gewesen waren, Teil der Geschichte

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