Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
diplomatisch, »wenn man sie erst mal näher kennengelernt hat.«
    »Mann Gottes!« sagte Ottaviani mit verzerrtem Gesicht, denn fast ständig plagten ihn Schmerzen. »Sie sind wirklich ein entsetzlich einfältiges Menschenkind. Wie haben Sie es eigentlich geschafft, Kardinal zu werden? Die Amerikaner waren schon immer die Schlimmsten von allen. Benehmen sich wie die Elefanten im Porzellanladen, kümmern sich einen Dreck um die Tradition und die Etikette … und deshalb mag ich dieses Volk. Sie sorgen für frischen Schwung. Und uns halten sie für saftlose, kraftlose alte Ziegenböcke, die nur eins im Kopf haben: Ränke zu schmieden … was meines Erachtens noch geschmeichelt ist. Ich habe seit zwanzig Jahren keinen wirklich ausgekochten und hinterhältigen Kardinal mehr erlebt. Verglichen mit unseren Vorgängern, sind wir allesamt unschuldige Kinder. Und die Amerikaner haben so herrlich wenig Selbsterkenntnis. Sie begreifen gar nicht, was für bösartige, kaltblütige Schweinekerle sie sind. Ja, ich mag sie wirklich. «
    »Dann werden Sie sicher entzückt sein zu hören«, sagte Garibaldi, »daß sich kein geringerer als Drew Summerhays hier in Rom aufhält.«
    »Großer Gott«, sagte Poletti. »Der Heilige Vater ist vielleicht schon entschlafen, und Summerhays weiß es eher als wir!« Seine Miene verriet, daß diese Bemerkung nicht ganz so ernst gemeint war.
    »Warum schnüffelt er denn hier herum?« fragte Vezza mürrisch.
    »Weil er ein berufsmäßiger Aasgeier ist«, sagte Poletti. Er kniete im Gras und legte die Bocciakugeln zurück in den Jutesack.
    »Wir etwa nicht?« Ottaviani lächelte dünn.
    Poletti nahm keine Notiz von ihm. »Sobald ein Papst im Sterben liegt, ist Summerhays zur Stelle. Er ist hierhergekommen, um auf irgend jemanden Druck auszuüben und seinen eigenen Kandidaten in den Vordergrund zu schieben … übrigens, wer ist dieser Kandidat?«
    Ottaviani zuckte stellvertretend für alle anderen die Achseln. »Das werden wir noch früh genug erfahren.«
    Poletti sagte: »Indelicato hat mich gebeten, die Kopfzahl festzustellen, was seine Wählerstimmen betrifft. Zuverlässige Wähler, wie ich betonen möchte. Wähler, die auch andere davon überzeugen können, daß Indelicato der richtige Mann für den Papstthron ist.« Er ließ den Blick über die Gesichter der anderen schweifen. Die Sonne schien ihm in die Augen. Er schirmte sie mit der Hand ab wie ein indianischer Späher.
    »Naja«, murmelte Vezza, »es wäre aber ein Gebot des gesunden Menschenverstandes, sich erst einmal anzuhören, was Summerhays zu sagen hat, bevor wir uns auf einen Kandidaten festlegen …«
    Ottaviani grinste wölfisch. »Die Habgier stirbt erst dann, wenn auch der Mensch stirbt, der diese Eigenschaft besitzt. Und sie nimmt mit zunehmendem Alter nicht ab. Beweisstück A: unser alter, sehr alter Freund Vezza. Das Wort hat die Verteidigung.«
    »Wie ich gehört habe, versucht Fangio, die Ausländer zu einem Wählerblock zusammenzuschweißen«, sagte Garibaldi. Wie ein rundlicher Schwamm schien er immer eine erstaunliche Fülle überraschender Neuigkeiten in sich aufzusaugen. »Er gewährt ihnen Audienzen und macht ihnen Versprechungen, ob es sich nun um Marxisten, Afrikaner, Japaner, Eskimos, Südamerikaner, Fidschi-Insulaner, Methodisten oder Axtmörder handelt. Und D’Ambrizzi – er ist natürlich die Gelassenheit in Person. Er gibt sich nicht die geringste Blöße; er behauptet, noch gar nicht ernsthaft über die Möglichkeit nachgedacht zu haben, Papst zu werden … aber in Wahrheit weiß er eine Menge, und er kann sehr viele Schulden eintreiben. Er könnte sich durch Erpressung und Großzügigkeit den Thron Petri erobern. Und wenn Summerhays hinter ihm steht, dann wissen wir, woher das Geld stammt, sollte D’Ambrizzi es tatsächlich schaffen.«
    »Wer unterstützt ihn denn von außen? Können wir sicher sein, daß es Summerhays ist?«
    Antonelli schlug die Beine übereinander, inspizierte seine Freizeitschuhe, zupfte ein paar Grashalme von der Sohle, seufzte und sagte: »Jetzt, wo Lockhardt tot ist, gehe ich mit ziemlicher Sicherheit davon aus, daß die Amerikaner hinter ihm stehen. Summerhays, Driskill …«
    »Driskill ist ein kranker Mann«, sagte Poletti, »und Summerhays ist zweihundert Jahre alt. Vielleicht«, fügte er hoffnungsvoll hinzu, »können sie nicht mehr so viel Gewicht in die Waagschale werfen wie einst …«
    »Geld«, sagte Vezza, »wiegt immer schwer.«
    »Aber Driskill geht es wirklich nicht

Weitere Kostenlose Bücher