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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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wäre ich dann auch so bewundernswert wie Val? Liegt da der Hase im Pfeffer? Hassen Sie mich, weil ich nicht auch ermordet wurde?«
    »Ich hasse Sie nicht.«
    »Sie haben Probleme, Ben, große Probleme. Mir scheint, Sie hassen mich, weil Sie die Kirche hassen, und Sie hassen die Kirche, weil Sie sich selbst hassen, und Sie hassen sich selbst, weil Sie glauben, daß Sie die Kirche enttäuscht haben, daß Sie Ihren Vater enttäuscht haben, enttäuscht und enttäuscht und enttäuscht … Sie sind verrückt, noch viel verrückter, als ich es bin. Sie haben nicht versagt, weder vor der Kirche noch vor sich selbst! Es war einfach nicht ihr Leben, damals als Jesuit, aber Sie scheinen daran zerbrochen zu sein. Und nun lassen Sie Ihren Zorn an mir aus -warum? Val war Nonne, und ich war ihre beste Freundin. Wir hatten unterschiedliche Auffassungen, aber wir haben auf derselben Seite gestanden … Was ist nur mit Ihnen los? Warum geben Sie mir keine Chance? Warum können Sie mir nicht verzeihen? Ich gebe ja zu, daß ich einen Fehler gemacht habe – darum, bitte, vergessen Sie, was ich in Princeton gesagt habe. Bitte. Val und ich – sind wir so unterschiedlich? Was ist denn so schwierig an der ganzen Sache? Lassen Sie doch die Schwarzweißmalerei.«
    »Ich liebe Sie, das ist das Problem … ja, ja, ich hab’ mich in Sie verliebt … Sie haben recht, Elizabeth, ich muß verrückt sein. Und Sie sind meiner Liebe nicht einmal würdig … Sie erinnern sich doch bestimmt noch, was ich in Princeton gesagt habe. Sie und Sandanato – das ist die wahre Liebe. Ihr beide habt einander irgendwie verdient, nicht wahr?«
    Sie sprang wutentbrannt auf, warf ihren Stuhl um und starrte mich mit funkelnden Augen an. »Schön! Sie machen einen Fehler, und Sie werden für den Rest Ihres Lebens damit fertig werden müssen! Sie haben sich in mir getäuscht, und Sie haben sich wie ein gemeiner Mistkerl benommen. Von mir aus – herzlich gern! Sie können mit Ihren Fehlern und Ihrem Haß selig werden und sterben … aber Sie haben sich geirrt! Sie haben geirrt, was die Kirche betrifft, was mich betrifft, und – das ist das traurigste – was Sie selbst betrifft …«
    Sie wirbelte herum und schubste und stieß sich wütend einen Weg durch die Menge, die gerade wieder der Schauspielertruppe applaudierte. Ich konnte immer noch ihren Hinterkopf sehen, als sie abrupt stehenblieb und aufschrie und versuchte, sich von irgend jemandem oder irgend etwas abzuwenden. Ich konnte ihr nicht zu Hilfe kommen. Der Wall aus menschlichen Leibern hatte sich zwischen uns geschlossen.
    Dann sah ich, wie Arlecchino, der Harlekin aus der Commedia-Truppe, plötzlich vor sie hin sprang und posierte, wild und ungestüm und grotesk, mit zuckendem Becken und einem lüsternen Grinsen hinter seiner Maske. Wieder wandte sie sich von ihm ab, versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen, während er die Hände nach ihr ausstreckte. Endlich ließ er von ihr ab und gab in ihrem Rücken ein obszönes Geräusch von sich. Während die Menge in brüllendes Gelächter ausbrach und sie verhöhnte und verspottete, kämpfte sich Elizabeth durch die wogenden Leiber voran und verschwand in der Dunkelheit.
    Das alles schien in Sekunden an mir vorübergehuscht zu sein, während ich reglos wie eine Statue dasaß und mich fragte, ob es zutraf, was sie über mich gesagt hatte. Jedenfalls stand jetzt fest, daß ich bei ihr verspielt hatte. Vielleicht hatte ich harte Selbstvorwürfe redlich verdient, aber die brachten mich jetzt auch nicht weiter. Ich konnte mir über meine Dummheit noch lange genug den Kopf zerbrechen, sollte ich mit heiler Haut davonkommen. Wie sie gesagt hatte: Ich hatte den Rest meines Lebens Zeit, jene Kette straff zu ziehen, mit der ich bei den Jesuiten Bekanntschaft gemacht hatte.
    Die Schauspieler bewegten sich wieder zurück zur Bühne, vor die man einen großen, geschlossenen Karren mit hölzernen Aufbauten gezogen hatte, die in grellen Farben gestrichen waren, einen Pferdekarren, wie ihn umherziehende Schauspieltruppen schon seit Jahrhunderten benutzten. Einige der Fackeln, die die Menge beleuchtet hatten, erloschen allmählich, und das Stimmengewirr und gelegentliche Lachen der Touristen und Einheimischen wurde leiser. Ich ließ den Blick über das Meer von Hüten und Mützen und zuckenden Blitzlichtern und klatschenden Händen hinwegschweifen. Bühnenscheinwerfer wurden langsam auf den bunten Karren geschwenkt, und von irgendwoher erklang Musik. Die nächste Vorstellung

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