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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Lippen. »Gibt es eigentlich keine Ehrfurcht vor dem Alter mehr?« sagte er. »Warum laßt ihr den Ältesten nicht auch mal gewinnen? Habt ihr keinen Anstand?« Er ließ sich mit einem schweren Seufzer im Stuhl zurücksinken, fummelte in der Tasche seiner ausgebeulten Flanellhose herum und brachte eine Schachtel Zigaretten und ein billiges Wegwerffeuerzeug zum Vorschein. »Ich hab’ jetzt genug von diesem blöden Spiel. So was kann einen umbringen, ist mir mal gesagt worden.«
    Poletti verdrehte die Augen und sagte: »Von Zigaretten weiß man auch nicht erst seit neuestem, daß sie ein Gesundheitsrisiko darstellen.«
    »Aber doch nicht die Zigaretten, Sie dummer Kerl. Das weiß ich. Höchstens diese Wegwerffeuerzeuge. Die können nämlich explodieren, habe ich mal gehört. Und dann wird man vom Feuer verschlungen. Achtung, jetzt.« Er zündete sich die Zigarette an und blickte auf das Feuerzeug. »Diesmal war Gott noch mit mir.« Er wies mit dem Kopf auf Ottaviani. »Guglielmo mogelt. Er hat immer schon gemogelt. Warum habe ich das nie gelernt?« Vezzas Socken waren ihm bis auf die Knöchel heruntergerutscht und gewährten einen Blick auf haarlose, dürre Waden, die es völlig unmöglich erscheinen ließen, daß sie einen so großen Körper zu tragen vermochten. »Aber er glaubt, er darf mogeln. Wegen seines verkrüppelten Rückens. Kein Ehrgefühl, dieser Mensch.«
    Antonelli, der mit Ottaviani ein Team bildete, setzte sich ins Gras. Hinter einer Smogwolke leuchtete die Sonne trübe an einem ansonsten wolkenlosen Himmel; es war sehr warm für einen Tag Ende November. »Gianfranco«, sagte er zu Vezza, »beim Boccia kann man nicht mogeln. Das kann niemand. In dieser Hinsicht ist es ein völlig abstraktes Spiel, ganz anders als das Leben.«
    Ottaviani sagte: »Laßt Vezza nur meckern. Es stört mich nicht. Er ist ein schlechter Verlierer. Das war er schon immer. Er hat darin sehr viel Erfahrung gesammelt. Man sollte eigentlich davon ausgehen, daß er es so gut vertuschen kann, daß nicht einmal ich es merke …«
    »Wenn ich verliere, dann nur bei solchen Spielen, mein Freund. Im wirklichen Leben gewinne ich immer.« Vezza lächelte und zeigte dabei seine häßlichen, nikotingelben Zähne.
    »Im wirklichen Leben!« sagte Poletti verächtlich. »Sie haben das wirkliche Leben doch niemals kennengelernt. Es ist Ihnen so fremd wie der Geschlechtsver …«
    Poletti wurde von Kardinal Garibaldi unterbrochen, dem Bonvivant. Die funkelnden kleinen, runden Augen in seinem feisten Gesicht waren voller Aufmerksamkeit. »Wo wir gerade vom wirklichen Leben sprechen – wie steht’s eigentlich um die Geschichte mit der ermordeten Nonne?«
    »Sie ist nicht ermordet worden«, murmelte Antonelli. »Der Mann, der sich als Priester verkleidet hatte, ist ums Leben gekommen.«
    »Oh, jetzt reden wir aneinander vorbei. Ich habe die Nonne in Amerika gemeint, nicht die in Rom. Aber es steckt ja wohl die gleiche Geschichte dahinter, nicht wahr? Also, was ist mit der Nonne, die beinahe ermordet wurde? Gibt es da schon etwas Neues zu berichten?«
    Kardinal Poletti trat die Boccia-Kugeln zu dem großen Jutesack hinüber, in dem sie aufbewahrt wurden. »Es gibt nichts Neues. Die Behörden konnten bis jetzt nicht einmal feststellen, wer der Priester gewesen ist – falls er Priester war. Offenbar hatte er nur noch ein Auge …«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Vezza, »nach einem solchen Sturz!«
    »Nein, nein, er hatte schon vor dem Sturz nur ein Auge.« Poletti seufzte müde. »Aber er wurde durch den Sturz schrecklich entstellt.«
    »Nein, nein, nein, wirklich, jetzt irren Sie sich.« Vezza wedelte mit der gichtigen, gekrümmten Hand. »Er wurde nicht durch den Sturz entstellt. Er wurde durch die Landung entstellt. Und durch den Lastwagen oder Bus, der ihn überrollt hat.«
    »Die einzige Frage, die mich wirklich interessiert«, sagte Antonelli und seufzte unter dem flachen Hut, der seine Augen beschattete, »diese Frage lautet: Warum hat er versucht, die Nonne zu ermorden, diese Schwester Elizabeth? Natürlich, wir wissen, daß sie die beste Freundin von Schwester Valentine gewesen ist – und somit haben wir die Verbindung zu Driskill und seiner Familie, wie ich annehme. Aber warum sollte man sie deshalb gleich ermorden? Im übrigen spielen die Amerikaner eine viel zu große Rolle in dieser ganzen Angelegenheit. Das kann ja zu nichts Gutem führen.«
    »Naja, so schlechte Menschen sind sie nun auch wieder nicht«, sagte Garibaldi

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