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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Mann sei …
    Simon erwiderte, daß es aus und vorbei sei, Christos wäre ein Nazi, wäre immer ein Nazi gewesen, und daß in dieser Nacht alles ein Ende haben würde. »Du hast den Resistance-Priester Devereaux ermordet und uns an deine Nazi-Freunde verraten …«
    »Devereaux war ein Risiko, eine Bedrohung für uns alle. Er mußte sterben!«
    Simons Antwort darauf war nicht zu verstehen, aber Christos wich vor ihm zurück. Dann erklang wieder Simons Stimme, laut und deutlich: Du hast einen anständigen, ehrbaren Mann ermordet.
    Der Wind peitschte ihnen ins Gesicht. Leo blickte den Holländer an, aber der schüttelte nur den Kopf und legte einen Finger auf die Lippen. Eine Katze sprang hinter einem der Grabsteine hervor; ihre Augen waren wie gelbe Lichter, und eine Maus starb rasch und lautlos.
    Nein, sagte Simon, das war nicht zum Wohl der Kirche, keiner Kirche. Es war sinnlos. Es kann nicht Gottes Wille sein …
    Und was du, Simon, mit dem Mann im Zug machen wolltest – sollte das Gottes Wille sein?
    Du hast mit den Nazis kollaboriert, diesen gottlosen Heiden, und dennoch sagst du, es ist zu unser aller Wohl, zum Wohl der Kirche. Also gut – vielleicht stimmt das. Simon sprach langsam, leise, stand ganz dicht vor Christos, doch Leo konnte jedes Wort verstehen. Aber daß du Pere Devereaux getötet hast, das war Verrat an der Kirche. Verrat an Gott. Verrat an uns allen. Und jetzt hast du wieder verraten. Der Mann im Zug hatte den Tod verdient … statt dessen mußten unsere Männer sterben. Durch deine Schuld … und nun ist es vorbei, heute ist die letzte Nacht …
    Christos zog eine Waffe aus der Tasche seines abgetragenen Mantels, den er über der Soutane trug. Leo wich vom Zaun zurück, trat auf die Katze.
    Hätte die Katze nicht gekreischt und sich auf eine weitere unglückliche Maus gestürzt, die in diesem vermeintlich günstigen Moment davonhuschen wollte, dann hätte Christos seinen Gegner Simon vielleicht auf der Stelle erschossen, hätte die Welt vielleicht auf seine Weise verändert.
    Aber die Katze kreischte und sprang. Christos war für den Bruchteil einer Sekunde abgelenkt, und dann war Simon auch schon bei ihm, mit einer Schnelligkeit und Behendigkeit, die bei einem so massig und schwer gebauten Mann überraschten.
    Ungeheuer starke Arme legten sich um Christos’ Körper, nervige Hände verschränkten sich in seinem Nacken, und dann sah es so aus, als würden die beiden Männer einen ungelenken, makabren, heidnischen Tanz zwischen den Grabsteinen vollführen, sie schienen sich zu umarmen, und ihre Gesichter waren sich ganz nahe, Gesichter, glänzend von Schweiß. Schließlich erklang ein knirschendes Geräusch, ein Bersten und Krachen, ein Röcheln, als Luft aus zerquetschten Lungen entwich. Christos war tot.
    Der untersetzte Mörder atmete nur wenig schneller, zeigte kaum Anzeichen von Erschöpfung.
    Er schleifte den Körper zum Zaun hinüber, klemmte ihn zwischen einen Grabstein und einen dunklen, kahlen Strauch, schob die Beine des Toten mit dem Fuß vom Gehweg und ging langsam davon, wurde verschluckt von der Dunkelheit und der kalten, windigen Nacht.
    Mit Christos’ Tod starben auch die Assassini. Jedenfalls, soweit Bruder Leo es wußte. Im darauffolgenden Sommer wurde Paris befreit, der Ausgang des Krieges stand fest, sein Ende war nur noch eine Frage der Zeit, obwohl den Alliierten noch finstere Tage bevorstanden. Aber für die kleine Truppe war der Krieg vorüber.
    Leo reckte im letzten Tageslicht die Arme über dem Kopf, wie ein Mann bei einer gymnastischen Übung. Die Wolkendecke, purpur und blau und am Horizont in Schwarz übergehend, schloß sich mit den letzten Sonnenstrahlen.
    »Nach jener Nacht habe ich Simon nie wiedergesehen.«
    Bruder Leo ging an den verwitterten Grabsteinen entlang, kniete hier und da nieder, um einen Korb mit Blumen geradezurücken oder verdorrte Blüten zu entfernen, die er ›Totenköpfe‹ nannte, oder um Unkraut auszurupfen. Die Sonne ging unter, der Wind frischte auf, ließ die Temperatur noch weiter sinken. Ich schauderte, aber nicht nur wegen der Kälte, Simon nahm in meiner Vorstellung immer deutlicher Gestalt an, erwachte allmählich zum Leben. Und ich wußte jetzt, was mit Christos geschehen war. Christos, der Nazi-Priester. Aber für mich würde der Mann, der in jener Nacht gestorben war, immer einen anderen Namen tragen.
    »Was haben Sie dann getan? Nachdem Christos tot und Simon verschwunden war, meine ich. Ach ja, übrigens, ich tappe nicht

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