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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Haus der Driskills im schwindenden grauen Licht des Spätnachmittags. Hugh Driskill hatte ihn im Pfarrhaus angerufen. Die Stimme des mächtigen Mannes hatte schwach und dünn geklungen, jedoch kräftiger, als Peaches erwartet hatte. Driskill hatte gesagt, daß er seit achtundvierzig Stunden wieder zu Hause sei und daß ihm die Decke auf den Kopf falle. Er hatte Peaches gebeten, vorbeizuschauen. Driskill hatte außerdem irgend etwas auf dem Herzen, worüber er mit Peaches persönlich sprechen wollte.
    Margaret Korder, Hughs Privatsekretärin und Allzweck-Schutzschirm gegen die Außenwelt, öffnete Peaches die Tür. Hinter Margaret stand eine hochgewachsene Krankenschwester in gestärktem weißem Kittel und mühte sich, sowohl die Tür als auch den Long Room nicht aus den Augen zu lassen. Sie schien an einer unsichtbaren Leine zu zerren, die sie daran hinderte, den Long Room zu betreten.
    »Ach, Father«, sagte Margaret Korder leise, »er ist in gar nicht guter Stimmung, fürchte ich. Ich glaube, er braucht ein wenig männliche Gesellschaft, aber all seine anderen Freunde haben nichts als die Arbeit im Kopf und … na ja, Sie wissen schon. Sie sind genau der Mensch, den er jetzt braucht. Jemand, mit dem, er reden kann, statt geschäftliche Dinge zu besprechen. Und er will diese arme Krankenschwester einfach nicht ins Zimmer lassen. Er ist längst noch nicht auf dem Damm, aber er kann schon wieder einen schlimmeren Wirbel veranstalten als jeder andere Mensch, den ich kenne.« Peaches half ihr in ihren Nerzmantel, den sie sich bei ihrem Gehalt spielend leisten konnte. »Ich bin immer noch im Nassau Inn zu erreichen. Inzwischen fast rund um die Uhr.«
    »Sie sind ein Goldstück.« Peaches lächelte.
    »Das ist mein Beruf. Meine Berufung, Father. Mein Lebenswerk. Obwohl ich heute abend nur Blech rede.«
    »Ach was, Mrs. Korder. Sie sind seine engste Vertraute. Sie wissen, wo die meisten Leichen im Keller liegen. Ich muß mich wundern, daß man noch nie versucht hat, Sie zu kidnappen.«
    »Father!«
    »Ein Scherz, nur ein Scherz. Was meinen Sie – wird er es mir sehr schwer machen?«
    »Lassen Sie sich bloß nicht auf einen Streit mit ihm ein.« Sie seufzte. »Er trinkt, er raucht seine Zigarren, wir können ihn nicht daran hindern. Als wir es versucht haben, ist er im Gesicht rot angelaufen, und es sah so aus, als würde er jeden Moment an die Decke gehen – und das wäre für ihn noch schlimmer als ein paar Drinks und Zigarren. Miss Wardle, die Krankenschwester, ist hier draußen auf dem Flur oder in der Küche oder sonstwo in der Nähe und immer in Bereitschaft, falls Sie sie brauchen. Und wo Sie mich erreichen können, wissen Sie ja. Ich lasse mir vom Zimmerservice eine Flasche Wein bringen und werde es mir mit einem guten Buch gemütlich machen. Haben Sie jemals eins von Father Dunns Büchern gelesen?«
    »Sicher. Ich bin mit ihm befreundet.«
    »Ich verschlinge seine Bücher geradezu. Er hat so herrlich gewundene Gedankengänge. Wie kann ein Priester eigentlich so viel über Sex wissen?«
    Peaches errötete wie ein Sechzehnjähriger. »Die wunderbare Kraft der Phantasie. Was sollte es sonst sein?«
    »Tja, da müssen Sie wohl recht haben …«
    Hugh Driskills Gesicht wirkte ausgezehrt. Die Falten in den Augenwinkeln waren tiefer geworden. Als Peaches sich dem Sofa näherte, legte Driskill eines von mehreren in dunkelgrünes Leder gebundenen Fotoalben zur Seite. Peaches blickte auf ein Bild von Val, eine Farbaufnahme, die sie auf einem Tennisplatz zeigte; ihre Beine waren gerade und gebräunt; der Tennisrock wurde vom Wind in die Höhe geweht und gewährte den Blick auf ihr knappes weißes Höschen. Sie lächelte, blinzelte in die Sonne; mit einer Hand beschattete sie die Augen. Vor zwanzig … ach was, vor fünfundzwanzig Jahren. Es war unaussprechlich schmerzhaft für Peaches, als er jetzt wieder daran denken mußte, daß sie tot war.
    »Setzen Sie sich, Father. Nehmen Sie sich einen Drink. Und bringen Sie mir bitte auch einen mit.« Der Laphroaig und ein Krug mit Soda sowie ein silberner Eiskübel standen auf dem Couchtisch. »Nur zu, Peaches, füllen Sie die Gläser. Ich werde Sie für ein Weilchen mit Beschlag belegen. Sie sollen hören, wenn ich mich darüber beklage, welche Wendungen die Dinge hier zum Schluß genommen haben. Gießen Sie mir nur kräftig ein, ich bin völlig ausgetrocknet.« Er beobachtete, wie Peaches sich erst selbst einen Drink einschenkte und dann das andere schwere, gedrungene Glas

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