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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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und was macht er? Er läßt sich vollaufen und muß mir wieder mal beweisen, was für ein wichtiger Mann er doch ist. Und dann hat er mir von diesem Manuskript erzählt … hat gesagt, es sei furchtbar wichtig und ob ich nicht mal einen Blick reinwerfen wolle. Der dämliche alte Säufer. Ich habe ihm gesagt, daß D’Ambrizzi das Manuskript in meinem eigenen Haus verfaßt habe. Wenn er den Wunsch gehabt hätte, daß ich es lese, hätte er mich sicher darum gebeten. Aber weil er das nicht getan hat, hatte ich nicht die Absicht, die Papiere auf den Vorschlag eines alten Trunkenbolds hin zu lesen, und genau das habe ich ihm auch gesagt.« Er trank einen Schluck Scotch und zog den Morgenmantel enger um die Schultern, als würde ihn frösteln. Sein Gesicht war blaß, seine Augen jedoch wachsam, lebendig, ruhelos. »Aber die Zeiten ändern sich. Meine Tochter ist ermordet worden, der Mann, den sie vielleicht geliebt hat, ebenfalls … irgend jemand, vielleicht derselbe Kerl, der die beiden getötet hat, hat versucht, auch meinen Sohn zu ermorden … und möglicherweise ist die Kirche auf irgendeine verrückte Art und Weise in diese Geschichte verwickelt – woher, zum Teufel, soll ich das wissen? Und der Papst liegt im Sterben; D’Ambrizzi ist einer der ersten Anwärter auf den Thron Petri … das alles schien sich in meinem Kopf zu vermischen, als ich in diesem verdammten Krankenbett gelegen habe. Das Verrückte daran war, Peaches, daß ich immer wieder an die Zeit denken mußte, als D’Ambrizzi hier bei uns gewohnt hat … wie er im Arbeitszimmer gesessen und geschrieben und geschrieben hat … und dann mußte ich wieder an Traherne denken und daran, daß D’Ambrizzi ihm das Manuskript zur Aufbewahrung gegeben hat. Und er ist wegen dieser Papiere nie wieder hierhergekommen oder hat je nach ihnen gefragt … Peaches, hören Sie mir überhaupt noch zu?«
    Peaches war ans Fenster getreten und blickte hinaus in die wirbelnden Schneeflocken, die den beleuchteten Hof langsam in ein weißes Wintermärchen verwandelten und weiche, mitternachtsblaue Schatten entstehen ließen. Er stieß die Hände in die Taschen seiner ausgebeulten Cordhose und ballte sie zu Fäusten. Er wünschte, nie etwas von dem verdammten Manuskript gehört zu haben.
    »Sicher, ich höre Ihnen zu, Sir. Aber …«
    »Nichts aber. Kommen Sie her, Peaches, ich kann Sie da drüben nicht richtig sehen.« Er beobachtete, wie Peaches sich vom Fenster abwandte, zurückkam und vor ihn hintrat. »Also, raus damit, Junge. Hat Traherne Ihnen jemals von diesen Papieren erzählt? Oder Father Kilgallen, Ihr unmittelbarer Vorgänger? Hat er Sie jemals zur Seite genommen und gesagt, hör mal zu, mein Freund, es gibt da ein kleines Geheimnis, von dem ich dir erzählen muß …?«
    »Ganz und gar nicht, Sir.« Peaches spürte, wie er errötete; eine heiße Woge wischte über sein Gesicht wie ein vorüberhuschender, feuriger Schatten.
    »Also haben Sie die Papiere selbst gefunden – war es nicht so? Sie sind zufällig auf das Manuskript gestoßen und haben sich gefragt, was das wohl sein mag, und dann haben Sie der Versuchung nicht widerstehen können, einen Blick hineinzuwerfen … war es nicht so? Das ist doch kein Verbrechen, Junge. Er hat es vor vierzig Jahren geschrieben.«
    »Mister Driskill, ehrlich, ich weiß nicht, was …«
    »Father, Father.« Hugh Driskill lächelte gequält. »Ihnen geht die wichtigste Fähigkeit ab, die ein Priester haben muß. Sie können nicht lügen. Sie haben es nie gekonnt. Sie sind ein ehrlicher Mann. Sie wissen von den Papieren, nicht wahr, Peaches?«
    »Mister Driskill, es war reiner Zufall, das schwöre ich bei allen Heiligen …«
    »Ich verstehe, mein Sohn. Glauben Sie mir, ich verstehe. Gut. Ich habe noch ein paar Fragen an Sie. Entspannen Sie sich jetzt. Sie fühlen sich doch wohl, Peaches, oder?«
    »Ich weiß nicht, Sir. Und das ist die Wahrheit.« Peaches fragte sich flüchtig, wo Father Dunn jetzt sein mochte, welchen Rat er ihm gegeben hätte.
    Eine halbe Stunde später saß Peaches hinter dem Steuer seines verbeulten, alten Wagens und wünschte sich, Winterreifen aufgezogen zu haben, als er in Richtung New Prudence fuhr. Er hatte seine Anweisungen erhalten. Hol das Manuskript D’Ambrizzis und bring es her. Heute abend noch. Widerrede war zwecklos. Zur Hölle mit dem Schnee. Irgend etwas war mit Hugh Driskill los. Er hatte absolut nicht mit sich reden lassen.
     
    Am ersten Abend in Rom nach ihrer Rückkehr aus Avignon ging

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