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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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in seinem Büro. Er war in vollem Ornat, und als er sah, wie ihre Augen sich bei seinem Anblick weiteten, legte sich ein breites Lächeln über sein derbes Gesicht. »Ein Auftritt«, erklärte er, »für die Touristen. Ich fürchte, man hat mich als den passenden Ersatz für den Heiligen Vater betrachtet. Nehmen Sie Platz, Schwester. Was haben Sie auf dem Herzen?« Er öffnete eine geschnitzte Zigarettenkiste, grub mit seinen kurzen, dicken Fingern darin herum und brachte schließlich eine seiner schwarzen Zigaretten zum Vorschein. Er schob sie in den Mundwinkel und riß am Daumennagel ein Streichholz an.
    »Es geht um die Morde«, sagte sie. »Die Namen der Männer auf Schwester Valentines Liste, von denen wir festgestellt haben, daß sie alle ermordet worden sind.«
    »Verzeihen Sie, Schwester, aber darüber haben wir uns bereits ausführlich unterhalten. Es sei denn, Sie haben etwas Neues vorzubringen …« D’Ambrizzi zuckte die mächtigen Schultern.
    »Bitte, Eminenz! Denken Sie doch auch einmal an Val. Sie hat wegen dieser ganzen Geschichte ihr Leben hergeben müssen. Versuchen Sie, sich in ihre Lage zu versetzen. Sie muß kurz davorgestanden haben, irgend etwas aufzudecken, das von so großer Bedeutung war, daß man sie töten mußte …«
    »Meine liebe junge Frau, Sie brauchen mir keine Belehrungen zu erteilen, was meine Gefühle für Schwester Valentine betrifft. Ich war schon vor dem Krieg eng mit der Familie Driskill befreundet. Ich habe Hugh Driskill hier in Rom kennengelernt, als er für die Kirche gearbeitet hat. Wir haben des öfteren gemeinsam Konzerte besucht. Bei einer solchen Gelegenheit bin ich ihm übrigens vorgestellt worden. Ich kann mich daran erinnern, als wäre es erst gestern gewesen, Schwester. Beethoven. Trio Nummer sieben, B-Dur, Opus 97. Eins der Lieblingswerke von Hugh. Es war das erste Thema, über das Hugh und ich uns unterhalten haben … aber das tut hier nichts zur Sache. Schwester, ich liebe diese Familie, jeden einzelnen von ihnen, wobei ich zugeben muß, daß sie alle ganz schön dickköpfig sind. Hugh und seine OSS-Aufträge, diese Fallschirmabsprünge und Gott weiß was sonst noch. Valentine und ihr Herumstochern in Dingen, die sie das Leben gekostet haben … und Ben, der offenbar mit dem Kopf durch die Wand will, was immer er vorhat. Ich will den Mann finden, der Valentine getötet hat. Ich leite meine eigenen Nachforschungen, auf meine eigene Weise, und offen gestanden möchte ich sie gern allein und ungestört fortsetzen, Schwester. Ohne mir Sorgen machen zu müssen, daß auch Sie ermordet werden könnten, oder Ben Driskill … Begreifen Sie überhaupt, worauf ich hinaus will, Schwester? Oder drücke ich mich mißverständlich aus? Ich möchte, daß Sie sich völlig von dieser Sache zurückziehen. Sie haben keinen Auftrag, kein Recht, keinen Grund, diese Angelegenheit weiterzuverfolgen. Keinen. Keinen einzigen. Schauen Sie mich an, Schwester Elizabeth, und sagen Sie mir, daß Sie mich verstanden haben.«
    »Ich habe Sie verstanden«, sagte sie leise. »Habe ich ein ›Aber‹ in Ihrer Stimme gehört, Schwester?«
    »Mit allem gebotenen Respekt, Eminenz, ich verstehe nicht, wieso ich kein Recht dazu habe, den Versuch zu unternehmen, Vals Arbeit zu beenden. Ich habe das Gefühl, als hätte ich nicht nur das Recht dazu, sondern geradezu die Pflicht. Ich … ich … ich kann meine Gefühle schließlich nicht verleugnen, Eminenz.«
    »Ich verstehe etwas von Gefühlen, Schwester. Sogar ich hatte in meinem langen Leben Gefühle. Was ich jedoch nicht verstehe, ist Ihr Tun. Überlassen Sie das Handeln anderen.«
    »Aber, Eminenz, die anderen – das sind diejenigen, die Menschen töten! Diese anderen kommen aus kirchlichen Kreisen, und …«
    »Sie sollten keine bloßen Vermutungen anstellen, Schwester. Lassen Sie die Finger von der Sache. Es ist ein kirchliches Problem, also überlassen Sie die Lösung dieses Problems bitte auch der Kirche.«
    »Wie können Sie so etwas sagen?«
    D’Ambrizzi lächelte und zündete sich eine weitere Zigarette an. »Weil ich den Kardinalspurpur trage, nehme ich an. Das ist, was Sie betrifft, Schwester, sicherlich das beste Argument.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Ich muß mich jetzt wirklich auf den Weg machen, meine Liebe«, sagte er und erhob sich ein wenig schwerfällig, als würde das Gewicht seines Kardinalsgewandes auf seine Schultern drücken.
    »Erich Kessler«, sagte sie. »Wer ist Erich Kessler?«
    D’Ambrizzi starrte sie

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