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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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der wahren Bedeutung der Kirche fest. Das römische Weltreich stand vor dem Zerfall, das Chaos drang von allen Seiten auf ihn ein. Calixtus aber erkannte, daß die Aufgabe der Kirche die Errettung war … wie Jesus gezeigt hatte, die Errettung aller Sünder. Aller sündigen Seelen. Sogar unserer Seelen, wenn wir gesündigt hatten. Calixtus erklärte damals, die Zeit sei gekommen, Buße zu tun, um errettet zu werden, doch Hippolytus erhob seine Stimme gegen ihn, nannte ihn einen Hurenbock, weil Calixtus verkündet hatte, auch Prostituierten und Ehebrechern könnten ihre Sünden vergeben werden, sofern sie mit dem Herzen bereuten. Hippolytus, der erste selbsternannte Gegenpapst. Aber Calixtus hatte recht. Errettung – sie stand und steht über allem anderen … und als er auf offener Straße ermordet wurde, war es Pontian, der sein Werk fortsetzte …
    Was willst du mir damit zu verstehen geben?
    Errette unsere Kirche. Führe sie wieder den Aufgaben zu, die ihr von Gott erteilt wurden. Befreie sie von der Herrschaft der weltlichen Mächte, fordere sie von ihnen zurück, trenne sie von der Politik, reinige sie von der Gier nach Geld und Macht. Mache sie zur Stimme der Moral! Forme sie wieder zum Werkzeug der Menschlichkeit um. Biete den Gläubigen das ewige Seelenheil, nicht Reichtum und Macht … und die Morde, durch welche die weltlichen Mächte uns beherrschen, werden enden, und diese Kirche … diese Kirche, Heiligkeit, wird gerettet sein!
    Sag mir wie, Giacomo …
    Als das Band endete, die Stimme D’Ambrizzis leiser wurde, zu einem schwachen, undeutlichen Flüstern herabsank und schließlich verstummte, herrschte Stille im Zimmer. Ein Windstoß bauschte die schweren Vorhänge.
    Schließlich sagte Vezza: »Wer von den beiden ist verrückter? Das scheint mir die Frage zu sein, oder nicht?« Er spähte auf die Kontrollanzeige seines uralten Hörgeräts und tippte mit einem langen Fingernagel darauf.
    »Bei D’Ambrizzi kann man nie sicher sein«, sagte Antonelli leise. »Wie immer seine Pläne aussehen mögen – und ich bin absolut sicher, daß nichts von dem, was wir ihn gerade haben sagen hören, damit zu tun hat –, verrückt ist D’Ambrizzi ganz gewiß nicht. Was er dem Heiligen Vater wirklich zu verstehen gegeben hat, bleibt abzuwarten. Aber vergessen Sie eins nicht: Niemand versteht es besser, Gedanken und Herzen zu beeinflussen, als Saint Jack … Calixtus wird zu seinem Werkzeug – aber für welche Aufgabe D’Ambrizzi dieses Werkzeug benutzen möchte, das bleibt sein Geheimnis.«
    »In diesen Räumen können wir ganz offen miteinander reden«, sagte Poletti.
    »Wie können Sie so sicher sein, daß D’Ambrizzi oder Indelicato Sie nicht abhören lassen?«
    Garibaldis Frage riß Poletti aus seinen Gedanken. Garibaldi lächelte; seine Zungenspitze huschte über die wulstigen Lippen.
    »Jetzt haben Sie ihm angst gemacht«, sagte Antonelli. »Keine Sorge, Poletti, es ist alles in Ordnung. Fahren Sie fort.«
    »Ich wollte gerade sagen, daß das Gespräch der beiden mich irgendwie an die Verrücktheiten erinnert, die wir damals von Johannes XXIII. gehört haben. Johannes wollte alles mögliche reformieren, erneuern, verändern. Auch er hatte sich zum Ziel gesetzt, die Kirche ihrer weltlichen Macht und ihres Vermögens zu berauben. Ich brauche wohl niemanden von Ihnen daran zu erinnern, welchen Schritt wir damals unternehmen mußten. Eine unselige Aufgabe. Gott sei Dank war ich damals noch nicht Kardinal …«
    »Sie Glücklicher«, murmelte Vezza. »Es war Mord …«
    »Aber was mit Johannes Paul I. geschehen ist, das habe ich als Kardinal erlebt«, sagte Poletti. »Dieser arme, fehlgeleitete Narr …«
    »Alte Kamellen, alte Kamellen«, sagte Vezza mit mürrischer Stimme. »Was schlagen Sie denn vor? Mord, nehme ich an. Blut, Blut, immer ist der Schrei nach Blut zu hören.« Er starrte vor sich hin, schien mit sich selbst zu reden. »Aber Calixtus ist ein todgeweihter Mann. Warum sollte man einen Mord begehen, wenn man schon die Stunden zählen kann? Wenn die Zeit einem die Arbeit abnimmt?«
    Das darauf folgende Schweigen dehnte sich zu Minuten. Jeder der Anwesenden grübelte über seine eigenen Pläne nach – und über seine eigenen Moralvorstellungen. Jeder wich dem Blick des anderen aus.
    Schließlich brach Ottavianis schneidende, scharfe Stimme das Schweigen.
    »Was Calixtus betrifft, gut und schön«, sagte er, »aber Saint Jack erfreut sich bester Gesundheit …«
     
    Peaches O’Neale erreichte das

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