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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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umfassenderen Welt, einer Welt voller widersprüchlicher Ziele und Methoden und Motive. Ja, diese Männer waren allesamt Katholiken, sie alle waren in den vierziger Jahren zeitweise in Paris. Wußten sie von den Assassini! Schon möglich. Einige wußten es bestimmt, da bin ich sicher. Aber das ist keine Erklärung, warum sie miteinander in Verbindung gebracht wurden, jedenfalls nicht im Sinne von … jemandem, der sie für immer zum Schweigen bringen wollte.
    Der Schlüssel zur Lösung dieses Rätsels, meine Freunde, ist die Tatsache, daß diese Männer allesamt Nazis gewesen sind. Darum mußten sie sterben. Katholiken, die für die Nazis gearbeitet haben. Ich weiß es. Ich weiß es aufgrund meines damaligen Aufgabenbereichs. Verstehen Sie? Natürlich verstehen Sie. Sie haben es ja selbst herausgefunden. Durch die Aussage von LeBecqs Tochter und die Torricelli-Papiere sind Sie auf die Verbindung gestoßen, die damals zwischen der Kirche und dem Dritten Reich bestanden hat. Ich füge Ihren Informationen lediglich einige Details hinzu. Die vier Männer wußten von dieser Verbindung, ihnen war bekannt, was Mademoiselle LeBecq als Erpressung auf Gegenseitigkeit bezeichnet hat – und darum mußten sie sterben.«
    Aus welchem Blickwinkel man diese Geschichte auch betrachtete – und zu welchem Zeitpunkt –, immer wieder verschob sich das Bild. Man hatte nie genug Zeit, sich auf eine bestimmte Situation einzustellen, so wie sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt darzustellen schien, weil sie immer nur ein Teilaspekt des sich ständig verändernden Gesamtzusammenhanges war. Aus den Mordopfern auf Vals Liste waren zuerst Märtyrer geworden, dann hingemetzelte Unschuldige und nun verräterische Dreckskerle, deren Lebensuhr schon vor dreißig und mehr Jahren abgelaufen war. Sie waren ausradiert worden, weil irgendjemand seine eigene Vergangenheit ausradierte und seine Lebensgeschichte umzuschreiben versuchte.
    »Sie wollen damit doch wohl nicht andeuten, daß auch Lockhardt eine Art Nazi gewesen ist?« Das war wieder Elizabeth.
    »Natürlich nicht, Schwester. Er war zwar verschlagen, gewiß, eine Art Buchmacher großen Stils, ein Mann, der es gehaßt hat, auf Verlierer zu setzen. Darum hat er manchmal auf mehrere Kandidaten gleichzeitig gesetzt. Aber der Grund für seine Ermordung liegt meines Erachtens klar auf der Hand.« Er schob einen Finger unter den gestärkten weißen Kragen seines Hemdes und lockerte ihn ein wenig. Das Kaminfeuer strahlte jetzt eine bullige Hitze ab. »Er stand Schwester Valentine zu nahe. Sie mußte sterben, weil sie Dinge wußte, die sie nicht wissen durfte. Lockhardt mußte sterben, weil sie ihm möglicherweise anvertraut hatte, was sie wußte … und das war höchstwahrscheinlich auch der Grund für den Mordanschlag auf Sie, Mister Driskill. Jemand hatte Angst, daß Ihre Schwester Ihnen die Geschichte erzählt hat. Und Sie, Schwester Elizabeth, sollten vom Balkon gestürzt werden, weil Sie Ihre Nase bereits zu tief in diese Sache gesteckt haben und nicht die geringste Bereitschaft zeigten, zur Vernunft zu kommen.« Sein Gesicht war sowohl von der Hitze als auch vom Sliwowitz gerötet, aber sein Vortrag schien ihm Vergnügen zu bereiten. Hin und wieder blinzelte er Father Dunn zu, der dies mit einem geduldigen Lächeln erwiderte.
    »Aber was mir Kopfzerbrechen macht«, sagte ich, »ist Vals Liste. Warum ist Ihr Name als Nummer sechs aufgeführt? Ihr früherer Name, meine ich. Auch Sie haben mit den Ermordeten vieles gemein. Bis auf den entscheidenden Punkt – Sie leben noch. Warum hat man Sie nicht auch getötet?«
    Draußen begannen die Hunde zu bellen. Der Wind hatte aufgefrischt. Calder bewegte den Rollstuhl zum Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit.
    »Manchmal werden die Tiere nervös«, sagte er.
    Ich konnte den Gedanken einfach nicht abschütteln.
    Jemand radiert seine eigene Vergangenheit aus … Menschen werden ausradiert, die Vergangenheit wird umgeschrieben … jemand … jemand, der Papst werden will.
    Calders Butler kam ins Zimmer, schob mit einem Schürhaken die glühenden Kohlen im Kamin zusammen, legte Feuerholz nach und reichte seinem Herrn und Meister einen Schal, den dieser sich um die Schultern legte.
    »Mein Kreislauf ist auch nicht mehr das, was er mal war«, murmelte unser Gastgeber und wandte ich dann an seinen Diener. »Kümmern Sie sich um die Hunde. Und sorgen Sie dafür, daß Karl seinen Rundgang macht. Um das gesamte Gelände. Veranlassen Sie, daß alles wie

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