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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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schmuckloser schwarzer und weißer Außenfassade. Meine Großmutter hatte die Kapelle ›ein sehr schönes Kirchlein, das nicht zu stolz auf sich selbst ist‹, genannt. Allerdings war das Kirchlein auch nicht zu stolz, seit seiner Erbauung ständig reparaturbedürftig zu sein. Meine Familie gehörte zwar nicht zu den Neuengland-Katholiken wie die Leute in den Romanen von Evelyn Waugh, und wir hatten auch keinen festangestellten Hausgeistlichen, aber wir haben den Priestern, die an der St. Mary’s in der nahe gelegenen Kleinstadt New Prudence die Gemeinde betreuten, immer großzügige finanzielle Unterstützung gewährt. Als Junge hielt ich die Tatsache, daß wir eine eigene Kirche besaßen, für schlichtweg verrückt, aber ich hatte lernen müssen, mir an dahingehenden Äußerungen nicht die Zunge zu verbrennen. Und als ich auf die St.-Augustin-Schule kam, mußte ich zudem feststellen, daß eine eigene Kirche ein gar nicht so furchtbar außergewöhnliches Zeichen von Wohlstand war. Einige meiner Mitschüler saßen im gleichen Boot.
    Jetzt plätscherte der Regen vom Dach der Kapelle. Es war ein Bild, wie man es auf einem alten englischen Friedhof draußen auf dem Lande finden mochte oder in einem Gedicht. Das kleine Gebäude stand still und dunkel und geheimnisvoll da. Das Gras mußte dringend gemäht werden. Die Halme schienen wie mit einer dünnen Eisschicht lackiert. Ich erreichte die Kapelle, hielt mich am Geländer fest und stieg die Stufen zu der eisenbeschlagenen Eichentür hinab. Der ringförmige Türgriff quietschte leise, als ich daran zog. Eine einsame Kerze flackerte im Luftstrom, der durch die geöffnete Tür wehte. Das Innere der Kapelle war stockdunkel und schwarz hinter dem flimmernden Lichtkranz der Kerze, beinahe so, als wäre dort nichts als Leere. Val mußte hier unten gewesen sein und diese Kerze an gezündet haben. Und dann hatte sie die Kapelle wieder verlassen.
    Ich ging zum Haus zurück und knipste die Lichter aus. Ich konnte mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, hier zu warten, es mir ohne Val in diesem ungastlichen Haus gemütlich zu machen. Seltsam. Es war gar nicht Vals Art, jemanden warten zu lassen. Aber es war ein scheußlicher Abend, und sie hatte vielleicht noch Besorgungen machen wollen. Vielleicht war sie irgendwo aufgehalten worden. Sie würde schon noch kommen.
    Ich war hungrig und brauchte einen Drink. Ich stieg in den Wagen, warf einen kurzen Blick zurück auf das stille, dunkle Haus und fuhr nach Princeton.
    Das leise Stimmengemurmel in der Schankstube des Nassau Inn hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Die Theke stand voll. An der Wand hingen die altbekannten gerahmten Fotos von Höbe Baker und anderen Helden eines versunkenen Zeitalters. Die zahlreichen Einkerbungen in den Tischplatten erinnerten an Generationen von Tigers. Es war wie ein Eintauchen in die Vergangenheit.
    Ich ließ mich auf die Bank in einer Nische sinken, bestellte einen doppelten trockenen Rob Roy und spürte erst jetzt, wie nervös und verkrampft ich war. Es lag an Val und an der Furcht, die ich so deutlich in ihrer Stimme gehört hatte, und nicht zuletzt an der bangen Frage, wo sie jetzt sein mochte. Ihre Stimme hatte sich am Telefon so drängend angehört. Und jetzt? Keine Spur von Val.
    Mir wurde gerade mein Cheeseburger serviert, als ich jemanden meinen Namen rufen hörte. »Ben! Ben, alter Junge, du Schatten aus der Vergangenheit!«
    Ich sah auf und blickte in das jungenhafte Gesicht von Terence O’Neale – Father Terence O’Neale, der altersmäßig zwischen mir und Val anzusiedeln war, irgendwie aber immer noch wie ein Erstsemester aussah. Jeder hier nannte ihn ›Peaches‹, weil er tatsächlich eine fast vollkommene Pfirsichhaut besaß, ewig jugendlich, immer unschuldig. Wir kannten Peaches, solange wir denken konnten. Wir hatten zusammen Tennis und Golf gespielt, und er behauptete immer, daß ich es gewesen sei, der ihn zum erstenmal betrunken gemacht habe, draußen in unserem Obstgarten. Er lächelte auf mich hinunter, und seine blauen Augen funkelten wie eh und je.
    »Setz dich, Peaches«, sagte ich, und er stellte sein Bierglas auf den Tisch. Er hatte eigentlich gar nicht Priester werden wollen; das war zum großen Teil Vals Werk. Golf und Motorräder und den Weltrekord im Biertrinken – das hatte der junge Terence O’Neale damals wohl eher vor Augen gehabt, wenn er in die Zukunft geblickt hatte. Das und eine Frau und einen Stall voller Kinder und vielleicht einen Job in der Wall

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