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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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verzweifelt aus, wie innerlich ausgebrannt.
    Ich folgte ihr, nahm ihren Arm. Sie schüttelte meine Hand ab. Sie bemühte sich, mich nicht anzublicken. Ein einsamer Priester schaute uns im Vorübergehen freundlich an und nickte uns zu.
    »Schwester«, sagte ich, »Sie überraschen mich. Ich hätte damit gerechnet, daß Sie das alles inzwischen längst wissen.«
    Vor uns stand ein kleiner Junge und hielt mit beiden Händen eine Funkfernsteuerung, mit der er eine Modellyacht über den See lenkte und sie in eine Richtung zu drehen versuchte, daß der Wind in die kleinen weißen Segel blies. Elizabeth beobachtete das Schiff und sah, wie die Segel sich plötzlich blähten.
    Ich setzte mich auf den Hang, nahm ihre Hand und zog sie mit sanftem Nachdruck zu mir hinunter. Sie setzte sich neben mich. Ich wußte, ich konnte nichts sagen. Ich hatte schon zu viel gesagt. Ich wartete schweigend. Sie nahm die Augen nicht von den kleinen weißen Segeln.
    »Ich habe das ernst gemeint«, sagte ich schließlich. »Es gibt keinen Grund, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Ich kann das alles nicht erklären. Ich habe mich in Sie verliebt … Ich mußte erleben, wie ich die Nerven verloren habe, meinen Willen, und habe endlich erkannt, wer ich bin – meines Vaters Sohn. Aber ich habe Sie gefunden. Es ist, als hätte ich einen verborgenen Schatz gefunden.«
    »Hören Sie auf. Sie müssen damit aufhören«, sagte sie mit stockender, schwankender Stimme. Sie war den Tränen nahe. »Bitte, Ben …« Sie blinzelte; ihre Augen schimmerten feucht. »Das alles ist falsch, Sie hätten das alles nicht sagen sollen. Ich bin keine Frau für Sie. Wie sollte ich auch! Für mich kann es keinen Mann geben. Ich bin immer noch Ordensschwester …« Sie weinte jetzt, wischte hilflos die Tränen fort. »Das alles tut so furchtbar weh …« Sie konnte nicht mehr reden. »Bitte, hören Sie mir zu …«
    »Nein, ich werde Ihnen nicht zuhören!« Ihr Zorn flammte auf wie ein Leuchtfeuer. »Wenn ich Ihnen etwas bedeute, wie Sie behaupten, dann hören Sie damit auf. Sie werden nicht mehr so mit mir reden. Sie werden daran denken, wer und was ich bin … und Sie werden respektieren, was ich bin.«
    Unsere Blicke trafen sich. In ihren Augen lagen Trotz und Herausforderung; die Tränen auf ihrem Gesicht trockneten. Für einen winzigen Augenblick hatte ich die wirkliche Elizabeth gesehen. Aber jetzt verwehte sie wieder, wie ein flüchtiger Hauch. Ich hatte alles falsch gemacht. Ich hatte sie wieder einmal verscheucht, als ich sie berührt hatte. Ihr Gesicht war weiß vor innerer Anspannung; ihre Lippen zitterten; in den Augen lag jetzt Schmerz. Ich dachte nicht nach. Ich legte die Hände auf ihre Schultern und zog sie zu mir heran und küßte sie, und ihre Lippen waren so weich, und alles war fremd und neu für sie, und ich spürte, wie ihr Widerstand erlahmte, spürte, wie sie in meinen Armen zitterte, als wären der Zorn und der Trotz nur leere Gesten gewesen, und ich küßte ihren Mund und ihre Wangen, schmeckt das Salz ihrer Tränen, nahm den Geruch ihres Haars in mich auf, spürte ihre Brüste. Elizabeth …
    Langsam, sanft, löste sie sich von mir. Ich lächelte sie an, hoffnungsvoll, und sah dann voller Unglauben, wie sie den Kopf schüttelte. Nein, nein, nein. Ich konnte es in ihrem Gesicht lesen: Angst. Sie hatte Angst vor mir. Angst wie die Nonne, die Hexe, vor der Inquisition, vor der Folter und dem Feuertod.
    Leichenblaß starrte sie mich an. Ich sah alles in ihrem Gesicht. Alles. Ihre Ablehnung. Und in meinem Innern hörte ich eine Stimme flüstern. Vielleicht hätte ich wissen müssen, daß ich dir nicht vertrauen kann. Du bist eine von ihnen, und du bleibst eine von ihnen, und wenn ich dir dennoch vertraut habe, so ist es meine Schuld, nicht deine. Sie starrte mich an, durch mich hindurch, als wären wir beide wahrhaftig in einem endlosen Alptraum von sinnloser, unmöglicher Liebe gefangen. Du bist, was du bist, aber keine Frau.
    »Ich wollte nicht reden«, flüsterte sie. »Sie haben mich dazu gebracht.«
    Ich schwieg. Ich wußte nichts mehr zu sagen.
    »Driskill …« Ich konnte sie kaum mehr hören. »Bitte, schauen Sie mich nicht so an, Ben.«
    Ich erhob mich. »Kommen Sie, Schwester?« Ich hielt ihr die Hand hin.
    Sie schüttelte den Kopf. Ich ging. Ich lief ziellos durch die Gruppen der Touristen und Priester. Die Priester waren allgegenwärtig. Die Neuigkeit hatte die Runde gemacht. Der Papst lag im Sterben. Und sie alle strömten nach

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