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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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und die Bereitwilligkeit befürwortet, die Konsequenzen für unser Tun zu tragen. O ja, auch ich habe Rockmusik gehört und mir Schallplatten gekauft und mich gekleidet wie die Mädchen damals und bin auf die Straße gegangen, um zu demonstrieren, aber das alles schien so flüchtig … Verstehen Sie, was ich damit sagen will? Die Kirche gibt es seit zwei Jahrtausenden, die Kirche hat Bedeutung.
    Ich kannte ein paar sehr nette Priester und eine außergewöhnliche Nonne, eine ältere Dame mit einem so wißbegierigen und wachen Geist, daß ich sie nur bewundern konnte … du meine Güte, sie war ein besessener Elvis-Fan, und sie war eine wirklich glückliche Frau. Ihr Leben war so erfüllt, sie hat es wahrhaft genossen. Sie war Lehrerin, Schulleiterin, sie hatte keine Angst davor, politisch aktiv zu sein, und sie hat immer gesagt, den Bonzen im Vatikan müsse man mal gründlich die Meinung sagen. Sie war einfach großartig, sie hat mich inspiriert, sie hat mir vor Augen geführt, daß ich es vielleicht schaffen kann, den einmal eingeschlagenen Weg weiterzugehen und ein Leben ohne die Vergnüglichkeiten des Sexuallebens zu führen, wenn ich nur will und wenn auch alles andere auf diesem Weg gut verläuft – können Sie das verstehen? Ich wußte, es würde kein wundervolles Leben werden, aber ein gutes, sinnvolles Leben …
    Na ja, entweder Sie verstehen, oder Sie verstehen eben nicht. Das Kloster war auch ein Zufluchtsort für mich, das will ich gar nicht leugnen. Wenn manchmal behauptet wird, daß Nonnen und Priester nach einem Ort suchen, an dem sie sich verstecken können, dann stimmt das. Sicher. Und warum auch nicht? Jeder Mensch möchte einen Ort, an dem er sich verstecken kann, Ben, jeder – und die meisten finden auch den ein oder anderen Platz.
    Ich habe mich eine Zeitlang im Kloster verborgen gehalten. Und meine Eltern waren stolz auf mich. Sie kennen sicher diese Mischung aus Stolz und Sorge, die man auf allen Gesichtern katholischer Eltern sehen kann, wenn ihre Tochter sich für die Kirche entscheidet statt für einen Ehemann und Kinder und eine Hypothek aufs Häuschen – aber sie waren stolz auf mich, stolz, neugierig, voller Zweifel. Unser kleines Mädchen, o heilige Mutter Gottes, bedeutet das, unsere kleine Liz wird nun immer Jungfrau bleiben? Jedenfalls so was in der Richtung. Mein Gott, es ist komisch, wenn ich daran zurückdenke …
    Ich wollte Gott dienen. Der Menschheit dienen. Und ein Leben führen, das mich erfüllt und mir Freude macht.
    Damals hatte es den Anschein, als würde die Kirche sich in eine Richtung bewegen, in der sie die Frau als solche und ihre Rolle im Dienst der Kirche neu definiert, als würde sie eine liberalere Haltung einnehmen …
    Tja, aber man kann nicht alles haben, Ben, stimmt’s? Das wissen Sie, nicht wahr, Ben?«
    »Ihr seid so etwas wie Außerirdische, das ist die Wahrheit. Kreaturen vom Jupiter oder von irgendwo dort draußen. Ihr habt nur humanoide Gestalt angenommen, bewegt euch unter den Menschen auf dem Planeten Erde, scheint zu uns zu gehören … aber das alles ist nur Illusion, es ist eine Lüge, und ihr versucht sie zu verbergen, so gut ihr nur könnt. Ihr seid wie ein geruchloses, farbloses Gas, das den Geist umnebelt und die Sinne verwirrt.
    Es ist eine Illusion, weil ihr zurückschreckt, weil ihr euch die Schleier vors Gesicht zieht und in eure Klöster und Kirchen flüchtet, wenn ihr wirklich mit dem Leben konfrontiert werdet. Dann versteckt ihr euch hinter eurem scheinheiligen Scheißdreck, benützt ihn, um alles zu rechtfertigen, alles zu verzeihen, jede Art von Betrug … ›Ich bin Nonne‹, sagen Sie, ›haben Sie vergessen, daß ich Nonne bin? Die Kirche ist mein Erretter, und verdammt soll ich sein, wenn ich auch mal an mich selbst denke.‹ Das können Sie scheint’s gar nicht oft genug betonen … ›Ich bin Nonne, ich bin aus reinerem und feinerem Stoff als ihr anderen, und ich weiß auch sonst, wo meine Vorzüge liegen‹ … und, Himmel, war ich froh, als Sie eben gesagt haben, Sie hätten mit Männern nichts am Hut! Was für eine Erleichterung.
    Schwester, Sie haben Angst, Sie sind eine Schwindlerin und eine Lügnerin und ein Quatschkopf …«
    »Und Val? War sie eine Schwindlerin und Lügnerin und ein Quatschkopf?«
    »Nein, war sie nicht. Sie stand mit beiden Beinen im Leben, traf ihre eigenen Entscheidungen, hat ihr Leben riskiert …«
    »Wenn ich ermordet worden wäre, wenn der Mann mich von dem verdammten Balkon gestoßen hätte –

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