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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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gestehen. Ich habe dafür gesorgt, daß Sie hierher versetzt wurden, um Ihnen die Daumenschrauben anzulegen, mein Junge. Betrachten Sie mich als die Inquisition …« Er lächelte schief. »Können Sie sich an einen Ihrer Vorgänger drüben in New Pru erinnern? Father John Traherne? Erinnern Sie sich an ihn?«
    »Father Traherne. Sicher. Natürlich.«
    »Wissen Sie, ich habe ihn ziemlich gut gekannt. Er wurde mit den Jahren zu einem krankhaft neugierigen alten Knacker, der gute Father John. Ich möchte Ihnen eine Geschichte über ihn erzählen, Peaches. Heute abend übernehmen Sie die Rolle meines Sohnes … des Sohnes, den ich nie gehabt habe, eines Sohnes, der Priester werden sollte, eines Sohnes, der sich statt dessen erst mit Football und später mit Rechtsverdreherei beschäftigt hat, dieser … nun, ich möchte ihn nicht in Gegenwart eines seiner alten Freunde schlechtmachen …« Er hielt Peaches das Glas zum Nachfüllen hin.
    Als er bemerkte, in welche Richtung die Dinge sich bewegten, wurde Peaches verlegen und unruhig zugleich. Von seinem Sessel aus konnte er den beleuchteten Vorderhof überblicken. Kurz nach seiner Ankunft hatte Schneefall eingesetzt, und die weiße Pracht bedeckte mittlerweile gnädig den matten Lack seines zerbeulten, alten Wagens. Der Wetterfrosch des Radiosenders hatte erklärt, daß die ersten heftigen Schneefälle des Winters bevorstünden, da sich eine feuchte Kaltfront aus Richtung Ohio und den Staaten des mittleren Westens nähere. Es schneite zwar heftig, aber es war fast windstill, und das Bild war so friedlich wie auf einer Weihnachtskarte. Peaches füllte Hugh Driskills Glas mit Whisky, Soda und Eis.
    »Father Traherne und ich haben hin und wieder gemeinsam tüchtig einen zur Brust genommen. Er hatte sehr oft einen in der Krone. Er wußte, daß ich sein Gehalt drüben in New Pru bezahlte. Aber er war Ire, darum wünschte er mich wegen dieser Sache natürlich zum Teufel. Er hat immer nach einer Möglichkeit gesucht, mir eins auszuwischen, er wollte immer ein größerer Mann sein als ich, wollte mir beweisen, daß er nicht auf mich angewiesen war … Sie kennen diesen Typ: Kleine Männer, die sich darüber ärgern, daß sie leben. Er hat sich zu Tode getrunken, was für mich keine Überraschung war. Sie trinken nicht viel, Peaches, stimmt’s?«
    »Stimmt, Sir. Ich habe nie viel getrunken.«
    »Ich kann mich an eine Gelegenheit erinnern, als Traherne hierherkam, angesäuselt und daher besonders von irischem Mut beseelt, und mir dann erzählt hat, daß Monsignore D’Ambrizzi -das war damals noch sein kirchlicher Rang – am vorhergehenden Tag nach New Pru gekommen sei, um ihm einen Besuch abzustatten. Das war zu der Zeit, als D’Ambrizzi hier bei mir zu Gast war, kurz nach Kriegsende. Jedenfalls hat Traherne mir mit stolz geschwellter Brust erzählt, daß er und D’Ambrizzi nun ein großes Geheimnis teilten. Irgend etwas, von dem ich nichts wüßte, nur die beiden. Ein kleingeistiger Mensch, der alte Traherne.« Driskills Hand krampfte sich um das Glas, als er einen Schluck trank. Er hatte Gewicht verloren, nicht nur im Gesicht, dessen Haut fast durchscheinend wirkte, sondern sogar an den einst so kräftigen Händen. Die Adern hatten sich in knotiges Wurzelgeflecht verwandelt; die Haut war grau und schlaff. »Nun, er konnte vor lauter Stolz einfach nicht das Maul halten, Sie kennen diesen Typ. War gar nicht so einfach zu erkennen, was Wahrheit und was trunkenes Gefasel gewesen ist. Jedenfalls erzählt er mir, daß D’Ambrizzi nach New Pru gekommen sei und ihm diese Papiere gegeben habe, wichtige Papiere zur Aufbewahrung … und er solle die Papiere an einem sicheren Ort verstecken, bis D’Ambrizzi, sein guter Freund, sie brauche … Traherne sagt, D’Ambrizzi habe ihn gebeten, sie niemandem, niemandem zu zeigen. Aber der alte Traherne – und das ist jetzt viele Jahre später, als D’Ambrizzi schon Kardinal war und praktisch die gesamte Kirche befehligt hat –, also, der alte Traherne hatte von irgend jemandem einen Tritt in den Hintern bekommen und sich wieder mal besoffen, und dann kam er zu mir gerannt, um den dicken Mann zu markieren und Dampf abzulassen.« Driskill lachte, schüttelte den Kopf. Die Krankenschwester hatte es aufgegeben und war in die Küche gegangen. Der Schnee fiel immer dichter. Peaches wünschte sich weit, weit fort. Egal wohin.
    »Können Sie sich das vorstellen, Peaches? Der alte Trottel hatte sein Geheimnis über all die Jahre hinweg bewahrt,

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