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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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einzuschlagen, bei dem alles das, was man gewonnen hatte, wieder verlorenging; er schien damit zufrieden zu sein, daß die Kirche wieder in den erstarrten Formen der Vergangenheit versank. Val sah, wie die Welt sich veränderte und die Kirche nicht; aber die Kirche mußte bewegt werden, mußte in eine neue, menschlichere Rolle hineinwachsen. Val hatte Kennedy und Martin Luther King und Papst Johannes erlebt und wollte sich in deren Geiste für eine bessere Welt einsetzen. Und Peaches, nun ja, wenn er Val nicht haben konnte, wollte er erst gar keine andere haben. So faßte er den Entschluß, die Priesterlaufbahn einzuschlagen. Diese Geschichte zeigt, daß man niemals sicher sein kann, wie bestimmte Dinge sich entwickeln.
    Peaches und ich gingen gerade zum Tresen, als er den Mann, auf den er offensichtlich gewartet hatte, im Türeingang stehen sah. Er zog mich mit hinüber zu ihm. »Ben, ich möchte dir einen Freund vorstellen.«
    Der Mann im Türeingang trug einen verblichenen alten Regenmantel und einen dunkelolivfarbenen Hut mit einem schmalen ledernen Band. Buschige graue Brauen wölbten sich über tief in den Höhlen liegenden blaßgrauen Augen in einem Gesicht mit rosigen Wangen. Eine Ecke seines weißen Priesterkragens lugte unter dem dunkelgrauen Schal hervor, den er um den Hals geschlungen hatte. Er war etwa ein Meter siebzig groß und mochte Anfang sechzig sein. Die Lachfalten in den Mund- und Augenwinkeln verliehen ihm das Aussehen Barry Fitzgeralds, der in vielen Spielfilmen der vierziger Jahre Priester dargestellt hatte. Fitzgerald hatte außerdem in Bringing Up Baby einen verschrobenen Iren und in And Then They Were None einen mit allen Wassern gewaschenen alten Rächer gespielt: Ich konnte beide Charaktere auch in dem Gesicht erkennen, das ich nun vor mir sah. Ein kühler, abweisender Ausdruck lag in seinen grauen Augen, der irgendwie nicht zum Rest des faltigen, lächelnden Gesichts zu passen schien, das mir von Pressefotos her vertraut war.
    »Ben Driskill, das ist Father Artie Dunn, der lorbeerumkränzte Poet der Kirche.«
    »Hölle und Verdammnis«, sagte Dunn. »Vergeben Sie dem jungen O’Neale, Mister Driskill. Sie sind nicht zufällig Hugh Driskills Sohn?«
    »Sie kennen meinen Vater?«
    »Dem Namen nach, natürlich. Ich habe mir sagen lassen, daß er nicht zu meinen Lesern gehört.« Dunns Gesicht verzog sich zu einem flüchtigen Grinsen. Er nahm den Hut ab und präsentierte eine rosafarbene Glatze und einen dünnen grauen Haarkranz.
    »In seinem Alter kann er Sex, Gewalt und christlichen Glauben nur noch häppchenweise verdauen.« Ich schüttelte ihm die Hand. »Vielleicht werde ich ihm Ihre gesammelten Werke zu Weihnachten schenken.«
    Ich hatte Father Dunn einmal bei einem Fernsehauftritt erlebt, als er über einen seiner Romane interviewt worden war, und er hatte das Gespräch irgendwie so gelenkt, daß eine seiner Leidenschaften zur Sprache gekommen war: Baseball. Phil Donahue hatte ihn gefragt, ob er, wie viele andere Spieler, irgendwelche abergläubischen Bräuche pflege. »Nur die der katholischen Kirche«, war Dunns Antwort gewesen, und schon hatte er das Publikum in der Tasche gehabt.
    »Dann geben Sie sich nicht mit Paperbacks zufrieden«, sagte er. »Die Hardcover-Ausgaben meiner Bücher sind Wort für Wort genauso unanständig.«
    Peaches kicherte. »Der Priester, der wie Tom Selleck aussieht, wird von einem halbnackten Joan-Collins-Verschnitt vernascht.« Dunn sagte: »Warum leisten Sie uns nicht ein wenig Gesellschaft, Mister Driskill?«
    »Darf ich das vielleicht auf ein andermal verschieben? Ich bin mit meiner Schwester verabredet …«
    »Ah, eine seriöse Autorin. Eine wahre Gelehrte, Jüngerin und Aktivistin zugleich. Eine einzigartige Verbindung.«
    »Ich werde Val von Ihrer hohen Meinung berichten.« Ich verabschiedete mich von den beiden und ging zurück zum Wagen. Es paßte zu Peaches, daß er mit Father Dunn bekannt war, dem bilderstürmerischen Priester und Romancier, dessen Bücher allesamt Bestseller waren – eine Tatsache, die der Kirche ziemlich zu schaffen machte. Dunn hatte einen Stil entwickelt, mit dem es ihm gelang, Romane zu schreiben, die so etwas wie moralischer Anschauungsuntericht waren, verpackt in Geschichten, die sich vorwiegend um Sex, Macht und Geld drehten. Mein Vater war zweifellos der Meinung, daß Dunn eben dadurch, daß er die Kirche entweihte, ein reicher Mann geworden war. Nun, ob ›Entweihung‹ oder nicht – weil Dunn ein Diözesanpriester

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